Filmkritik von Cronn
Die Kino- und Filmlandschaft in Spanien ist ununterbrochen auf einem hohen Niveau. Auch in Mexiko ist eine eigenständige Filmwirtschaft mit innovativen Regisseuren seit vielen Jahren bereits aktiv. Ein Beispiel hierfür ist Guillermo tel Toro, der schon in Hollywood Fuß gefasst hat. Mit Filmen wie Pans Labyrinth hat er sich ein treues Publikum im phantastischen Bereich erschlossen.
Der Regisseur von The Chain, David Martin Porras, hat sich allerdings dazu entschlossen, im Independent-Bereich seinen Film zu realisieren. Dies war mit einigen Schwierigkeiten gekoppelt, vor allem im Bereich der Finanzierung, woraus weitere Probleme resultieren.
Herausgekommen ist dabei aber ein spannender Film, dem man seine Entstehungsprobleme nicht anmerkt. Ob er allerdings gelungen ist, das soll die nachfolgende Kritik aufzeigen.
Zunächst ein paar Sätze zum Inhalt.
Inhalt:
Als er nach Hause zurückkehrt, ahnt er schon, dass die nächste Zeit eine Prüfung für ihn bereithält: Der junge Augenarzt Mike (John Patrick Amedori) soll die Praxis seines Vaters übernehmen. Dieser ist zunehmend demenzkrank. Mikes Mutter (Adrienne Barbeau) leidet unter den jähzornigen Ausfällen ihres Ehemanns, was den Sohn verstört.
Gemeinsam mit seiner Ehefrau versucht er seiner Mutter beizustehen. Aber das wird erschwert dadurch, dass Mike zunehmend an sich selbst Anzeichen eines neurologischen Leidens feststellt. Schnell wird durch eine ärztliche Diagnose klar: Er hat dasselbe Krankheitsbild wie sein Vater.
Mike sucht Hilfe in einer psychologischen Therapie. Dort gerät er in einen geheimen Zirkel namens »The Chain«. Hier helfen sich die Teilnehmer heimlich gegenseitig beim Suizid. Doch wer sterben will, muss also zuvor töten. Mike gerät in eine tiefschwarze Spirale in den Abgrund.
Kritik:
David Martin Porras hat sich mit diesem Film eines schweren Themas angenommen: Demenz und ihre Folgen für die Familie. Hinzu kommt noch ein weiteres Thema: Suizid. Kein leichter Stoff für einen Thriller und dementsprechend ist zu würdigen, wie es dem Regisseur und dem Drehbuchautor gelingt, beide Themen anzusprechen und recht gut auszugestalten. Dies ist auch den Leistungen der Schauspieler zuzuschreiben, wobei leider der Hauptdarsteller über weite Strecken etwas blass wirkt und gerade die Nebendarsteller brillieren, allen voran Adrienne Barbeau (bekannt aus dem Gruselklassiker The Fog von John Carpenter) und Ray Wise.
Das Drehbuch ist bis hin zum finalen Storytwist, der leider etwas vorhersehbar ist, recht geschickt angelegt. Die Geschichte rund um den Geheimzirkel entfaltet ab der zweiten Hälfte eine Gänsehaut erzeugende Faszination. Die aktive Sterbehilfe wird dabei durchaus im Ansatz differenziert dargestellt und nicht rein positiv glorifiziert. Dennoch erscheint der Umgang mit dem Thema Suizid etwas zu plakativ.
Das Thema Demenz wirkt noch lange im Rezipienten nach, was vor allem an der sehr stimmigen Parallel-Montage von Vater und Sohn festzustellen ist. Dieselben Kamerawinkel in speziellen Szenen erzeugen dies. Unwillkürlich beginnt man sich zu fragen, wie man selbst in solch einer Situation reagieren würde. Ein dumpfes Gefühl der Beklemmung macht sich breit.
Fazit:
»The Chain« erzeugt in seinen besten Momenten ein beklemmendes Gefühl im Zuschauer, das noch lange nachwirkt. Zum Thema Suizid ist es allerdings über weite Strecken ein zu plakativer Diskussionsbeitrag, wobei durchaus Ansätze der Differenzierung vorhanden sind, die aber zu gering ausgewertet werden.
Es bleibt unter dem Strich ein sehenswerter Thriller, der mit Drama-Elementen angereichert ist und dadurch teilweise eine sensible Tiefe erreicht, die in diesem Genre nicht gewöhnlich ist.
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