Unheil von Wolfgang Hohlbein
Rezension von Bine Endruteit
Conny ist eine junge Polizistin, die von ihren Kollegen gerne mal lächerlich gemacht wird. So ist sie sich auch diesmal nicht sicher, ob die geheimnisvolle Email, die sie bekommen hat, sie tatsächlich zu dem „Vampir“ genannten Mörder führend wird, oder ob es sich hier um einen neuen Scherz auf ihre Kosten handelt. Trotzdem geht sie dem Hinweis nach und findet sich in einer Gothic-Disco wieder. Tatsächlich gibt sich dort jemand als der anonyme Schreiber zu erkennen, doch ob sie diesem Mann trauen kann, weiß sie nicht. Er ist altertümlich gekleidet und verhält sich auch so. Er passt perfekt zum Ambiente der Disco und Conny glaubt spätestens, als er sich als „Vlad“ vorstellt, dass er es nicht Ernst meinen kann.
Doch sie muss ihre Meinung wieder ändern, denn Vlad zeigt ihr einen jungen Mann, der der gesuchte Vampir sein soll. Tatsächlich nimmt auch Conny war, dass etwas ihm nicht stimmt und so zögert sie nicht, ihm zu folgen, als er sich mit einem jungen Mädchen zurückzieht. Zu Recht, wie sich herausstellt, denn sie ertappt ihn auf frischer Tat, wie er ihr das Blut abzapft. Nur mit Mühe gelingt es ihr, das Mädchen zu retten, der Vampir entkommt ihr allerdings. Die Jagd geht nun aber erst richtig los. Die Polizistin erhält weiterhin Besuch vom geheimnisvollen Vlad, der ihr neue Tipps gibt und entdeckt nicht nur an ihm zunehmend Mysteriöses. Dabei muss sie sich immer wieder mit ihrem Kollegen Trausch und ihrem Chef Eichholz auseinandersetzen.
Vampirromane sind wieder auf dem Vormarsch und beliebter den je. So wundert es nicht, dass auch Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein sich erneut diesem Thema gewidmet hat. „Unheil“ ist ein Buch, in dem Fantasyelemente mit einem Thriller vermischt werden. Ähnlich wie im „Schweigen der Lämmer“ bekommt die Protagonistin Hilfe von einem Dritten, der allerdings auch nicht ganz ungefährlich ist.
Hohlbeins Roman beginnt überaus spannend. Von der ersten Seite an befindet man sich direkt im Geschehen. Hintergrundinformationen werden nebenher eingebaut, so dass der Leser nach und nach in die Welt eingeführt wird. Indem er die Gothic-Szene als ersten Schauplatz gewählt hat, hat der Autor außerdem einen Teil seiner Leserschaft angesprochen, der sich besonders für „Unheil“ interessieren dürfte. Vlad erinnert einen stark an die romantischen Vampire aus Anne Rice’ erfolgreicher Vampirchronik, wer solche Figuren mag, wird ihn aber trotzdem mögen.
Leider zieht sich die Handlung nach den ersten hundertfünfzig Seiten stark in die Länge. Das Geschehen, ob bei Verfolgungsjagden, in Dialogen oder Kämpfen wiederholt sich stellenweise sogar und stellt den Leser auf eine Geduldsprobe. Man möchte eigentlich nur wissen, wie es mit Conny weitergeht, muss sich aber durch endlos wirkende Auseinandersetzungen mit ihrem Chef und immer wieder neue geheimnisvolle Auftritte von Vlad kämpfen. Erst zum Ende hin erwartet einen wieder mehr Geschwindigkeit .Das Ende ist solide geschrieben, wenn auch nicht wirklich überraschend. „Unheil“ hätte wesentlich unterhaltsamer werden könne, wenn man den Roman auf die Hälfte der Seiten gekürzt hätte.
Hervorzuheben sei noch die Aufmachung des Buches. Das Cover ist stimmungsvoll gestaltet und passt gut zur Geschichte. Wenn man den Schutzumschlag entfernt, sieht es aus, als wäre es aus Metallplatten hergestellt worden. Natürlich ist der steinerne Vampirkopf eine eindeutige Anspielung auf das Filmplakat der „Dracula“-Verfilmung von 1992, trotzdem ist er hier passend und gut untergebracht worden.
Fazit: Mit „Unheil“ erhält man ein recht typisches Hohlbein-Buch, das vor allen Dingen zu Beginn mit viel Spannung und originellen Ideen überraschen kann, dann aber merklich nachlässt.
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