Wonderlands herausgegeben von Laura Miller
Rezension von Ralf Steinberg
Rezension:
Das bereits 2016 im Original erschienene Übersichtswerk Wonderlands stellt sich der Aufgabe, in fünf Kapiteln die wichtigsten literarischen Wunderländer vorzustellen. Herausgeberin Laura Miller ordnete die 98 Artikel zeitlich in die Abschnitte Alte Mythen & Legenden (1750 v. u. Z. bis 1666), Wissenschaft & Romantik (1726–1900), Das goldene Zeitalter der Fantasy (1906–1945), Neue Weltordnung (1946–1979) und Das Computerzeitalter (1982–2015). Verständlicherweise liegt der Fokus auf Werke, die in englischer Sprache vorlagen und sich einer entsprechenden Bekanntheit im englischsprachigen Raum erfreuen. Dennoch ist die Auswahl sehr bunt geraten und enthält auch Werke aus dem asiatischen, afrikanischen und südamerikanischem Raum.
Die Qualität und die Quantität schwankt bei derartig vielen Texten von schmal und knapp ausreichend wie bei Cyrano de Bergeracs Reise zum Mond bis hin zu komplexen Essays wie über die Bas-Lag-Romane von China Miéville. Die meisten Artikel stellen das der jeweiligen »Wunderwelt« zugrunde liegende Werk vor, gehen auf das Besondere der Weltenschöpfung ein und stellen sie in den literarischen oder geschichtlichen Kontext. Das reicht bei den meisten der Werke auch völlig aus, um zu verstehen, wodurch sie sich ihren Platz in der Phantastik sicherten. Abgerundet werden die Texte durch eine Vielzahl an Illustrationen und auch jeweils durch ein kleines Schwarzweißfoto der Autorinnen und Autoren, sodass sich meist auch optisch ein Eindruck der Fantasiewelten und ihrer SchöpferInnen ergibt.
Wie tief man auch immer bereits in die Phantastik hereingeschnuppert hat, »Wonderlands« dürfte neue Erkenntnisse vermitteln und Ideen für die nächsten Lektüren liefern. Besonders erfreulich ist die Vielzahl von Autorinnen, deren Schöpfungen und Werke vorgestellt werden. Verständlicherweise gibt es Lücken oder ein paar Werke, deren Bedeutung man nicht ähnlich hoch einschätzen mag, aber letztlich lässt die Auswahl auf eine profunde Kenntnis der Phantastik schließen.
Neben der etwas trockenen Einleitung enthält das Buch ein nützliches Register zu Werke und Namen, sowie Informationen zu den Verfasserinnen und Verfasser der Artikel, deren Zuordnung man leider nur hier erhält und nicht bei den Texten selbst.
Der wbg THEISS Verlag legte in Aufmachung und Farbqualität der Bilder Wert auf höchste Qualität. Das Buch ist als Nachschlagewerk konzipiert und sollte in der hochwertigen Bindung für eine häufige Nutzung mehr als geeignet sein. Das in leichtem Retro-Look gehaltene Cover dürfte zudem auch optisch gefallen.
Fazit:
»Wonderlands« herausgegeben von Laura Miller bietet einen breiten Einblick in die phantastischen Welten und Werke vom »Gilgamesch-Epos« bis hin zu Salman Rushdies »Zwei Jahre, acht Monate und achtundzwanzig Nächte« aus dem Jahr 2015 und erweist sich dadurch als faszinierende Inspiration, in die Erkundung neuer oder alter Welten einzusteigen. Angefüllt mit einer Unmenge an Bildern und Informationen erweist sich »Wonderlands« als ein mehr als hilfreicher Wegweiser durch die wohl interessantesten literarischen Schöpfungen.
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