Traumscherben (Autorin: Heike Reiter)
 
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Traumscherben von Heike Reiter

Rezension von Ramona Schroller

 

Klappentext:

Vielleicht wäre es noch ewig so weitergegangen. Vielleicht hätte sich niemals etwas geändert. Wenn Leonie an diesem Tag nicht den Square du Vert-Galant besucht hätte. Wenn sie wie gewöhnlich allein mit ihrem Problemen geblieben wäre Wenn ...

Aber Leonie war hier. Jetzt und heute.

Noch wußte sie nicht, was das bedeutete. Noch war alles wie immer. Die Veränderung kam weder plötzlich noch schnell. Doch das Räderwerk des Schicksals hatte sich in Bewegung gesetzt. Ganz langsam. Ohne Hast und Hektik.

Im Straßenlabyrinth von Paris findet Leonie eine wunderschöne Feder. Mit ihren Regenbogenfárben bringt sie Leben in den grauen Alltag der jungen Frau. Paris wird zu einem Zauberreich voller Geheimnisse.

Leonie entdeckt das zweite Gesicht der faszinierenden Stadt an der Seine: Das Licht, aber auch die Schatten ...

 

 

Zusammenfassung:

Leonie hat ein gewaltiges Problem: Sie kann keine Entscheidungen treffen. Immer läßt sie sich mitschleifen, von allen, ihrem Mann, der sie nach Paris bringt, von ihren Freunden und Bekannten, die sie für sich einspannen. Und es kommt, wie es kommen muß, Leonies Ehe brökelt, ihr Mann ist nie zu Hause, und sie selbst unfähig, etwas an ihrer Lage zu ändern.

Bis zu dem Tag, an dem sie erst das regenbogenfarbene Boot sieht und dann diese wundervolle Feder findet. Die Feder, die in allen Farben leuchtet und ihr Leben in neuem Glanz erstrahlen läßt.

 

 

Rezension:

Häuser,die flüstern, Bäume, die Geschichten erzählen, Wasserspeiher, die ihre Welt bewachen. All dies und noch viel mehr bringt Heike Reiter in ihrem neuen Roman „Traumscherben“ unter. Und sie schreibt so mitfühlend, so bildreich und phantastisch, daß dem Leser mehr als einmal die Tränen in die Augen treten über diese wundervolle Bühne, auf der sie ihre Figuren auffahren läßt.

Wenn man mich fragen würde, als was ich dieses Buch bezeichnen würde, meine Antwort wäre klar: ein modernes Märchen. Keines mit Prinzen und Prinzessinnen, keines mit Königen und Hexen, Drachen und Einhörnern. Nein, ein Märchen, wie es nur eine Stadt von heute hervorbringen kann. Eine Stadt mit Geschichte, mit Höhen und Tiefen.

Paris ist in diesem Roman nicht nur ein Ort, an dem die Handlung zufällig spielt. Paris selbst ist einer der Hauptdarsteller. Die Stadt lebt, sie scheint zwischen den Zeilen zu sprechen, zu flüstern, zu berichten.

Leonie, die schöne Heldin, ist eine normale Hausfrau, keine Prinzessin mit gläsernen Schuhen. Ihr Weg ist hart und steinig, und mehr als einmal möchte man als Leser ihr einen gewaltigen Schubs in die richtige Richtung geben. Wenn sie doch nur endlich hören würde! Doch der Roman ist wie das Leben, Leonie muß ihren Weg gehen, mit allen Sackgassen und Holpersteinen. Denn nur an ihrem Scheitern kann sie wachsen. Nur wenn sie hinfällt, kann sie wieder aufstehen.

Saphir, dieser geheimnisvolle Fremde, der in Leonies Leben tritt, scheint erst eine Art verwunschener Prinz zu sein, bis Leonie und auch der Leser erkennen, was und wer er wirklich ist. Und ebenso wie Saphir geht Reiter auch mit den anderen Charakteren um. Sie alle haben Licht- und Schattenseiten. Alles ist gut wie böse. Und wer will denn überhaupt entscheiden, was gut und böse ist?

Ein weiterer Punkt, der mir persönlich in diesem Roman sehr zugesagt hat, ist die allmähliche Einflußnahme des phantastischen Elementes, um schließlich in einem farbenfrohen Feuerwerk zu sprühen. Paris, die Stadt der Liebe, erscheint erst ganz normal, selbst dieses regenbogenfarbene Boot könnte dazu gehören. Doch je tiefer Leonie, und mit ihr der Leser, in ihr Abenteuer eindringt, umso phantastischer, sphärischer und geheimnisvoller das, was geschieht. Als Beispiel sei an dieser Stelle eine wundervolle Szene genannt, die mich im wahrsten Sinne des Wortes verzaubert hat: Leonie und Saphir im geheimen Garten und Leonie opfert ihre blaue Lilie einem steinernen Engel. Diese Geste wirkte in diesem Zusammenhang mindestens ebenso kraftvoll wie der tödliche Schwerthieb eines Drachentöters.

„Traumscherben“ ist kein actionreicher Roman. Er ist still und romantisch, voller Anspielungen, die der Leser erst einmal verarbeiten muß. Er ist märchenhaft und wundervoll einfühlsam. Ein Roman für Herz und Seele, ein Roman, der einen zum Träumen bringt.

Postkartenidylle bis Skurilität bieten auch die Photos, die den Roman begleiten. Artur Kittlitz jr., der auch schon Reiters Erstling „Jenseits des Wächtersteines“ illustrierte, zeigt hier einmal mehr seine Kunst. Und, im Gegensatz zum ersten gemeinsamen Buch, empfinde ich die Photos hier tatsächlich als begleitend und ergänzend. Obwohl es bei Reiters bildreichem Stil gar nicht wirklich nötig wäre, dennoch bieten die Bilder einen gewissen Zusammenhang. Auf jeden Fall eine lohnende Partnerschaft zwischen der Autorin und dem Photografen.

Alles in allem übertrifft „Traumscherben“ meines Erachtens den ersten Roman Reiters. Er ist traumhafter, sinnlicher, märchenhafter. Und wieder beweist die Autorin ihr Können und ihr Einfühlungsvermögen.

 

Mein Fazit: Ein Buch, das man wirklich gelesen haben sollte. Fantasy jenseits imaginärer Welten, leise und still. Und doch unglaublich kraftvoll.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240329093445b862e8e5
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Titel: Traumscherben

Autorin: Heike Reiter

Photographien von Artur Kittlitz jr.

DüsselART Verlag

Erhältlich bei: DüsselART Verlag


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Erstellt: 09.09.2005, zuletzt aktualisiert: 26.03.2024 16:30, 1235