Twelve Kingdoms, Vol. 1 (DVD)
 
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Tewlve Kingdoms, Vol. 1 (DVD)

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

In den mystischen Zwölf Königreichen tauchen immer häufiger Dämonen auf, als ein geheimnisvoller Fremder die japanische Schülerin Yoko durch ein magisches Portal entführt.

 

Eine kleine Vorbemerkung: The Twelve Kingdoms ist als Fernsehserie mit 45 Episoden konzipiert. Damit werden die Romane und Kurzgeschichten von Fuyumi Ono der Reihe bis etwa Band fünf adaptiert; es gibt jedoch klare Diskrepanzen. Auf DVD wird die Serie in insgesamt fünf Teilen zu je 2 DVDs mit neun Episoden veröffentlicht, d. h., der hier vorliegende erste Teil enthält zwei DVDs, wobei die erste die Episoden 1 bis 5 und die zweite die Episoden 6 bis 9 enthält. Normalerweise würde ich die Episoden einzeln beschreiben, aber da sie in diesem Epos sehr eng zusammenhängen, differenziere ich in dieser Filmkritik zwischen ihnen nicht.

 

Nakajima Yoko bemüht sich es allen recht zu machen: den Eltern, den Lehrern, den Mitschülern. Sie ist klug und fleißig; sie ist ein braves Mädchen. Nur ihre roten Haare mag sie nicht schwarz färben, auch wenn der Vater die ungewöhnliche Haarfarbe für ungebührlich hält. Doch bevor die Sache sich zuspitzt, taucht ein geheimnisvoller weißhaariger Fremder in der Schule auf. Er nennt sich Keiki und drängt Yoko mit ihm in ein fremdes Land zu kommen. Er leistet sogar einen Untertaneneid und gibt ihr ein magisches Schwert. Als schreckliche Monstren auftauchen, weigert sich Yoko zu kämpfen – ihre zufällig anwesende Klassenkameradin Sugimoto ist dagegen nur zu bereit mit dem Fremden zu gehen und das Schwert zu nehmen, doch Yoko ist die Auserwählte. Keiki ruft einen Geist herbei, der im Kampf Yokos Körper führt und so können sie sich mehr schlecht als recht gegen die Angreifer erwehren. Keiki nimmt Yoko sowie Sugimoto und deren Freund Asano mit durch ein magisches Portal, da sich Yoko sonst geweigert hätte ihn zu begleiten. Auf der Reise werden sie erneut angegriffen und finden sich nach einigen Wirren von Keiki getrennt in einem seltsamen Reich wieder. Die Bewohner sind ihnen feindlich gesonnen und nur Yoko beherrscht deren Sprache. Während Sugimoto die Führung der Gruppe übernehmen möchte und recht skrupellos dabei vorgeht, steht Yoko vor einer Zerreisprobe: Einerseits will sie es weiterhin allen recht machen und niemanden verletzen, andererseits wollen die meisten ihr Schaden zu fügen – Yoko will dringend nach Hause, da sich die ganze Situation nicht gehört.

 

Das seltsame Reich, in welches es Yoko und ihre Leidensgenossen verschlägt, sind die Zwölf Königreiche. Das sind acht Königreiche auf einer Hauptinsel und vier auf kleineren Inseln, die symmetrisch angeordnet sind, so dass sie an eine stilisierte Blume erinnern. Besucher aus Japan landen in Ko. Die Gesellschaftsform erinnert ein wenig an das mittelalterliche China, aber da der König die Besucher für die Ursache der Katastrophen in Ko hält, misstraut man Besuchern. Generell steht man Ungewöhnlichem skeptisch gegenüber: Auch die einheimischen Hanjyuu, Mischlinge zwischen Menschen und Tieren, wie auch die Sushei, die fahrenden Straßenkünstler, werden verachtet.

Insgesamt gibt es viele phantastische Elemente: Die Kinder werden nicht von ihren Müttern geboren, sondern von heiligen Bäumen geerntet. Kirin, heilige Tiere, welche die Gestalt von weißen Einhörnern oder Menschen annehmen können, sind die höchsten Diener der Könige. Dämonenwölfe und Riesenvögel machen die Lande unsicher. Es gibt viel Wunderbares zu entdecken; die meisten phantastischen Elemente entstammen aus den chinesischen oder japanischen Mythen.

 

Die zentralen Figuren sind für Animes ungewöhnlich vielschichtig und stimmig. Nakajima Yoko ist eine japanische Schülerin; die nette Teenagerin versucht es allen recht zu machen. Daraus ergibt sich ein sehr zurückhaltendes Verhalten. Auch kann sie sich nicht durchsetzten und ist darüber hinaus sehr furchtsam, versucht dieses aber durch Manieren ("Das gehört sich nicht", "Ich darf meine Eltern nicht enttäuschen", usw.) zu kaschieren. Wenn die Ereignisse sich nicht in ihrem Sinne entwickeln, dann wird sie schnell wehleidig. Sie ist durchaus klug und lernt schnell. Das schüchterne Mädchen ist außerdem in Asano verliebt, traut sich aber nicht sich ihm zu nähern: Asano ist mit Sugimoto zusammen (und es gehört sich nicht, dann mit ihm zu flirten) und außerdem fürchtet sie seine Zurückweisung. Rote Haare kommen bei Japanern natürlicherweise nicht vor: Sie sind ein äußeres Zeichen für die Auserwähltheit.

Doch mit ihrem Verhalten ist sie in den Zwölf Königreichen kaum überlebensfähig; nach einigen Rückschlägen will sie so hart wie Sugimoto sein. Später taucht dann noch ein grausamer Geist auf, der sie zu einer misstrauischen und skrupellosen Verbrecherin machen oder in den Selbstmord treiben möchte. Kurzum: In den ersten neun Episoden wird sich ihr Charakter langsam wandeln: Sie wird härter und unabhängiger – aber wird sie auch skrupellos?

Sugimoto Yuka, die in dieselbe Klasse wie Yoko geht, ist in mancherlei Belang Yokos Gegenstück. Sie ist eine Außenseiterin, die bei den anderen Mitschülerinnen recht unbeliebt ist. Sie liest Fantasy-Bücher; sie ist uncool. Andererseits geht sie aber auch mit Asano. Doch er kann ihr nicht genug Aufmerksamkeit schenken: Sie wäre gerne etwas Besonderes. Ohne zu zögern würde sie Keikis Schwert nehmen und drängt sich tatsächlich einigermaßen auf um mit in die Zwölf Königreiche zu kommen. Sie ist recht zielstrebig und verfügt über einen starken Willen: Jenseits des magischen Portals übernimmt sie schnell die Führung – wenn auch nicht so uneingeschränkt, wie sie es gerne hätte. Im Erreichen ihrer Ziele ist sie recht skrupellos – aber würde sie auch morden?

Auch die anderen Figuren sind interessant. Asano Ikuya scheint ein typischer Sidekick zu sein: Der Junge ist ein unbeherrschter Aufschneider, er besitzt zwar ein Gewissen und muss zwischen der harten Sugimoto und der weichen Yoko ausgleichen, aber er ist auch feige und weiß durchaus um seine Schwächen. Später lernt Yoko den Hanjyuu Rakushun kennen; der junge Mutant sieht aus wie eine riesige Feldmaus. Er ist sehr intelligent; tatsächlich ist er der Klügste seines Jahrgangs, aber der König von Ko verbietet den Mutanten das Auftreten in der Öffentlichkeit, daher ist ihm eine Karriere in Ko verwehrt. Er besitzt ein gutes Herz – ohne das eigene Selbst aufzugeben. Sogar die Antagonisten sind nicht einfach böse, sondern haben Gründe für ihr Handeln.

 

Diese epische Serie vereint eine Reihe von verschiedenen Spannungsquellen: Da tauchen immer wieder Dämonen und andere Feinde auf, die Yoko töten wollen – es kommt immer wieder zu brenzligen Situationen, aus denen sich die Protagonistin nur durch eine rasante Flucht oder durch einen Kampf entziehen kann. Doch Yoko ist klug: Sie erlernt Strategien, mit denen sie durch Täuschung Konflikte deeskalieren oder zumindest vermeiden kann. Dann sind da noch die vielen Wunder, die nicht nur Yoko, sondern auch den Zuschauer ins Staunen versetzen. Neben diesen schnellen, leicht zugänglichen Spannungsquellen, sind da noch die Rätsel: Warum wurde Yoko auserwählt? Wer ist Keiki? Was ist mit dem König von Ko los? Was läuft im Nachbarkönigreich Kei falsch, aus dem trotz der Inthronisierung einer neunen Königin immer wieder Unruhen vermeldet werden? Dieses sind nur vier von vielen Rätseln; die meisten werden nicht explizit genannt, der Zuschauer muss sie selbst erkennen, doch vor der expliziten Lösung gibt es meistens einige Andeutungen. Da es ein langes Epos ist, werden in den ersten neun Episoden nicht alle Rätsel aufgelöst. Dann kommen noch die Charakterentwicklungen hinzu, die recht viel Raum einnehmen; sie sind feinfühlig und stimmig gestaltet. Es wäre wünschenswert, wenn mehr Fantasy-Geschichten – egal, ob Anime, Manga, oder auch Roman – so gelungen charakterisieren würden. Dennoch ist anzumerken, dass die Figuren im Kern typisch sind, auch wenn sie ungewöhnliche Züge aufweisen.

Alles in allem ist die Geschichte recht komplex und erfordert einige Aufmerksamkeit, will man alle Details und Hinweise erkennen und deuten; sie entwickelt sich allerdings recht schnell, so dass es kaum auffällt, wenn ein paar Andeutungen übersehen werden.

 

Zum schwächsten Aspekt der Reihe: der optischen Gestaltung. Die Figuren sind in einem relativ realistischen Stil gehalten, das heißt, das Kindchenschema wird nur sehr gemäßigt und auch nur bei niedlichen Figuren verwendet; auf Deformierungen zur Charakterisierung des Gemütes wird verzichtet. Allerdings haben die Figuren deutlich erkennbare Umrisslinien, was störend wirken kann, wenn sich die Figuren vor einem Panoramabild ohne erkennbare Umrisslinien befinden. Die Hintergründe werden oftmals in Pastelltönen gehalten, was die Aquarelltechnik unterstreicht; einzelne Einstiegstakes fangen die magische Atmosphäre der Zwölf Königreiche wunderbar ein. Es werden bisweilen Standbilder verwendet, die leider nicht immer dem Dargestellten zu gute kommen. Hin und wieder wird mit der Darstellungsform wie den 'Kameraperspektiven' experimentiert; dies allerdings so selten, dass es die Reihe insgesamt nicht weiter beeinflusst. Um es deutlich zu sagen: Neben den anderen, herausragenden Elementen schneidet die optische Gestaltung am schlechtesten ab; anständig ist sie immer noch.

 

Das Bonus-Material auf den DVDs ist sehr sparsam: Die Tonspur ist japanisch, Deutsch und Französisch gibt es nur in Untertiteln; neben einer Galerie gibt es nur einige Trailer weiterer von AV veröffentlichter Animes. Dafür gibt es allerdings ein schön gestaltetes zwanzigseitiges Booklet mit Zusammenfassungen der einzelnen Episoden, einem Glossar und knappen Beschreibungen der Königreiche (samt Karte) und Personen.

 

Fazit:

Die japanische Schülerin Yoko verschlägt es durch ein magisches Portal in die Zwölf Königreiche; warum hat der geheimnisvolle Keiki sie dorthin gebracht und wie soll sie mit den lauernden Gefahren umgehen? Die Reihe ist bisher ein wunderbares Epos voller exotischer Magie, rätselhafter und gefährlicher Herausforderungen und interessanter Figuren. Die insgesamt eher mittelmäßige optische Gestaltung ist bedauerlich, mindert das Sehvergnügen aber nicht sonderlich. Die fehlende deutsche Tonspur erschwert allerdings das Verständnis der ohnehin schon komplizierten Story; der doch recht hohe Preis könnte leider ebenfalls abschrecken.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404260707132de0c13e
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DVD:

Twelve Kingdoms, Vol. 1

Regisseur(e): Tsuneo Kobayashi

Format: Dolby, HiFi Sound, PAL

Region: 2

Bildseitenformat: 4:3

Anzahl Disks: 2

FSK: Freigegeben ab 12 Jahren

Studio: AV Visionen GmbH

DVD-Erscheinungstermin: 29. Oktober 2004

Spieldauer: 225 Minuten

ASIN: B0002X7JRW

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 28.12.2007, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 5558