Roald Dahls aus dem Jahr 1964 stammendes Kinderbuch Charlie und die Schokoladenfabrik wurde bereits mehrfach verfilmt. Die meisten dürften den Stoff durch Tim Burtons Adaption aus dem Jahr 2005 kennen, in der Johnny Depp die Hauptrolle spielt. Regisseur Paul King erzählt mit dem Film Wonka nun die Vorgeschichte. Der Brite konnte seine inszenatorischen Qualitäten bereits bei den nicht nur kinder-, sondern auch familientauglichen Verfilmungen Paddington und Paddington 2 beweisen. Zudem ist der Cast – vor allem mit Timothée Chalamet, Rowan Atkinson und Hugh Grant –prominent besetzt. Was soll da schon schiefgehen?
Der noch junge und idealistische Willy Wonka gelangt nach einer Weltreise nach Europa. Hier möchte er ein Schokoladengeschäft der besonderen Art eröffnen. Doch ein skrupelloses Schokoladenkartell fürchtet seine außergewöhnlichen Kreationen und hetzt den korrupten Polizeichef auf ihn. Zudem gerät Wonka in die Hände einer skrupellosen Zimmervermieterin.
Paul King legt »Wonka« als Quasi-Musical mit zahlreichen Gesangseinlagen an. Diese kommen – zumindest im Deutschen – allerdings oft ziemlich plump daher. Da wird dann etwa die Schönheit der Kindheit tirilierend beschworen. Die Subversivität, für die Roald Dahls Werke bekannt waren, und die sich auch in der damaligen Verfilmung von Tim Burton zeigte, kommt dagegen zu kurz. Kleine, böse Pointen, die es in »Charlie und die Schokoladenfabrik« für ältere Zuschauerinnen und Zuschauer zu entdecken gab, sind bei Kings »Wonka« kaum aufzuspüren. Immerhin lassen sich einzelne fantasievolle Einfälle entdecken, die aber in einer Flut von überzuckertem Schokokitsch fast vollständig unterzugehen drohen. Das gilt leider auch für die Filmmusik von Joby Talbot. Die ist zwar stimmig, immer wieder eben auch übersüßt und stellenweise generisch, sodass am Ende kein besonderer Song hängenbleibt.
Auch Timothée Chalamet kann Johnny Depp so gar nicht die heiße Schokolade reichen. Chalamets Darstellung von Wonka ist nämlich sehr eindimensional geraten, wobei er die meiste Zeit mit einem einzigen Gesichtsausdruck auskommt. Schade, denn dass Chalamet schauspielerische Klasse besitzt, hat er in der Vergangenheit unter anderem in Dune und Call Me by Your Name bewiesen. Ein Lichtblick ist dagegen – neben der Newcomerin Calah Lane als Noodle – Hugh Grant, der schon in Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben überzeugend gegen sein Liebeskomödien-Image anspielte. Der von ihm verkörperte Umpa-Lumpa ist mit seiner Grimmigkeit und dezenten Boshaftigkeit ein schöner Gegenpol zum ewig grinsenden Wonka. Leider kommt seine Figur aber genauso zu kurz, wie die Umpa-Lumpas insgesamt. Auch das komödiantische Talent Rowan Atkinson wirkt verschenkt. Denn »Mr. Bean« hat nur einige Kurzauftritte, die sein komödiantisches Potenzial bestenfalls aufblitzen lassen. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass der als Vorgeschichte angepriesene Film in einigen Punkten nicht so ganz zur Hauptgeschichte passt.