Vampire - Von damals bis(s) heute (Autor: Nicolaus Equiamicus)
 
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Vampire - Von damals bis(s) heute von Nicolaus Equiamicus

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Vampire haben die Herrschaft übernommen. So scheint es jedenfalls fast, wenn man sich in letzter Zeit die Neuveröffentlichungen im Bereich der fantastischen Belletristik anschaut. Auch in Filmen und TV-Serien treiben Draculas Erben verstärkt ihr Unwesen.

 

Der saarländische Übersetzer, Autor und Herausgeber Nicolaus Equiamicus beschäftigt sich in seinem Sachbuch "Vampire - Von damals bis(s) heute" ausführlich mit den Blutsaugern. Dazu gibt er erst einen Überblick über den historischen Vampirismus und erläutert dann die wichtigsten Erklärungsmodelle der Wissenschaft. Anschließend referiert der Autor über den Vampir in Märchen, Sage, Dichtung und Literatur, wobei er - anders als die Kapitelüberschrift vermutet lässt - auch auf Vampirfilme eingeht. Den Abschluss des Buches bilden einige Seiten über Serienmord und Blutfetischismus.

 

Was das Buch von Nicolaus Equiamicus im positiven Sinne von anderen Werken mit der gleichen Thematik abhebt, ist sein wissenschaftlicher Ansatz. Die von ihm dargestellten vampirischen Vorkommnisse belegt er durch historische Quellen und zitiert diese auch - manchmal etwas zu - ausführlich. So kann der Leser anhand der umfangreichen Bibliografie am Ende des Buches bzw. über die Angaben in den Fußnoten die Fälle zumindest theoretisch nachvollziehen. Die Fußnoten enthalten zudem auch - meist nützliche - Erläuterungen. So verweist der Autor an einer Stelle, als eine ausgegrabene Leiche, merkwürdig lebensecht wirkt, etwa auf den möglichen konservierenden Einfluss von Arsen. Zudem zeigt er bei einigen der historischen Vampirfälle auch den - durchaus relevanten - geschichtlichen Kontext und erläutert bei der Behandlung der wissenschaftlichen Erklärungsmodelle für Vampire auch - kurz aber treffend - einige philosophische Begrifflichkeiten, die sicher nicht jedem Leser bekannt sind.

 

Gelungen ist auch der Einstieg in die Thematik, bei dem der Autor zunächst auf Vorläufer und dem Vampir verwandte Wesen wie Lamien, Empusen oder Strigen eingeht und dann den Vampir in die Gruppe der schädigenden Toten einordnet. Seine chronologische Vorgehensweise bei der Behandlung der angeblichen Fälle von Vampirismus ermöglicht es zudem, Entwicklungstendenzen im Vampirglauben und der Art, wie die Obrigkeit mit den Verdachtsfällen verfährt, zu erkennen.

 

Allerdings lesen sich die historischen vampirischen Verdachtsfälle teilweise etwas langatmig, weil sie häufig nach dem gleichen Schema ablaufen. Erst erkranken bzw. sterben einige Bewohner eines Dorfes auf zum Teil rätselhafte Weise, dann wird der Leichnam einer bestimmten Person, die mit den Opfern in verwandtschaftlicher Verbindung steht oder schon zu Lebzeiten einen bestimmten Ruf besaß, ausgegraben. Dieser wird meist gar nicht oder kaum verwest - manchmal sogar mit Spuren von Blut - aufgefunden, deshalb für einen Vampir gehalten und enthauptet, gepfählt, zerstückelt, verbrannt oder sonst irgendwie zerstört, worauf häufig die Plage endet.

 

Leider kann der Teil des Buches, in welchem der Autor die Vampire in Märchen, Sage, Dichtung und Literatur behandelt, nicht ganz mit dem sonst guten Niveau des Gesamtwerks mithalten. Zwar erfährt auch der kundige Leser hier sicherlich einige interessante Ergänzungen für seine Leseliste, weil Nicolaus Equiamicus nicht nur die bekanntesten Genre-Vertreter behandelt. Allerdings konzentrieren sich die Ausführungen zu sehr auf inhaltliche Zusammenfassungen der Werke, sodass die Analyse oftmals zu kurz kommt. So ist eine fast zweiseitige Zusammenfassung des Inhalts des von Bram Stoker verfassten Klassikers "Dracula" sicherlich für praktisch alle Leser unnötig. Zudem wirkt etwa der moralisierende Kommentar des Autors, Stephenie Meyer gebühre Anerkennung, weil ihre Protagonisten sich nicht der "Party-, Spaß- und Sexkultur unserer Tage verpflichtet sehen" in einem Sachbuch deplatziert, zumal sonst kaum auf die Rezeption der Werke eingegangen wird.

 

Die Abhandlung wird durch einige Bilder aufgelockert. Leider finden sich hier zum Großteil lediglich Fotos aus Filmen und TV-Serien, in der Vampire eine entscheidende Rolle spielen. Nur vereinzelt finden sich Highlights, wie etwa eine nach einem alten Holzschnitt entstandene Zeichnung, die Vlad Tepes zeigt.

 

Fazit:

 

Trotz einiger Kritikpunkte gehört "Vampire - Von damals bis heute" zu den besten Sachbüchern über die derzeit so beliebten Blutsauger, weil der Autor gut recherchiert hat, über weite Strecken des Buches wissenschaftlich vorgeht, seine kenntnisreichen Ausführungen aber zugleich gut lesbar bleiben und er immer wieder hilfreiche Erläuterungen beifügt.

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Sachbuch

Vampire - Von damals bis(s) heute

Autor: Nicolaus Equiamicus

UBooks, November 2010

Taschenbuch, 288 Seiten

 

ISBN-10: 3866081499

ISBN-13: 978-3866081499

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 27.01.2011, zuletzt aktualisiert: 25.10.2024 08:47, 11498