Unternehmen Delphin von Nicolai von Michalewsky

Reihe: Mark Brandis, Bd. 3

Rezension von Christel Scheja

 

Die “Mark Brandis-Romane von Nicolai von Michalewski gefiel Lesern und Kritikern gleichermaßen gut, da die Jugendbuchreihe einen gelungenen Mittelweg zwischen spannender Unterhaltung und eher anspruchsvollen politischen wie gesellschaftlichen Themen fand, die in der Zeit des kalten Krieges besonders wichtig erschienen.

Das bedeutet aber nicht, dass die Geschichten veraltet währen – eher im Gegenteil, denn vieles ist auch heute immer noch aktuell.

 

Der texanische General Gordon B. Smith hat die Macht über die westliche Hemisphäre an sich gerissen und eine Diktatur errichtet, die keinen Widerstand duldet und die Bevölkerung gleichschalten will.

Mark Brandis ist inzwischen Kommandant der „Delta VII“ und mit dieser als Späher für die auf die Venus .geflohene Exilregierung unterwegs. Dabei fallen ihm nun überraschend Angriffspläne gegen die Vereinten Orientalischen Republiken in die Hände. Er entschließt sich trotz der Gefahr – denn die Chinesen gelten auch nicht gerade als vertrauenswürdig und sind ihrerseits extrem misstrauisch – in die Höhle des Löwen. Er begibt sich persönlich nach Peking, um dort die hochrangigen Funktionäre zu warnen.

Der Coup gelingt und ein Krieg ist fürs erste abgewendet, aber dann fällt er durch Intrigen den Truppen der „Reinigenden Flamme in die Hände“ und steht dem Diktator erstmals von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dabei erkennt er, wie weit der Größenwahn Gordon B. Smith schon gereift ist und ihm ist klar, dass dieser Mann um jeden Preis aufgehalten werden muss. Nur wie soll er seinen Teil dazu beitragen, wenn er in einer abgesicherten Gefängniszelle sitzt und nur noch auf seine Hinrichtung wartet?

 

Erstmals wird der Kampf gegen den Diktator konkret und der Feind bekommt ein Gesicht, dass nicht gerade schön ist. Man merkt, dass sich Michalewski an den Diktatoren orientiert, deren Wirken er in seinem Leben mitbekommen hat, aber er entwickelt seine Vorstellungen auch weiter und macht es sich nicht ganz so einfach.

Er zeigt auch, wie einfach man unter solchen Zuständen und diesem massiven Druck zum Mitläufer und Verräter werden kann, weil keine andere Wahl mehr bleibt und der Wille zum Überleben das einzige ist, was man noch hat.

Natürlich ist Mark Brandis integer genug, um nicht zu brechen und lieber in den Tod zu gehen, aber das macht ihn gerade zu einer Leitfigur. Er zeigt, dass man auch mit kleinen Dingen und geringen Mitteln Wiederstand leisten kann, ohne selbst ethische Grundrechte und Gesetze zu verletzten.

Die Stimmung des Bandes ist zeitweise sehr beklemmend und bedrückend, aber sie passt zu dem düsteren Setting, dass sich schon in Peking von seiner denkbar bösesten Seite zeigt.

Dadurch, dass der Autor immer wieder die Blickwinkel wechselt, bekommt auch die Crew der Delta VII immer mehr Profil und wächst ans Herz.

Auch das zeichnet die Serie aus – letztendlich ist Mark Brandis zwar der Held, aber ohne seine auf ihn eingeschworenen Untergebenen und die Menschen, die ihn lieben, schätzen und vertrauen wäre er auch viel schwächer und schon lange tot. Er ist kein Solokämpfer, sondern eher ein Teamspieler und das kommt hier erstmals deutlich zum Tragen.

 

Das macht „Unternehmen Delphin“ zu einer sehr spannenden und in die Tiefe gehenden Science Fiction Geschichte, die jung und alt gleichermaßen anspricht

 

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