Tote Zeugen lügen nicht (Autor: Björn Bottolvs)
 
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Tote Zeugen lügen nicht von Björn Bottolvs

Rezension von Björn Backes

 

Story:

Jo Kaasa und seine samische Kollegin Riita wollen der traurigen Verpflichtung nachkommen, dem geschätzten Arzt Ole Claustorp vom Unfalltod seiner Frau zu berichten, als sie in dessen Wohnung ein schreckliche Entdeckung machen: Claustorp selber liegt in einer Blutlache und überdeckt mit seinem Körper eine quäkende Puppe. Die Ermittlungen führen in die Wohnung eines Patienten namens Erik Dahl, dessen Leiche als nächster abstoßender Fund verbucht werden muss. Kaasa und sein Team stehen vor einem Rätsel, denn obschon die polnische Liebhaberin Dahls, Maria Dabrowa ein handfestes Geständnis ablegt, wirken ihre Aussagen widersprüchlich. Hinzu kommt, dass sich die eigenartigen Begegnungen in der direkten Umgebung der Tatorte häufen: Eine Frau zündet unter einer Brücke tagtäglich Lichter an, eine weitere Dame sucht auffällig Kaasas Nähe, und als letztes muss sich der Hauptermittler auch noch mit seinem Sohn plagen, der nicht eingestehen will, dass die Scheine in seiner Jacke auf kriminelle Art und Weise beschafft wurden. Doch erst als Dabrowa sich entschließt, ihre Aussage zu korrigieren, kommt langsam Licht ins Dunkel…

 

 

Rezension:

Die winterlichen Schauplätze Skandinaviens sind alleine im Hinblick auf ihre ganz spezielle Atmosphäre meist mit den bestmöglichen Rahmenbedingungen versorgt, um einen beklemmenden Kriminalroman von Beginn an in die richtige Spur zu lenken. Und so verhält es sich auch mit Björn Bottolvs’ aktueller Geschichte „Tote Zeugen lügen nicht, die sehr furios startet und mit den beiden Leichenfunden ein Spektakel inszeniert, das für die noch nachfolgenden 250 Seiten eine Menge verspricht. Allerdings verstrickt sich der Autor schon auf den ersten Seiten in viel zu viele hektische Handlungsabläufe und gewährt seiner Erzählung keinen echten Fluss. Unheimlich viele Gestalten drängen als vermeintliche Protagonisten in die Handlung, dazu werden kontinuierlich neue Plot-Ebenen erstellt, die nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbar sind, und zu guter Letzt – und das ist verheerend – muss man jede noch so befremdliche Wendung einfach schlucken, auch wenn ihr Inhalt keine echte Verbindung zum bisherigen Romangeschehen aufweisen kann.

Während man also gerade in der ersten Hälfte des vergleichsweise kurzen Textes ausgiebig damit beschäftigt ist, Personen und Gegebenheiten zuzuordnen, kann man sich im Laufe der zweiten Halbzeit endlich auch einmal mit der Story an sich und ihrem schleppenden Spannungsaufbau auseinandersetzen – nur ist bis hierhin leider schon ein bisschen zu viel passiert, als dass man von einer harmonischen Spannungskurve sprechen dürfte.

 

Davon abgesehen sind die beiden Mordfälle bzw. ihr gemeinsamer Hintergrund auch nicht mit einem übermäßig großen Potenzial gesegnet. Die Hintergründe wirken anfangs spektakulärer, als sie es in ihrer Auflösung schließlich sind, aber auch die Bemühungen der Protagonisten sind bei weitem nicht so leidenschaftlich und in dieser speziellen Form intensiv, wie es der skandinavische Krimi seit jeher hergibt. Lediglich zur Mitte der Geschichte ist ein kurzes Hoch zu verzeichnen, als sich die ersten Puzzlestücke zusammensetzen. Doch mit der vergleichsweise banalen Entwicklung der Nachforschungen, die gewissermaßen auch mit den recht blassen Charakterzeichnungen in Verbindung stehen, und dem erschreckend langweiligen Finish tut sich Bottolvs in keiner Phase des Romans einen echten Gefallen. Vieles plätschert einfach nur dahin und gewinnt die fehlende Lebendigkeit nur über die absolut unangebrachte Hektik. Letzten Endes versucht der Autor dann auch noch, ein kleines Familiendrama in der Kaasa-Familie einzuschieben, das jedoch ebenfalls aufgesetzter kaum sein könnte. Das Resultat: Viel Schatten im eh schon verschneiten Handlungsschauplatz Oslo – oder anders gesagt: Bei weitem nicht die überzeugende Story, die sich in den ersten Kapiteln anbahnte!

 

 

Fazit:

Mit „Tote zeugen lügen nicht“ hat Björn Bottolvs einen der meist enttäuschenden diesjährigen Krimis aus dem skandinavischen Raum publiziert. Die Geschichte hat zu Beginn noch ein ordentliches Potenzial, flacht aber immer deutlicher ab bis sie sich irgendwann fast selbst aufgibt!

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202403281832512d37a395
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MEDIUM:

Tote Zeugen lügen nicht

Autor: Björn Bottolvs

Broschiert: 304 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur (1. Oktober 2009)

Sprache: Deutsch

ISBN-10: 3426502089

ISBN-13: 978-3426502082

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 13.10.2009, zuletzt aktualisiert: 02.12.2021 18:51, 9403