Yasmin Shakarami ist in ihrem Leben buchstäblich multikulturell aufgewachsen. Die Tochter eines Iraners und einer Ungarin verbrachte ihre ersten Jahre in München, lebte direkt nach dem Abitur eine längere Zeit in Tokio und nach ihrem Studium in Vancouver. Heute lebt sie wieder in München und hat ihre eigenen Erfahrungen in ihrem Debütroman Tokioregen mit eingearbeitet.
Malu will aus guten Gründen nur weg von Zuhause und ergreift deshalb die Chance, an einem Schüleraustauschprogramm teilzunehmen und ein Jahr in Japan zu verbringen, dass sie leidenschaftlich liebt, seit sie sich ganz in Mangas und Animes vergraben hat. Deshalb trifft es sich ganz gut, dass ihre Gastfamilie in Tokio lebt.
Von ihrer Gastfamilie liebevoll aufgenommen lernt sie schon bald die vielen Facetten der japanischen Kultur kennen, schafft es aber auch immer wieder in ein Fettnäpfchen zu treten. Und in der Schule lernt sie schließlich Kentaro kennen, in den sie sich verliebt und der ihr auch schon bald die Stadt aus einer ganz anderen Sicht zeigt. Bis ein Erdbeben alles auf den Kopf stellt.
Manga und Animefans fragen sich vermutlich immer mal wieder, wie sehr die Geschichten auch wirklich die Realität in Japan wiedergeben oder mit der Lebenswirklichkeit der jungen Leute dort widerspiegeln, speziell die in Tokio.
Daher sind die Romane um so wertvoller und interessanter, deren Autoren das Leben in der Metropole selbst längere Zeit miterlebt haben und daher auch einiges an persönlichen Wissen und Erfahrungen einbringen können. So wie Yasmin Shakarami, die weiß, von was sie spricht, selbst die Katastrophe auf die angespielt wird, hat sie miterlebt.
Das Buch ist eine Liebeserklärung an die facettenreiche japanische Kultur, spiegelt die Umgebung, wie sie auch junge Austauschschüler durchaus miterleben könnten, wieder und versucht möglichst nach an der Wirklichkeit zu bleiben.
Natürlich gibt es auch Abstriche, um die Handlung spannender und interessanter zu gestalten, so wird die Darstellung der Yakuza sicherlich verharmlost, und Kentaro ist ein junger Japaner, wie er perfekter nicht sein könnte, das Buch macht aber dennoch Spaß.
Die Erzähweise ist heiter, garniert mit sehr viel Augenzwinkern und humorvollem Momenten, wenn die Heldin natürlich immer wieder in Fettnäpfchen tappt und sich vertraute Klischees dann doch irgendwie als wahr erweisen.
Dramatisch wird es mit den Erdbeben, aber auch hier bewahrt sich die Autorin eine positive Einstellung. Geheimnisse sorgen zudem dafür, dass die Hauptfiguren interessant bleiben und auch ein Hauch von Magie mit hinein spielen darf, als die Katastrophe zuschlägt. Das Ende ist versöhnlich und den Entwicklungen angemessen und lässt den Leser zufrieden zurück. Und auch wenn die Geschichte sich an Jugendliche und junge Erwachsene richtet, Spaß kann man auch haben, wenn man eher zu den älteren Semestern gehört.
Die Romantik bekommt durchaus ihren Raum, erstickt aber nicht alles. Sie ist geschickt in die Handlung eingebettet, die aber vor allem durch den Kulturclash im Alltag lebt.