Rezension von Björn Backes
Die Bildergeschichten von Vater und Sohn besitzen seit Jahr und Tag Kultstatus. Nicht nur als Unterhaltungsliteratur, auch für den Schulunterricht oder bei der Darstellung von symbolischen Moralitäten. Autor E.O. Plauen alias Erich Ohser hat seinerzeit ganz genau 194 dieser witzigen, bebilderten Kurzgeschichten entworfen, bevor dann zur Beginn des Nazi-Regimes die künstlerische Freiheit beschnitten wurde und Ohser schließlich 1944 in einer Gefängniszelle Selbstmord beging.
Seine Geschichten wurden jedoch ebenso gerettet wie die vielen Illustrationen, die Ohser für die Kinderbücher von Erich Kästner erstellt hat. Als Auftakt für die Veröffentlichung der gesamten „Vater und Sohn“-Ausgabe hat der Ravensburger-Verlag nun eine weitere Taschenbuch-Auflage der teils lehrreichen, teils aber auch mächtig albernen Geschichten auf den Markt gebracht. In der ersten, roten Ausgabe sind 50 der beliebten, skizzierten Werke enthalten und bringen schon sehr gut auf den Punkt, worum es bei „Vater und Sohn“ geht – witzig sein, ohne gezwungenermaßen witzig sein zu wollen.
Die Auswahl dieses ersten Bandes ist dementsprechend prächtig und zeigt nicht selten sechs Rahmen, innerhalb derer der Vater der Cleverness seines Nachwuchses nicht gewachsen ist. Sinnbildlich hierfür ist eine Kurzgeschichte um ein zurückgelassenes Sparschwein, dass schließlich vom Kleinen geschlachtet wird, bevor der Hammer des Vaters das Ziel erreicht. Solche Situationen ziehen sich wie ein roter Faden durch die 50 Storys, mal etwas ernster, mal albern humorvoll, mal lehrreich, meistens aber auch mit einer versteckten Botschaft, die sich eben nur mit etwas Detailschärfe in der Sichtweise entdecken lässt.
Erstaunlich ist dabei, wie zeitlos Ohsers Werke geblieben sind. Im Grunde genommen erleben auch „Vater und Sohn“ Geschichten, wie sie das Leben schreibt, wie sie hin und wieder auch im Alltag auftauchen, wie sie aber trotz ihrer leicht überspitzten Ausführung auch nicht übertrieben wirken. Kurzum: Es sind, in diesem Fall 50, Bildergeschichten mit einem Potenzial, dass Generationen überdauert und welches einen immer wieder dazu bringt, sich wieder einmal in die liebenswerte Welt der beiden Hauptdarsteller zurück zu zoomen.
Fazit:
Zum kostengünstigen Taschenbuchpreis ist die erste von insgesamt drei Veröffentlichungen um das Werk von „Vater und Sohn“ absolut empfehlenswert. Die Geschichten sind klasse, die Aufmachung sehr schön und der Sinngehalt zeitlos. Wer die Bildergeschichten bereits kennt, weiß um die Qualität von Erich Ohsers Werk; alle anderen sollten sich spätestens jetzt überzeugen!