Unsterblich wie der Tod (Autor: Stefanie Baumm)
 
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Unsterblich wie der Tod von Stefanie Baumm

Rezension von Christine Schlicht

 

Luisa Miller ist dem Nervenzusammenbruch nahe. Bereits zwei junge Mädchen wurden brutal misshandelt und sind verdurstet. Auf ihre Rücken hat jemand die Worte „Für Luisa, in Liebe“ eingebrannt. Nicht nur das, Luisa kannte beide Mädchen, sie wohnt in einem norddeutschen Dorf in dem sie immer eine Fremde geblieben ist und wo jeder jeden kennt. Entsprechend wird sie von den Menschen dort behandelt, die in ihr eine wandelnde Gefahr für ihre Kinder sehen. Der Mörder wird in ihrem persönlichen Umfeld vermutet.

 

Eines Tages taucht ein verführerischer Fremder bei ihr auf, der vorgibt, nur eine Reifenpanne zu haben und bei ihr telefonieren zu wollen. Luisa kann sich dem Charme des Fremden nicht entziehen und ist umso überraschter, als sie ihn wiedersieht. Es ist Morten Vanderberg, der Star der Musikszene und gefeierter Dirigent, dessen Vergangenheit im Dunklen liegt, seit man ihn mit Amnesie auf einem elsässischen Friedhof aufgegabelt hatte. Und seine Bekanntschaft mit Luisa war kein Zufall. Er hatte sie in der Zeitung gesehen und sich in sie verliebt, weil sie das lebendige Ebenbild einer Frau ist, die auf einem barocken Portrait in seinem Besitz zu sehen ist.

 

Hin und her gerissen zwischen ihrer heftigen Zuneigung zu Vanderberg, ihrem Lebensgefährten und einer Verbindung zu den Morden, die sie der Polizei verschwieg, zieht der Mörder sie immer tiefer in den Abgrund der Angst und nimmt ihr alles, was ihr wichtig ist. Sogar ihr Lebensgefährte und auch ihr Sohn, der die beiden Opfer kannte, werden schließlich der Morde verdächtigt. Doch dies kann wiederlegt werden. Luisas Sohn flüchtet zu seinem Vater, ihr Lebensgefährte kommt bei einem schweren Autounfall fast ums Leben.

 

Als dann noch eine dritte Leiche gefunden wird, gerät Vanderberg unter Verdacht, weil er das Mädchen im Auto mitgenommen hatte. Und dann ist da auch noch eine ungeklärte Mordserie einige Jahre zuvor in einer anderen Stadt, mit der er in Verbindung gebracht werden kann. Die Frau, für die damals die Mädchen getötet wurden, hatte dem Druck nicht stand gehalten und sich selbst umgebracht.

 

Nicht nur Luisa soll sich quälen, bis sie den Tod findet, auch Vanderberg soll leiden, indem er seine große Liebe Luisa verliert. Doch ist es wirklich ein Mann, der diese Morde verübt? Und was hat das alles mit der Frau auf dem Bild zu tun, die einst eine wichtige Rolle im Leben einer berühmten Nonne spielte? Einer lesbischen Nonne, die um ihre große Liebe, die Frau auf dem Bild, gegen einen unsterblichen Mann namens Morten gekämpft haben soll und über die eine smarte, scheinbar eiskalte Journalistin eine Biografie schrieb?

 

*

 

Die Idee, dass eine Frau, die in ihrer Kindheit missbraucht und misshandelt wurde, sich mit einer historischen Person identifiziert und deren Wünsche und den Hass gegen einen Mann auslebt, der ihr etwas weg genommen hat, ist bis ins letzte Detail durchdacht, folgerichtig aufgeführt und psychologisch fundiert. Die Charaktere sind ebenso schlüssig und glaubwürdig dargestellt und leben ihre Emotionen leidenschaftlich aus. Man kann sich in jeden hineinversetzen und auch ihr jeweiliger Hintergrund ist vorbildlich in die Geschichte eingebunden.

 

Leider fällt es schwer, flüssig zu lesen, die ganze Emotionalität der Geschichte bleibt immer wieder stecken. Alles, was man anderen Autoren gern um die Ohren haut – abgehackte, unvollständige Sätze, welche die fortgeschrittene Adjektivitis deutlich hervorheben – wird hier zur Vollendung ausgekostet. Als Leser steckt man in der Zwickmühle, weiterlesen zu müssen, weil man unbedingt wissen will, wie es ausgeht, aber immer wieder durch die Stakkatosätze in der Lesefahrt ausgebremst zu werden. Manchmal haben Füllwörter doch ihren Sinn und erleichtern das Lesen ungemein. Ein paar mehr hätten hier absolut nicht geschadet.

 

Wen ein solcher, nach dem Metronom getakteter Schreibstil jedoch nicht stört wird mit Stefanie Baumms erstem Roman einen wunderbaren, mitreißenden Krimi finden, der unter die Haut geht.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425174235bc15ebc0
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Unsterblich wie der Tod

Autor: Stefanie Baumm

Broschiert: 384 Seiten

Verlag: Droemer/Knaur; Auflage: 1 (Mai 2008)

Sprache: Deutsch

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur unter Verwendung eines Fotos von Bilderberg

ISBN-10: 3426637308

ISBN-13: 978-3426637302

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.07.2008, zuletzt aktualisiert: 08.08.2021 16:17, 7030