Uriel (Autor: Michael Schmidt, ad astra Bd.81)
 
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Uriel von Michael Schmidt

ad astra Bd.81

Rezension von Jörg Pacher

 

Dieses Heft der ad-astra-Reihe hat hinter dem schwachen Cover verhältnismäßig viel zu bieten. „Andere Zeiten – andere (härtere) Sitten!“ verspricht der Untertitel, und fällt damit fast so sehr unter Themenverfehlung, wie das Titelbild selbst.

Aber der abgeklärte Leser (oder zumindest jener, der sich dafür hält), weiß natürlich, dass man ein Buch – oder einen Print-on-Demand-Heftroman – nicht nach seinem Cover beurteilen darf.

Was uns hier erwartet, ist nur an einigen Stellen ein Action-Feuerwerk. Vielmehr sollte man dieses Heft dem Gebiet der social fiction zuordnen. Die vermittelte Stimmung wurde schon recht gut durch den Schauplatz eingefangen. „Uriel“ spielt in der „eigenständigen Zone Weinland“ und die ist nichts anderes als „das Gebiet der ehemaligen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland“. Das ist 103 nach Margroff. Der Wissenschaftler selben Namens hat durch einen Unfall eine neue Weltordnung erschaffen. „Den Durchbruch schaffte er mit der künstlichen Erzeugung eines Elektromagnetischen (sic!) Feldes mittels dem auf dem Mars entdeckten Elements Marsgold (auch Maggroffgold genannt), das mehrer (sic!) tausend Tesla erzeugen konnte. Dieses Magnetfeld war die Grundlage der so genannten Margroffschen Mauer, die seit dem Jahr 0 nach Margroff die Kontinente abschottet. Eigentlich war dieses Ereignis ein Unfall, bei dem der Erfinder Magroff starb (und mit ihm Millionen anderer Menschen). Doch als sieben Jahre später ein Weg gefunden wurde, diese Trennung aufzuheben, war niemand mehr gewillt diese vollständig aufzuheben.“

Wem diese Sätze zu ruppig sind, der hat bei Hary-Production ja ohnehin nichts verloren und über technischen Sinn oder Unsinn sollen sich auch andere den Kopf zerbrechen. Entscheidend ist eher, dass Amerika kompromisslos weiter auf Fortschritt setzt, während Afrika und Asien jeder Technik abgeschworen haben wollen. Europa steht in der Mitte und nennt den Kompromiss mal wieder „den dritten Weg“.

Neben Margroff im Hintergrund spielen Weißkittel aber auch in der unmittelbaren Handlung häufig bedeutende Rollen. Der Protagonist wird zwischen Vaterfiguren aus dem Labor geradezu hin- und hergeworfen. Kein Wunder, ist er doch das Produkt eine Genexperiments, beinahe ein Superheld, und mit einem Herz für eine „Reporterin“ ausgestattet – im übertragenen Sinn des Wortes.

Nachdem er aus dem Labor flieht, versucht er hinter das Geheimnis seiner Geburt und seines schnellen Alterns zu kommen. Er kämpft mitunter und ist auch Gleiterverfolgungsjagden nicht abgeneigt, aber das hält ihn nicht vom einem oder anderem klärenden Gespräch ab. Da auch der Hintergrund der Welt in Zwischenkapiteln ‚aus dem Off’ geklärt wird, liegt hier der einzige echte Kritikpunkt an Michael Schmidts Romanheft: anstatt Uriel die Welt erleben zu lassen, wird diese zum Großteil in Beschreibungen abgehandelt. So bildet sich eine Kluft zwischen dem Helden und dem Potential der Welt. Abgesehen davon, ist jedoch wenig zu kritisieren.

In Vergangenheit hat man zwar einige publizistische Fehler von Hary-Productions erlebt, zum Beispiel unlektorierte Veröffentlichungen, mit einem guten dutzend Fehlern auf einer Seite, doch in diesem Fall gibt es relativ wenig Grund zu Beschwerde. „Uriel“ ist eine angenehm zu lesende halbe Geschichte. Stilistische Fehler – wie zum Beispiel der eine oder andere Zeitsprung – sind eher selten und man kann den Text eine gewisse handwerkliche Qualität zusprechen.

Technikfreaks, Genetiker und Sozialwissenschaftler werden zwar an der einen oder anderen Stelle ihre suspension of disbelieve mit Gewalt festklammern müssen, aber Hary-like ist auch dieser Band eben mit ‚der gesunden Prise Menschenverstand’ geschrieben. Im Gegensatz zu ähnlichen Veröffentlichungen existiert hier auf Heftlänge betrachtet aber tatsächlich eine gewisse Ambiguität. Die Rollenverteilung ist nicht klar schwarz-weiß. Ob die Technik jetzt gut oder schlecht ist, kommt beispielsweise zum Glück nicht klar heraus.

Was zu kritisieren bleibt, ist die Tatsache, dass man bis gegen Ende nicht erahnt, dass dies eine mehrteilige Geschichte ist. Besonders der recht groß gehaltene Schriftsatz lässt zuerst ein kürzeres Werk vermuten, das auf Heftroman-Länge gestreckt wurde. Aber wahrscheinlich war die Story dann doch ein wenig zu lang um in einem Heft untergebracht zu werden.

Erst, wenn auf den letzten Seiten noch einige (interessante) Charaktere eingeführt werden, wird klar, dass sich das nicht mehr ausgehen kann. Und so bleibt auch der Spannungsbogen ein unvollendeter.

Was bleibt ist ein kurzweilige halbe Geschichte, die - wie es eine gute Fanveröffentlichung soll – höchstwahrscheinlich ein wenig in das Herz des Autors blicken lässt und die man wohl nur unter dessen größten Protest augenzwinkernd als „Bruce Willis in Koblenz“ zusammenfassen könnte.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024100704210210a57e55
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Uriel

Reihe: ad astra 81

Autor: Michael Schmidt

Cover: Christel Scheja

erhältlich bei: HaryPro.de

Zur Serie:

ad astra


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Erstellt: 09.07.2006, zuletzt aktualisiert: 05.04.2019 08:52, 2530