Tod in Neverland (Autor: Ronald Malfi)
 
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Tod in Neverland von Ronald Malfi

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension:

Moderner Horror: Atemberaubend schnell, hochgradig brutal und bisweilen nicht immer einer nachvollziehbaren Logik folgend? Besonders garstige Kritiker werfen ebenjene Argumente stets in den Raum, wenn es darum geht, weniger das Für als das Wieder dieser literarischen Gattung infrage zu stellen. Insofern dürfte Ronald Malfis Roman (und deutschsprachiges Debüt) sicherlich den einen oder anderen Nörgler zum Verstummen bringen. Denn anders als die Kollegen vom Schlage Keene & Co. hat sich der Mann für eine Prosa entschieden, die man grob als Schnittmenge aus verträumt-gotisch und dem ähnlich gelagerten, freilich modernerem Stil eines Peter Straub umschreiben kann. Ein richtiger Schritt? Oder vielmehr doch das Gegenteil?

Dreh- und Angelpunkt von The Fall of Never (so der Originaltitel) ist Kelly Rich, eine aufstrebende und entschlossene Dokumentarfilmerin Mitte Zwanzig, die ihren Erfolg im Großstadtdschungel New York finden möchte. Für sie gibt es nur den Blick nach vorne – und niemals das Gegenteil. Aus gutem Grund.

Doch so gut sich Kelly von ihrer Vergangenheit abgekapselt haben mag, den dunklen Schatten von einst kann sie dennoch nicht entrinnen. Ausgerechnet in der gebrechlichen, an den Rollstuhl gefesselten älteren Dame Nelly Worthridge manifestieren sich die vergessen geglaubten dunklen Kapitel von einst in – nur scheinbar – wirren Wortkanonaden, welche ausnahmslos als Nebenprodukt ihres damit einhergehenden Schlaganfalls angesehen werden – außer von Kelly. Unmittelbar nach jener unheimlichen Episode erhält sie die grausige Bestätigung in Form eines Telefonanrufs, dessen Grund alles andere als erfreulich ist, wurde Kellys jüngere Schwester in den dichten Wäldern ihres Heimatortes überfallen und schwer verletzt. Trotz der unschönen Erinnerungen beschließt Kelly, ihr Filmprojekt auf Eis zu legen und zurück nach Spires zu fahren; jenem abgelegenen Ort, in dem sie ihre Kindheit verbracht hatte. Doch je näher sie ihrem Ziel kommt, desto deutlicher wird das Grauen von Einst; erhalten die bestenfalls fragmentarischen Nebelwolken langsam aber sicher eine Gestalt – oder besser gesagt eine Form. Die Form einer Nervenheilanstalt für Kinder und Jugendliche, der negative Höhepunkt einer von Abweisungen und Herzlosigkeit geprägten Kindheit. Doch aus welchem Grund hatten Kellys Eltern ihre Tochter dorthin verfrachtet? Die Lösung scheint mit dem Angriff auf Kellys Schwester verbunden zu sein. Und einigen verschwundenen Jägern. Und natürlich auch mit den, das elterliche Anwesen umgebenden Wäldern selbst. Letztlich hat Kelly keine andere Wahl: sie muss sich dem Unbekannten stellen; der namenlosen Bedrohung, die untrennbar mit ihr verbunden zu sein scheint …

 

Mystery, Gothic, Märchen – für sein deutschsprachiges Debüt »wildert« Ronald Malfi in altbewährten, aber eigentlich nicht unbedingt als zeitgemäß verschriebenen Segmenten der schauerlichen Unterhaltung. Dabei verlässt er sich freilich keineswegs auf die großen Vorbilder, sondern nutzt sie lediglich als eine Form der groben Orientierung. Unterm Strich ist der Tod in Neverland nämlich zu hundert Prozent die Stimme eines jungen, aufstrebenden und mit zweifellos unglaublichem Talent gesegneten Nachwuchsautoren, die es jederzeit problemlos schafft, den Klassikern die Stirn zu bieten. Dabei werden die wunderbare Atmosphäre, eindringliche Charaktere sowie eine immer intensiver werdende Spannung zu einem bemerkenswerten Ganzen verwebt, das zudem durch die bemerkenswert einfallsreiche Auflösung und perfekt platzierten Momenten des Schreckens komplettiert wird. Jedoch setzt Malfi weniger auf die Erfolgsformel »Guts and Gore« wie viele seiner anderen Kollegen, als vielmehr auf eine rätselhafte, nicht immer stringent vonstatten gehende Story, der es aber gleichermaßen mühelos gelingt, ob der eindringlichen Bilder und dem rätselhaften Labyrinth aus Gegenwart und Vergangenheit den Leser am Kragen zu packen und ordentlich durchzuschütteln.

 

Fazit:

Mit »Tod in Neverland« hat Ronald Malfi ein ungemein spannendes, zu keiner Sekunde langweiliges Mystery-Meisterwerk geschaffen, welches den besten Vertretern des Genres in Nichts nachsteht. Eine absolute Kaufempfehlung für Freunde des Genres!

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404192003012ebb2cbb
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Buch:

Tod in Neverland

Autor: Ronald Malfi

Original: The Fall of Never

Taschenbuch, 509 Seiten

Otherworld-Verlag, Januar 2011

 

ISBN-13: 978-3800095377

ASIN: 3800095378

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B004WBSMX0

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 22.06.2011, zuletzt aktualisiert: 02.12.2021 18:51, 11900