Wilder Girls (Autorin: Rory Power)
 
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Wilder Girls von Rory Power

Rezension von Matthias Hofmann

Bei diesem Roman muss man zuerst das Titelbild würdigen. Was für ein wunderschönes surreales Motiv! Die Illustration des türkischen Digitalkünstlers Aykut Aydoğdu ist ein echter Hingucker. Ich könnte mir vorstellen, dass manche das Buch schon allein wegen des Covers kaufen.

 

Und wenn wir schon dabei sind: Der Oberfläche des Hardcoverumschlags fügt sich in den optischen Gesamteindruck passend ein. Der matte, samtige Karton liegt gut in der Hand und macht das bloße Lesen zu einem haptisch angenehmen Vorgang.

Aber genug der Äußerlichkeiten. Gilt nicht dieser kluge Spruch? »Don’t judge a book by its cover.« Zieh keine voreiligen Schlüsse.

 

Unter dem Titel Wilder Girls des »New-York-Times-Bestsellers« steht die Frage: »Du wirst dich verändern, wirst du auch überleben?« Sie gibt die Richtung vor, denn inhaltlich haben wir es mit einer Art dystopischer Survival-Horrorstory zu tun. Es geht in Rory Powers Roman wirklich ums nackte Überleben.

 

Die Ausgangsituation ist klar: Auf Raxter Island befindet sich ein Mädcheninternat. Aber natürlich keine stinknormale Mädchenschule, sondern eine, die unter Quarantäne steht. Eine rätselhafte Krankheit, eine rätselhafte Seuche namens »Tox«, ist ausgebrochen und hat dafür gesorgt, dass die Insel von der Welt abgeriegelt wurde. Die einzige Verbindung nach außen ist ein Boot, das regelmäßig Nahrungsmittel und Medikamente bringt.

Die Krankheit verändert die Mädchen, allerdings nicht wie normale Infektionen, sondern mit mannigfaltigen Symptomen. Sie verändert die menschlichen Körper, lässt sie mitunter grausig mutieren. Schreckliche Dinge wie Eiterpickel auf der Nase während der Pubertät, die wir so während unserer Zeit als Pennäler erlebt haben, sind lächerliche Banalitäten gegen die Arten von »Body Horror«, mit denen die Mädchen in dem Roman zu kämpfen haben.

 

Überhaupt, die Inhaltswarnung im Buch ist erschreckend lang. Es wird vor allem möglichen gewarnt (und damit leider auch gespoilert). Ich will nicht den gleichen Fehler wie der Verlag machen und belasse es mit der Erwähnung, dass explizite Beschreibungen von Gewalt und Tod zu lesen sind. Und einiges mehr.

 

Neben all den heftigen Geschehnissen kann das Buch als feministisch gelten. Männer kommen fast nicht vor. Alle tragenden Rollen werden von Mädchen und Frauen gespielt. Das macht »Wilder Girls« modern und trendy. Es zeigt aber, dass es unter Frauen auch nicht gerade zimperlicher zugeht, wenn sie in Extremsituationen zurechtkommen müssen.

 

Die Autorin streut im Verlauf des Buchs geschickt Rückblenden in das Vorleben der Protagonistinnen ein, sodass sich die Puzzleteile Stück für Stück zu einem klaren Bild zusammensetzen. Neben dem Mysterium des Ursprungs der Krankheit Tox, der Isolation der Mädchen auf der Insel und ob die drei Freundinnen Hetty, Reese und Byatt überhaupt eine Zukunft haben, geht es um die ganz großen Probleme. Was bedeutet Freundschaft? Was ist Lüge und was die Wahrheit? Stirbt die Hoffnung zuletzt?

 

Obwohl »Wilder Girls« ihr Romandebüt ist, wirkt der Schreibstil von Rory Power ausgereift und eigenständig. Die Handlung ist clever strukturiert und bleibt durchgehend spannend, obwohl nicht übermäßig viel Action geboten wird.

 

Das Ende dürfte nicht allen schmecken, aber ich finde es passend. »Wilder Girls« ist einer dieser neuartigen New-Adult-Romane, der vor allem junge Frauen ansprechen dürfte. Er ist recht eindeutig, wenn es um die Horrorelemente geht, und verlangt deshalb Leserinnen, die eher hartbesaitet sind. Ihnen dürfte einem ungebremsten Lesegenuss nichts im Wege stehen.

 

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Buch:

Wilder Girls

Original: Wilder Girls, 2019

Autorin: Rory Power

gebundene Ausgabe, 352 Seiten

Piper, 1. September 2022

Übersetzung: Andrea Bottlinger

Titelillustration: Aykut Aydoğdu

 

ISBN-10: 3492706088

ISBN-13: 978-3492706087

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B09X61VLGC

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 15.11.2022, zuletzt aktualisiert: 02.12.2022 13:21, 21280