Rezension von Martin Hammerschmidt
Das Autorenduo Lincoln Child und Douglas Preston gilt als das Beste im Thrillergenre. Dass jeder der beiden aber auch erfolgreich eigene Bücher schreiben kann, haben sie schon mehrfach gezeigt. Mit „Utopia“, seinem ersten Solobuch, schrieb Child gleich einen Bestseller und bewies, dass er nicht unbedingt die Hilfe seines Partners Preston benötigt. Seine Bücher zeichnen sich durch gründliche wissenschaftlicher Recherche und einem guten Spannungsbogen aus, die er sehr geschickt miteinander verknüpft.
In seinem neuen Thriller geht es um eine geheime Forschungsstation weiter unter dem Meeresspiegel, welche kurz vor dem Durchbruch steht, eine der größten Entdeckungen der Menschheitsgeschichte zu machen.
Lindengood, Sicherheitstechniker auf einer amerikanischen Ölplattform, macht eine unglaubliche Entdeckung. Doch als er die Regierung mit den geheimen Informationen erpressen will, wird er auf brutale Weise umgebracht. Niemand darf erfahren, was wenige Kilometer vor der Grönländischen Küste für ein Projekt läuft. Doch nach einiger Zeit passieren merkwürdige Dinge. Seltsame Krankheiten treten hervor und drohen, die ganze Mission zum Scheitern zu bringen. Widerwillig muss sich das Team um Dr. Howard Asher, Admiral Spartan und Commander Korolis einen Experten heranziehen.
Dr. Crane soll die Ursache der Krankheiten ausfindig machen und wenn möglich sogar ein Mittel zur Bekämpfung entwickeln. Als ehemaliger U-Bootarzt bringt er erstklassige Qualifikationen mit und scheint perfekt für diese Aufgabe zu sein.
Crane selbst ist völlig überrumpelt von den Ereignissen und wird bei seiner Kontaktierung im Ungewissen über den Nutzen der Unterwasserstation gelassen. Erst als er sämtliche Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnet, wird er in das Geheimnis eingeweiht.
Asher weißt ihn in die Aufgabe der unterirdischen Anlage, ERF, ein, die das Ziel hat, Atlantis auszugraben und wichtige Artefakte der goldenen Stadt zu bergen. Doch nachdem Crane die ersten Tage auf der ERF verbringt, zweifelt sein Verstand daran, ob es wirklich die sagenumwobene Stadt ist, die hier ausgegraben werden soll oder ob mehr dahinter steckt.
Als er sich mit seinen Zweifeln schließlich an Asher wendet, klärt dieser ihn über den wahren Zweck der Mission auf.
Unter der Mohorovičić-Diskontinuität, der Grenzfläche zwischen Erdoberfläche und Erdmantel, kurz auch Moho genannt, scheint sich fremdes Leben angesiedelt zu haben, die unglaubliche Energiereserven besitzen. Deshalb hat auch das Militär der Vereinigten Staaten die Kontrolle über ERF übernommen und schränkt die Wissenschaftler bei ihrer Arbeit zunehmend ein. Sie wollen mit Hilfe der Energie ihre Waffentechnologie verbessern und somit ihren Standpunkt als Weltmacht weiter festigen.
Als die Mission kurz vor dem Abschluss steht, machen Asher und Crane eine gefährliche Entdeckung.
Lincoln Child hat wieder einmal bewiesen, dass in seinen Büchern nicht nur die reine Action eine tragende Rolle spielt. Die Spannung in diesem Buch ist aber diesmal auf Kosten der WIssenschaft etwas auf der Strecke geblieben. Nervenkitzel ist zwar durchaus vorhanden, keine Frage, aber mit seinen Vorgängern kann dieser Thriller auf keinen Fall mithalten.
Durch das ganze Buch ziehen sich Fremdwörter über Fremdwörter, mit denen der normale Durchschnittsleser absolut nichts anfangen kann.
Fachbegriffe müssen zwar in den Dialogen verwendet werden, damit sie authentisch bleiben, doch Child hätte es nicht gleich derart übertreiben müssen: von der Mohorovičić-Diskontinuität und Triglyceride über Erythrozytensedimentation bis hin zur Nonfebrilen Myalgie. Der Leser sieht hier vor seinem geistigen Auge ein Meer von Fragezeichen.
Die Story entwickelt sich deshalb auch nur schleppend und langsam. Ein Krankenfall nach dem anderen zieht sich durch das Buch und der Leser hat zwischendurch das Gefühl, das die Handlung einfach nicht vorankommt. Erst relativ spät kommt Tempo und Fahrt auf, die den Leser wachrütteln. Die Charaktere scheinen erst gegen Ende richtig aufzublühen und interessant zu werden. Vorher dümpeln sie so etwas vor sich hin, ohne jedoch für ein klares Ziel zu stehen. Höchstens Asher wirkt interessant und sobald er erwähnt wird, scheint die Handlung voranzukommen.
Das Ende ist auf der einen Seite zwar vorhersehbar, auf der anderen Seite aber doch noch gelungen und rettet das Buch noch in den guten Bereich.
Als Fazit bleibt schließlich festzuhalten, dass hier ein Buch vorliegt, welches nix für Thrillerfanatiker ist. Dafür ist zu wenig Action und Spannung geboten. Wer aber auf einen Mix zwischen Wissenschaft und Action steht, der kommt hier auf seine Kosten, wobei man sagen muss, dass Childs anderen Bücher einfach besser sind, was den Punkt Spannung betrifft.