Venuswurf (Autorin: Tanja Kinkel)
 
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Venuswurf von Tanja Kinkel

Rezension von Christel Scheja

 

Tanja Kinkel dürfte vielen Liebhabern historischer Romane seit Jahren als sehr rege und erfolgreiche Autorin bekannt sein, die mit Romanen wie "Die Löwin von Aquitanien" Bestseller schrieb. Mit "Venuswurf" taucht sie nach "Die Söhne der Wölfin" einmal mehr in die Geschichte Roms ein.

 

Seit mehr als drei Jahrzehnten regiert Augustus unangefochten Rom als "Erster Bürger". Mit harter, aber erfolgreicher Hand lenkt er die Geschichte Roms, um es zur größten Macht der Welt zu machen. Strenge Gesetze zwingen gerade die Oberschicht, seinem Willen zu gehorchen. Wer dagegen verstößt, wird hart bestraft. Und dabei macht er keine Unterschiede zwischen Fremden und Bekannten, was auch die Mitglieder seiner Familie schmerzhaft zu spüren bekamen.

So hat er seine Tochter Julia und deren jüngsten Sohn Postumus bereits aus Rom verbannt. Nur noch seine Enkeltochter Julilla lebt im Zentrum der Macht und scheint das Geschehene zu akzeptieren.

 

In dieser Zeit wird ein Mädchen mit zwergenhaften Wuchs an einen Bordellbesitzer verkauft. Mit großen Augen und naiv staunt sie über die ihr fremde Welt, lernt aber schnell, sich in dieser zurecht zu finden. Vor allem ein alter Maler hilft ihr dabei.

Ihr neuer Herr nennt sie Andromeda und erwartet, dass sie sich bewährt und ihre Unkosten später einmal hundertfach einbringt, aber durch eine Intrige muss er sie als Geschenk an die Enkelin des Augustus abtreten. Diese ist eine sehr freundliche und gütige Herrin, aber die Zwergin merkt schnell, dass dies nicht nur aus Menschenfreundlichkeit geschieht.

 

Julilla ist voll in die Machtspiele hinter den friedlichen Kulissen der Familie verstrickt und will Rache für die Verbannung der Mutter und des Bruders. Sie spinnt Intrigen um die Macht der Kaiserin Livia zu brechen und damit auch Augustus zu schaden, und dafür ist ihr jedes Mittel recht.

Andromeda erkennt schnell, dass sie da mitmachen und alles auf eine Karte setzen muss, um nicht unter zu gehen. Mit Witz und Verstand hilft sie ihrer Herrin und hofft darauf auch für sich und ihr Leben einen "Venuswurf" zu machen und damit zu gewinnen.

 

Tanja Kinkel konzentriert sich in ihrem Roman vor allem auf ihre Figuren. Vor einem lebendigen Hintergrund, der das alte Rom plastisch vor den Augen des Lesers erstehen lässt, schafft sie glaubwürdige Charaktere aus allen sozialen Schichten. Dabei hat sie akkurat recherchiert, ergänzende Sachtexte bieten Hintergrundwissen und stellen dar, in wie weit sich die Autorin dichterische Freiheiten erlaubt hat.

Spannung gewinnt das Buch vor allem durch das Zusammenspiel der so unterschiedlichen Charaktere aus Adel und Plebs und deren Konflikte, einige eher humorvolle Episoden lockern die Handlung auf.

Indem sie die Geschichte durch die Augen Andromedas erzählt, die das volle Ausmaß der politischen Intrigen im Hintergrund nicht erfassen kann, weil ihr die Erfahrungen und die Bildung fehlen, erspart sie sich, bei diesen weit ausholen zu müssen und schildert nur die Auswirkungen auf den Haushalt der Enkelin des Kaisers.

 

Die zurückhaltende Darstellung der politischen Geschehnisse mag dem ein oder anderen Leser vielleicht nicht genug sein, wem aber die plastische Darstellung einer vergangenen Epoche durch lebhafte und sympathische Charaktere gefällt, der wird mit dem Buch keinen Fehlgriff tun.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240328132019c812e0ea
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Venuswurf

Autorin: Tanja Kinkel

gebunden, 494 Seiten

Knaur-Verlag, erschienen Februar 2006

ISBN: 3-426-66210-8

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 21.02.2006, zuletzt aktualisiert: 16.08.2023 14:37, 1900