Werwölfe zu Weihnachten von Charlaine Harris & Toni L. P. Kelner
Rezension von Christel Scheja
Charlaine Harris und Tony L. P. Kelner, selbst fleißige und erfolgreiche Autoren, beschlossen eines Tages eine Anthologie heraus zu geben, in der bekannte Schriftsteller zu einem vorgegebenen Thema Geschichten – in diesem Fall „Geburtstag, Vampire und Tod“ verfassen sollten. Sie waren auf der einen Seite gespannt, darauf, was die angesprochenen Autoren daraus machen würden und staunten nicht schlecht, als sie die Ergebnisse erhielten – Texte von einer erstaunlichen Bandbreite. Beide steuerten auch selbst jeweils eine Geschichte bei.
Erstaunlich viele alte Bekannte aus Dark und Urban Fantasy Romanen geben sich hier ein Stelldichein und machten die Anthologie zu einem Erfolg. So setzten die Autoren gut ein Jahr später noch etwas nach und beschlossen ein weiteres Fest aus der Sicht von mythischen Wesen betrachten zu lassen – nämlich „Werwölfe zu Weihnachten“.
Den Auftakt macht gleich Charlaine Harris. Nach der Trennung von ihren Vampirfreunden, macht Sookie Stackhouse nahe bei ihrem abgelegenen Domizil eine überraschende Entdeckung, sie findet einen nackten und verletzten Mann im Wald. Sein Zustand lässt darauf hindeuten, dass er ein Werwolf ist ... und ganz offensichtlich in Schwierigkeiten. Sie hat allerdings ein zu gutes Herz, um ihn einfach liegen zu lassen und so wird das ganze „Ein unvergessliches Weihnachtsfest“.
Wie immer verbindet sie ein bisschen Spannung und die Atmosphäre ihrer Welt mit einem kleinen romantischen Date mit einem gewissen Twist am Ende.
Ein Bewohner der „Nightside“ von Simon R. Green erzählt von einem ganz besonderen Weihnachten, an das ihn „Lucy alle Jahre wieder“ erinnert. Denn damals hat er sich zum ersten Mal verwandelt ... mit Folgen, die man erst zum Ende der Geschichte hin wirklich begreift.
„Ein Werwolf zu Weihnachten“ begeht einen folgenschweren Fehler, denn er wagt es, eines der Rentiere von Santa Claus zu fressen, mit der Folge, dass er dem Heiligen nun selbst als Zugtier dienen muss. Die Geschichte genießt es augenzwinkernd die typisch amerikanischen und kitschig bunten Klischees zu Weihnachten auf den Kopf zu stellen und sich darüber lustig zu machen, wartet Kat Richardson am Ende aber auch noch mit einer netten kleinen Überraschung auf.
Donna Andrews erzählt in „das har des thieres“ von einem Geschwisterpaar, das mit uralter Magie herumspielt, denn der Junge Tom möchte unbedingt ein Werwolf werden. Seine Schwester, die schon etwas älter ist, versucht ihm zu helfen, wenngleich auch die Übersetzung des alten Hexenrezepts nicht ganz einfach ist und leider auch keine Wolfshaare zur Hand. Aber vielleicht ist auch ein Hundehaar von den Nachbarn ganz gut zu gebrauchen. Auch diese Geschichte hat einen bitterbösen Unterton und ist nicht ganz so idyllisch, wie man zunächst glauben mag.
Von J.A. Konrath stammt „Das Buch Bob“. Die Geschichte beginnt mit einer ganz normalen Untersuchung. Doch was der Arzt in der Stuhlprobe seines Patienten findet, ist mehr als erschreckend. Denn was haben dort Knöpfe, Zähne, Schmuck und sogar Reißverschlüsse zu suchen? Und warum beteuert der Mann niemals so etwas verzehrt zu haben? Bis der Mediziner des Rätselts Lösung findet, führt ihn der Autor wie auch den Leser durch eine recht abgedrehte Geschichte.
Dies sind nur einige der insgesamt fünfzehn Geschichten, in denen andere bekannte Autoren wie Carrie Vaughn oder Patricia Briggs ihre Ideen zum Thema Weihnachten zum Besten geben. Dabei spielen nicht unbedingt immer die Figuren aus ihren Serien eine Hauptrolle, manchmal sind es auch die, die sonst die zweite Geige spielen oder nur einmal kurz aufgetaucht sind. Je nach Naturell des Autoren sind die Geschichten besinnlich, humorvoll oder spannend, oft aber auch ein wenig böse angelegt, so dass hin und wieder das Schmunzeln regelrecht im Hals stecken bleibt.
Allerdings sind manche Gags und Andeutungen auch sehr amerikanisch, so dass man nicht alles auf Anhieb und oft auch nicht das Lustige daran versteht, so dass nicht alle Geschichten auch deutsche Leser ansprechen können.
Insgesamt ist die Bandbreite der Geschichten relativ abwechslungsreich, so dass jeder seine Lieblingsgeschichte finden kann, allerdings kann die Anthologie dabei nicht den Standard erreichen, den sich die Herausgeber selbst mit „Happy Bissday“ begründeten, da viele Autoren zu sehr auf plakative Inhalte setzen und das Potential ihrer Ideen kaum wirklich ausschöpfen.
Damit ist „Werwölfe zu Weihnachten“ eine durchaus unterhaltsame Lektüre, wenngleich auch nicht so kurzweilig und verschroben wie sein Vorgänger.
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