Twelve Kingdoms, Vol. 3 (DVD)
 
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Twelve Kingdoms, Vol. 3 (DVD)

Rezension von Oliver Kotowski

 

Rezension:

Hat Taiki den richtigen Mann für die Königswürde Tais ausgewählt? Außerdem scheinen die Schicksale von Yoko, Suzu und Shokei auf mystische Weise miteinander verknüpft zu sein.

 

The Twelve Kingdoms ist eine auf den Romanen und Kurzgeschichten von Fuyumi Ono basierende für das Fernsehen produzierte Anime-Serie. Die Film-Adaption besteht aus 45 Episoden und greift die Reihe bis etwa den fünften Band auf. Doch Film und Buch unterscheiden sich deutlich. Anime Virtual veröffentlicht die Serie in fünf Teilen zu je zwei DVDs; ein Teil besteht aus 8 bis 10 Episoden. Der hier vorliegende dritte Teil enthält die Episoden 19 bis 26. Die ersten beiden Episoden greifen den Handlungsbogen um das Heilige Tier Taiki auf und führen ihn zu Ende. Die Episode 21 rekapituliert dann den gesamten Handlungsbogen und bietet einen Ausblick auf offen gebliebene Fragen (die allerdings meinem Wissen nach im Anime nicht mehr gelöst werden). Episode 22 adaptiert die Kurzgeschichte Shokan. In ihr tauschen sich Yoko und Rakushun per Botenvogel über ihre jeweilige Lage als Königin bzw. Student aus. Mit Episode 23 wird dann der Roman Kaze no Banri, Reimei no Sora begonnen. Ich differenziere wie üblich bei dieser komplexen Reihe im Folgenden nicht weiter zwischen den einzelnen Episoden.

 

Die im modernen Japan aufgewachsene Nakajima Yoko wurde von Keiki, dem Heiligen Tier von Kei, in die mystischen Zwölf Königreiche geholt. Nach langem Kampf setzte sich die designierte Anwärterin auf die Königswürde durch. Auf dem Heiligen Berg Ho wird ihr die Geschichte vom Heiligen Tier Taiki erzählt. Dieses war ebenfalls in Japan aufgewachsen und erst sehr spät zurück in die Zwölf Königreiche zurückgeholt worden. Wie Yoko war auch Taiki sehr unsicher – er war zwar bemüht darum, anderen alles recht zu machen, aber war nicht dazu in der Lage, seine natürliche Form anzunehmen oder Dämonen zu binden. Da der Thron von Tai leer ist, kommen einmal pro Jahr die Anwärter um sich prüfen zu lassen. Am aussichtreichsten ist die Bewerbung von Gyoso, einem willensstarken und selbstbewussten Kriegsherrn, doch auch er wird abgelehnt. Dabei gibt es eine seltsame Beziehung zwischen ihm und Taiki. Für Taiki ist er wie ein großes Feuer: Es wärmt und ist faszinierend, doch gleichzeitig auch sehr gefährlich und beängstigend. Gyoso nimmt Taiki mit auf einen Jagdausflug. Einwände, er könne die Sicherheit des Heiligen Tiers nicht gewährleisten, wischt er mit der gewohnten Arroganz beiseite. Die Jagdgesellschaft will eine Höhle erkunden – Taikis Warnung vor dem, was darinnen lebt, kommt zu spät. In diese Erzählung ist ein zweiter Handlungsstrang eingeflochten, der zu der Zeit spielt, da Yoko die Geschichte von Taiki erzählt wird. In diesem ist Taiki wieder nach Japan zurückgekehrt und erinnert sich nicht an sein Leben in den Zwölf Königreichen. Alle, die ihn bedrängen fallen Unfällen zum Opfer. Sugimoto, Yokos ehemalige Klassenkameradin will den Dingen auf den Grund gehen.

Der Botenvogel tauscht Nachrichten zwischen Yoko und ihren Weggefährten Rakushun aus. Rakushun, der in seiner Heimat Ko zu einem Leben in Hausarrest verdammt war, hat es endlich geschafft: Er ist in En in der Universität aufgenommen worden und beginnt zu studieren – sogar mit einigen Erfolg. Seine Kommilitonen sind sehr nett und sein Zimmergenosse setzt sich ungewöhnlich stark für ihn ein. Yoko berichtet von ihren Fortschritten im Verständnis des Regierens – über ihre Schwierigkeiten schweigt sie. Niemand nimmt sie richtig ernst, selbst Keiki wirkt beständig enttäuscht.

Schließlich kann Yoko die Krönung nicht mehr aufschieben – ihre Situation verbessert sich nach der Zeremonie nicht. Sie ist in ein festes Hof-Protokoll eingebunden, das ihr weder viel Zeit für Freunde oder Handlungsspielraum für politische Entscheidungen lässt. Sie bemüht alles streng zu beachten, macht aber immer wieder Fehler. Niemand nimmt die Außenseiterin richtig ernst, immer wieder wird getuschelt und der vorletzte wahre König gelobt. Dann steht eine Entscheidung zum Umgang mit dem Provinzstatthalter Kokan an, der sich der Usurpatorin Joei widersetzte – ist er ein Loyalist oder ein Aufständischer. Der Hof ist in dieser Frage gespalten. Yokos Schicksal scheint auf seltsame Weise mit dem Leben zweier anderer junger Frauen verwoben zu sein: Suzu ist eine Japanerin, die vor hundert Jahren in die Zwölf Königreiche kam. Da niemand außer der grausamen unsterblichen Riyo ihre Sprache spricht, schließt sie sich ihr an. Riyo macht aus Suzu ein unsterbliches Dienstmädchen, dass sie ständig erniedrigt. Die Situation wird immer unerträglicher. Schließlich hört Suzu von Yoko und hofft gerettet zu werden. Anders ist das Leid von Shokei. Sie ist die Tochter des Königs von Ho. Der verhätschelte sie – sie war das Juwel des Palasts. Das Volk knechtete erbarmungslos. Nach einem Aufstand wurde er hingerichtet und Shokei in ein Waisenhaus gegeben. Als bekannt wird, dass Shokei die Tochter des verhassten Königs ist, wird die Lage für das Mädchen gefährlich. Sie hört von Yoko und ist zunächst neidisch – die Fremde hat alles, was eigentlich ihr zusteht – und dann schlägt der Neid sogar in Hass um.

 

Nachdem der Himmlische Herrscher mit dem Verhalten der Menschen unzufrieden war, schuf er die Zwölf Königreiche, damit in ihnen die Gesetze des Himmels beherzigt werden. Um dieses zu gewährleisten, erhielt jedes Reich ein Heiliges Tier, das den vom Himmel auserkorenen Herrscher designiert. Herrscht der König gut und gerecht, dann ist er unsterblich und kann nur durch Enthauptung getötet werden. Ist seine Herrschaft selbstsüchtig oder lax, wird das Heilige Tier krank und die Zeit des Königs geht zu Ende.

Das Wunderbare der phantastischen Elemente tritt ein wenig in der Hintergrund: Die Heiligen Tiere spielen noch eine große Rolle, man sieht noch fliegende Reittiger und Dämonen, aber ihre magischen Eigenschaft werden dagegen kaum noch als Spannungsquelle verwendet.

Neuerungen sind einerseits geographische Verbreitungen – so werden das Königreich Ho und die abgeschlossene Gesellschaft des Berges Ha eingeführt – und andererseits politische Vertiefungen – so wird detaillierter auf die Verhältnisse am Hof von Kei eingegangen.

 

Mit dem Wechsel der Handlungsbögen werden auch viele neue Figuren eingeführt. In den ersten Folgen spielt Taiki die Hauptrolle. Das junge Heilige Tier verändert sich kaum – seine zentrale Eigenschaft ist die Unsicherheit, aber es werden Momente klar, in denen er sie überwinden kann und zu größten Leistungen fähig ist. Kriegsherr Gyoso dagegen bleibt charismatisch, aber undurchschaubar, ganz wie es seine Rolle erfordert. Es scheint so, als ob der Handlungsbogen um Taiki und Gyoso nicht zu Ende geführt worden wäre. Sugimoto wird in den kurzen Szenen, in denen sie auftritt, kaum charakterisiert, wirkt aber hilfsbereit und empathisch, ohne weinerlich zu sein.

Yoko wird ebenfalls nicht weiterentwickelt, aber ihre bisherigen Erfahrungen werden nicht vergessen – sie bemerkt recht bald, dass sie in alte Muster zurückfällt, wenn Probleme auftreten, hat aber noch keinen Weg gefunden um damit umzugehen. Interessante neue Figuren sind vor allem Suzu und Shokei. Suzu erinnert von der Ausgangslage an Yoko und Sugimoto: Sie ist ebenfalls als Mädchen aus Japan in die Zwölf Königreiche gekommen, doch anders als Yoko ist sie keine erwählte und anders als Sugimoto hat sie keinen Ehrgeiz. Sie ist recht passiv und furchtsam – in den hundert Jahren der Demütigung durch Riyo unternimmt sie kaum etwas um ihre Lage zu verbessern. Nachdem sie von Yoko hört, beginnt sie von einem anderen Leben zu träumen – sie träumt von Yoko gerettet zu werden. Ihre Traum-Yoko ist wie 'Der Liebe Gott' kleiner Kinder: Nahezu allmächtig setzt er alles, was es will durch. Shokei dagegen war die Prinzessin von Ho. Ihre Haltung gegenüber den Verbrechen ihres Vaters ist zwiespältig: Sie glaubt, dass die meisten Gesetze und Hinrichtungen notwendig waren, in krassen Fällen leugnet sie aber davon gewusst zu haben – schließlich durfte sie nie den Palast verlassen. Insgesamt hält sie sich immer noch für etwas Besseres – die wahre Prinzessin – und hofft auf Rettung. Die Mörder ihrer Eltern sind für sie Verräter, die den Tod verdienen. Die beiden jungen Frauen sind nicht bereit sich aus eigener Kraft zu verändern – erst als die Umstände sie dazu zwingen den Ort zu verlassen, beginnen sie sich zu öffnen. Hierin unterscheiden sie sich von Yoko, die diese Entscheidung aus eigener Kraft trifft. Die anderen Figuren – vor allem am Hofe von Kei gibt es verwirrend viele (was ganz im Sinne des Autoren liegt) – werden kaum entwickelt, bleiben jedoch plausibel.

 

Die Plots sind wiederum Mischungen aus Bildungs- und Abenteuergeschichte: Zunächst wird der Protagonist vorgestellt; dieser weist immer eine Schwäche auf. Taiki ist liebenswert, fürchtet aber Fehler zu machen, Yoko bemüht sich angestrengt darum gut zu sein, verliert dabei aber leicht aus den Augen, das eine gute Tat anderen nicht immer gefällt, und Suzu ist unglaublich arbeitsam und geduldig, kann aber den Gedanken an Einsamkeit nicht ertragen und hofft so gerettet zu werden. Shokei ist deutlich anders: Sie besitzt den Willen zur Macht, hat aber noch keine Möglichkeit gefunden diesen zu artikulieren. Dann wird der Protagonist in eine Situation gebracht, die für ihn ein Dilemma darstellt: Taiki muss entweder Freunde enttäuschen oder etwas tun, was er für unrecht hält, Yoko kann es nicht beiden Parteien am Hofe von Kei recht machen, Suzu kann die Erniedrigungen nicht mehr Ertragen, aber ihnen auch nicht entfliehen und Shokei wird einerseits ungerecht behandelt – das Volk will sie lynchen – und fühlt sich darüber hinaus völlig falsch behandelt – sie will wieder das Juwel des Palastes sein. Äußere mit einer Gefahr – und im Falle der drei jungen Frauen einer Reise – verbundenen Umstände lösen sie aus der Situation und lassen ein Abenteuer beginnen, das einen Wandel des Charakters erfordert – oder den Untergang bringt. Spannungsquellen sind also die charakterlichen Entwicklungen, die tatsächlichen Gefahren und die Rätsel, die mit den Gefahren verbunden sind: Was ist mit Gyoso? Wie sind die Schicksale der drei Frauen miteinander verknüpft? Wie werden die Konflikte am Hofe gelöst? Und so weiter.

Eigenartig ist die Auflösung des Handlungsbogens um Taiki – ein großes Rätsel bleibt offen.

 

An der optischen Gestaltung hat sich zwar nur wenig geändert, aber im Ganzen ist es eine deutliche Verbesserung: Es gibt zwar weiterhin sehr viele bewegungsarme Bilder, aber da die Handlung mit wenig Action auskommt, ist dieses auch passend. Es gibt ein paar rasante Bilder, die zumeist die CGI-Technik verwenden. Die wenigen wahren Standbilder werden wieder geschickter verwendet. Sonst bleibt es beim Alten: Schöne Schauplätze im ostasiatischen Stil, die den Zuschauer verzaubern können.

 

Wie schon bei den vorherigen Teilen bieten auch diese DVDs wenig Bonus-Material: Es gibt eine Galerie und ein paar Trailer anderer von AV veröffentlichter Animes. Die Tonspur ist auf Japanisch, Deutsch und Französisch gibt es nur in Untertiteln. Das schön gestaltete neunzehnseitige Booklet enthält neben einem kurzen Begriffslexikon eine ausführliche Einleitung in die Gesellschaft und das politische System der Zwölf Königreiche; außerdem werden Episodenguide und Dramatis Personae aktualisiert.

 

Fazit:

Der auf Taiki lastende Druck einen König für das Land Tai zu finden wächst – kann er alles richtig machen? Auch mit Yoko geht es weiter: Die neue Rolle als Königin fordert sie sehr heraus und niemand nimmt sie ernst – ein Streit unter den Höflingen droht das Land einer weiteren Zerreisprobe auszusetzen. Yokos Schicksal ist mit dem der gedemütigten Dienerin Suzu und dem der ehemaligen Prinzessin Shokei auf rätselhafte Weise verbunden – werden die drei einander helfen oder schaden? Die Reihe wendet sich zwar vom Wunderbaren leicht ab und deutlich dem Gesellschaftlichen zu, aber das ist kein Manko. Vor allem die abenteuerliche Charakterbildung von Yoko, Suzu und Shokei nimmt den Zuschauer rasch gefangen und lässt ihn gespannt auf die Fortsetzung der Reihe warten.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427004410dc24f103
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DVD:

Twelve Kingdoms, Vol. 3

Regisseur: Tsuneo Kobayashi

Format: Dolby, HiFi Sound, PAL

Region: 2

Bildseitenformat: 4:3

Anzahl Disks: 2

FSK: 12

Studio: AV Visionen, 23. Mai 2005

Spieldauer: 200 Minuten

 

ASIN: B0002X7JS6

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 07.07.2008, zuletzt aktualisiert: 08.03.2024 09:25, 6866