Uderzo erzählt sein Leben (Autor: Albert Uderzo)
 
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Uderzo erzählt sein Leben von Albert Uderzo

Rezension von Christian Endres

 

Nachdem es schon die eine oder andere Biografie zu seiner Person gibt, hat sich der große frankobelgische Comic-Meister Albert Uderzo (82) vor nicht allzu langer Zeit dazu entschieden, den diversen externen Betrachtungen seines Lebens und seines Wirkens als Co-Vater von Asterix noch eine waschechte Autobiografie hinzuzufügen. Auf Deutsch erscheint das gute Stück als gefällig aufgemachtes Paperback mit ein paar Hochglanz-Farbtafeln in der Buchmitte bei Ehapa, seit Jahren Uderzos/Asterix’ deutscher Hausverlag.

 

Man kann von seinen letzten Versuchen als Autor der neuen Abenteuer von Asterix halten, was man möchte – Albert Uderzo ist einer der ganz Großen des europäischen Comics. Nach dem Tod seines humoristisch-brillanten Kompagnons und Freundes René Goscinny führte der 1927 geborene Uderzo ab Ende der Siebziger die Abenteuer der aufmüpfigen, zaubertrankgestärkten Gallier um Asterix und Obelix alleine weiter – und durfte sich dafür teils gerechtfertigt, teils ungerechtfertigt so einiges anhören.

 

In seiner Autobiografie nun muss sich Uderzo nicht mit diesen Dingen, dieser Kritik beschäftigen – auch nicht mit der Pressemeldung, dass Uderzos Tochter sich gegen ihren Vater und Goscinnys Erbin stellt, um den vermeintlichen Ausverkauf der gallischen Helden aus dem Dörflein an der Küste doch noch abzuwenden (Uderzo hat kürzlich zugestimmt, dass nach seinem Tod andere Künstler Asterix-Abenteuer erzählen dürfen).

 

Uderzo hat die Chance, seine Sicht der Dinge darzulegen und auf die vielfältige Kritik zu reagieren, also – wieder einmal – ungenutzt verstreichen lassen. Aber hat man überhaupt etwas andere erwarten dürfen? Ausgerechnet von jenem Mann, der sich laut eigenen Aussagen keine einzige Besprechung zum letzten Asterix-Album, dem Total-Ausfall Gallien in Gefahr, durchgelesen hat?

 

Als gäbe es all diesen Ballast und all die Diskussionen um seine Person nicht, schwelgt Uderzo nostalgisch in Erinnerungen an seine Familie, seine Jugend und seine Anfänge als Comic-Zeichner und Zeitungs-Illustrator, seine erste Begegnung mit Goscinny und ihren gemeinsamen Weg zu den Hallen des gigantischen Erfolgs mit Asterix. Das Schwelgen und Verklären ist natürlich sein gutes Recht in einer Autobiografie – schade nur, dass sich das alles etwas lieblos anliest und der Funke nie so recht überspringen will. Wenigstens gibt es zwischenrein immer mal eine nette Erinnerung an die Stimmung der jungen französischen Wilden im Comic-Bereich oder eine Anekdote über den schüchternen, viel zu früh verstorbenen Goscinny. Uderzo selbst bleibt als Mensch nach seiner Jugend allerdings erstaunlich blass. Immerhin: Als das wegweisende Magazin Pilote seinen Weg macht, kommt ein bisschen Enthusiasmus in die Bude.

 

Unterm Strich bleibt damit trotzdem ein leider reichlich nüchtern geschriebener Rückblick auf ein Leben für die Fantasie und den Comic. Es fehlen das Herz, die Seele und die Begeisterung (ein Vorwurf, der auch vielfach auf Uderzos Asterix-Alleinflüge angewandt wurde).

 

Und wenn schon Albert Uderzo keinen Enthusiasmus für sein eigenes Tun aufbringt und auch nicht vermitteln kann – wer soll es dann?

 

 

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Buch:

Uderzo erzählt sein Leben

Autor: Albert Uderzo

Paperback, 285 Seiten

Ehapa, Februar 2009

 

ISBN: 3770432517

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 23.02.2009, zuletzt aktualisiert: 08.10.2023 14:31, 8269