Those Who Remain (PC)
 
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Those Who Remain

Rezension von Cronn

 

Ich stehe vor der heruntergekommenen Tankstelle und beobachte, wie sich das Neonschild mit dem Pfeil darüber ein- und ausschaltet.

Die Dunkelheit umhüllt mich wie ein Mantel. Nur wenig Licht vor mir, das von der Notbeleuchtung der Gas Station ausgeht. Ich befinde mich in Dormont und eigentlich wollte ich mein Auto wiederfinden, das meine durchgeknallte Freundin gestohlen hat, aber nun bin ich selber auf der Flucht vor der Finsternis – und dem, was darin lauert.

Langsam schreite ich auf das Gebäude zu. Der Eingang ist verbarrikadiert. Die Fensterfront ist mit Brettern vernagelt. Ich muss irgendwie hineinkommen, denn nur dort kann ich Hilfe bekommen. Irgendjemand antelefonieren, vielleicht. Aber wie komme ich rein? Auf der Rückseite befindet sich ein offenes Fenster. Das ist meine Chance! Ich muss zur Rückseite des Gebäudes.

Auf beiden Seiten der Gas Station ist Dunkelheit. Und dort warten sie. Die finsteren Gestalten mit den leuchtenden Augen und den wabernden Umrissen. Ihnen darf ich nicht zu nahe kommen, sonst töten sie mich mit ihren Messern und Äxten. Hm, was tun?

Schräg vor der rechten Gebäudeseite steht ein Auto. Vielleicht kann ich mit dessen Scheinwerfern die rechte Außenwand beleuchten und somit die finsteren Herren verscheuchen? Sie scheuen das Licht, muss dazu gesagt werden.

Aber ich kann das Auto nicht öffnen. Es ist mit irgendetwas umwunden, das unsichtbar ist. Seltsam. Da sehe ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite die Tür und weiß, dass dies der Übergang in die Anderwelt ist. Sicher finde ich dort den Hinweis darauf, was das Auto umfangen hält …

 

Those Who Remain heißt der Titel, der von dem Indie-Entwickler Camel 101 programmiert wurde. Herausgegeben wird das Game von dem Entwickler Wired Productions. Das Spiel ist eine Mischung aus Adventure und Survival-Horror. Und wie gelungen es ist, das soll die nachfolgende Rezension aufzeigen.

 

Hintergrund:

Als Spieler übernimmt man die Rolle von Edward, der eine Affäre außerhalb seiner Ehe hat. Um diese Affäre zu beenden, willigt er ein, sich mit seiner Geliebten im Golden Oak Hotel zu treffen, außerhalb der Stadt Dormont.

Doch als er dort eintrifft, scheint alles verlassen zu sein und auch seine Geliebte erweist sich mit ihrem Verhalten als sehr merkwürdig. Was ist geschehen? Und wie kann Edward zurückfinden?

 

Mehr soll an dieser Stelle nicht über die Story gesagt werden. Sie dreht sich u. a. um Verlust und persönliche Grenzsituationen, die mit geistigen Instabilitäten einhergehen, soviel darf genannt werden, ohne zuviel zu verraten.

Die Geschichte ist durchaus gelungen und wird wie in einem guten Thriller nach und nach aufgedeckt. Dies geschieht in der Spielwelt selbst mit Hinweisen, aber vor allem durch Cut-Scenes.

 

Gameplay:

Man spielt in der Ego-Perspektive als Edward, der sich durch die meist in große Dunkelheit getauchten Level bewegt. Dabei ist »Those Who Remain« über weite Strecken wie ein Puzzle-Spiel aufgebaut. Als Levelbegrenzungen dienen die finsteren Herren, die in der Dunkelheit stehen und mit leuchtenden Augen Edward beobachten. Sie reagieren nur, wenn er ihnen zu nahe kommt. Durch Licht können sie verscheucht werden. Dieses Spielelement wird immer wieder verwendet. Es kommt also darauf an, Lichtquellen zu finden oder sie zu aktivieren und dann zu benutzen.

 

Als weiterer Aspekt von »Those Who Remain« kommt ein Survival-Horror-Element hinzu. Ab und an wird man von einem Wesen gejagt, dem man durch Davonlaufen entkommen muss. Dies kennt man von vielen anderen Horror-Games. Allerdings gibt es keine Chance auf Verstecken in Schränken oder Gegenwehr wie beispielsweise in Remothered. Einzig die Flucht hilft. Dies gelingt auch meist sehr einfach. Allerdings wird dieses Element meist mit einem Rätsel kombiniert, wodurch das Game mehr Druck auf den Spieler erzeugt.

 

Auch das herkömmliche Finde-und-benutze-Gegenstand-Spielelement kommt vor. Dabei ist es nicht immer einfach, die benötigten Gegenstände zu finden. Dadurch dass jede Schublade eines jeden Bürotisches einzeln aufzuziehen ist, ist man viele Minuten damit beschäftigt. Das ist repetetiv und verkommt schnell zur nervigen Fleißarbeit.

 

Ab und an gelangt man in eine Anderwelt, die mit surrealen Physikeffekten aufwartet und auch sonst sehr bizarr daherkommt. Diese Anderwelt ist vom Artdesign her eine gelungene Abwechslung zu den betont realistischen Sets im Rest des Spiels.

 

Die Puzzles sind anfangs recht einfach und fügen sich in die Mechanik des Spiels gut ein. Aber am Ende werden manche Puzzles zu nervigen Try-And-Error-Aufgaben. Aufgelockert wird das Design des Spiels durch einige Passagen, in welcher der Wechsel von Realität und Anderwelt abrupt und ohne Kontrolle des Spielers passiert. Auf diese Weise lassen sich auch recht interessante Wege-Rätsel gestalten.

 

Grafik und Sound

Die Grafik von »Those Who Remain« ist recht ordentlich gelungen. Die Auflösung der Texturen ist gut, wenngleich die Anzahl der Polygone pro Objekt als relativ gering einzuschätzen ist. Die Ausleuchtung erscheint manchmal zu unnatürlich auf Dunkelheit getrimmt, gerade wenn Lichtquellen vorhanden sind wirken manche Stellen zu dunkel angesichts der Lichter. Dunkelheit ist stets stimmungsvoll in Spielen, aber wenn es unrealistisch wirkt, verpufft die Wirkung schnell.

 

Sehr gelungen ist das Physikmodell. Viele, leider nicht alle, Gegenstände im Spiel können aufgehoben, herumgetragen und weggeworfen oder abgelegt werden. Das nutzt »Those Who Remain« auch für einige Puzzles. Leider kann man nicht auf Gegenstände springen und somit ist das Treppen-Bauen mittels Kartonboxen sinnlos. Schade.

 

Auch gibt es bewegliche Lichtquellen, wie Deckenlampen. Diese wackeln bei Berührung heftig umher und erzeugen ein hektisches Licht- und Schattenspiel. Leider ist auch das eher die Ausnahme als die Regel.

 

Der Detailgrad ist ordentlich. Es gibt durchaus zahlreiche Objekte im Spiel, welche die Umgebung natürlich wirken lassen. Dies bezieht sich auf Gegenstände in den Häusern, wie Lampen, Kerzen, Bücher und dergleichen mehr.

 

Die Musik von »Those Who Remain« ist meist ein atmosphärischer Soundtrack, der sich im Hintergrund bewegt. Die restlichen Sounds sind stimmig, aber wenig spektakulär. Die Sprecher machen ihre Aufgabe gut.

 

Fazit:

»Those Who Remain« ist ein Horrorspiel, das vom Art-Design her an Serien wie Stranger Things erinnert und vom Spieldesign her sich an Survivalhorror-Games orientiert. Es erreicht nicht die Qualität von AAA-Spieleproduktionen, das muss klar gesagt werden. Doch wenn man sich auf das Puzzledesign einlässt, kann man sich bis auf einige Ausnahmen am Ende zumeist recht ordentlich unterhalten fühlen.

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PC-Spiel:

Those Who Remain

101 Camel / Publisher: Wired Productions, 28. Mai 2020

 

Erhältlich bei: steam


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Erstellt: 11.06.2020, zuletzt aktualisiert: 13.04.2024 08:22, 18670