X-Men: Schisma – getrennte Wege
 
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X-Men: Schisma – getrennte Wege

Rezension von Ingo Gatzer

 

Rezension:

Nachdem nur noch relativ wenige Mutanten übrig sind, haben sich die X-Men auf die Insel Utopia zurückgezogen. Ziel ist es, mit dem Rest der Welt eine friedliche Koexistenz zu führen. Dafür wirbt auch Cyclops in seiner Rede vor der UNO. Doch ein durch den draufgängerischen Mutanten Kid Omega herbeigeführter Zwischenfall macht das zunächst zunichte. Als Reaktion darauf beginnen viele Staaten, sich mit den alten und speziell zur Mutantenbekämpfung entwickelten Sentinels zu schützen. Auf diese Eskalation hat eine Gruppe von jungen Schurken nur gewartet. Die sich überschlagenden Ereignisse drohen auch die X-Men auseinanderzureißen.

 

Der Sammelband X-Men: Schisma – getrennte Wege vereint die 2011 erschienen fünf Einzelausgaben der Mini-Serie X-Men: Schism sowie als Abschluss X-Men: Regenesis. Als Teil der Reihe Marvel: Must-have sind die Erwartungen bei der Lektüre relativ hoch. Für die Geschichten um das eigentliche Schisma ist Jason Aaron verantwortlich, der von A wie Avengers wie W wie Wolverine bereits zahlreiche Storys im Marvel-Universum gestaltet hat. Der letzte Beitrag stammt von Kieron Gillen, der als Autor auch mit den X-Men bereits Erfahrungen gesammelt hat.

 

Aarons Idee, die X-Men stärker in die reale Welt der Gegenwart zu integrieren, weiß zu gefallen. Dementsprechend ist auch der Auftritt vor der UNO von Cyclops als Vertreter eines Mutantenstaats nur folgerichtig. Die globale Dimension des Konflikts macht das Event zudem besonders ergreifend, wobei der Rückgriff auf das Sentinel-Motiv spannend ist. Ist also »X-Men: Schisma – getrennte Wege« ein rundum gelungener Beitrag und ein echtes »Marvel: Must-have«?

Leider nein. Denn der Band hat etwa genauso viele Schwächen wie Stärken. Das beginnt bei den eigentlichen Gegenspielern der X-Men, bei denen es sich um vorpubertäre Rotzblagen mit Killerinstinkt handelt. Die stecken im Comic dann sowohl außerirdische Schurken als auch die X-Men sowie eine der bekanntesten Organisationen von Bösewichten im X-Men-Universum ziemlich locker in die Tasche – wenig glaubwürdig und etwas infantil. Genauso albern wirkt dann auch die Bestrafung für Kid Omega, den Emma Frost mental dazu zwingt, sich in die Hose zu machen. Interessant könnte der eigentliche Konflikt innerhalb der X-Men sein. Aber auch der hat zu viele Schwachstellen. So verraten Cover und Titel bereits zu viel. Zudem wirkt Wolverine zu Beginn merkwürdig passiv bis unterwürfig, um dann plötzlich in Zeiten der größten Not den Bruch zu suchen. Dieser erinnert dann auch noch motivisch sehr an das Event Civil War, das rund vier Jahre zuvor erschien.

 

Für die Zeichnungen in »X-Men: Schisma – getrennte Wege« sind gleich ein halbes Dutzend von Illustratoren verantwortlich. Besonders gute Arbeit leistet dabei Carlos Pacheco, der den Auftakt des Events optisch verheißungsvoll gestaltet. Der Spanier durfte bereits 1997 die X-Men zeichnen. Vielleicht auch deshalb zählt sein Figurendesign zu den besten im ganzen Band. Dazu kommt sein Gespür für eindrucksvolle perspektivische Darstellungen und eine tolle Doppelseite, bei denen sich das Lesepublikum mitten im Kampf mit den Sentinels wähnt.

Frank Cho (Hulk) schafft es zwar nicht ganz, dieses hohe Niveau zu halten, arbeitet aber vor allem die Mimik der Hautfiguren ansprechend heraus.

Im Vergleich zu den ersten beiden Künstlern stellen die Panels von Daniel Acuña (Eternals) fast einen Stilbruch dar. Seine Zeichnungen wirken insgesamt weniger brillant – auch wenn er es gegen Ende visuell noch einmal richtig krachen lässt.

Bei Zeichenlegende Alan Davis (Batman) weiß vor allem das immer wieder ungewöhnliche Design der Panels zu gefallen. Etwas mehr Mut zu wirklich seitenfüllenden Zeichnungen bei Aufsehen erregenden Ereignissen wäre aber wünschenswert gewesen.

Adam Kubert hat sich zwar schon zeichnerisch den X-Men gewidmet. Dennoch wirken seine Figuren nicht überzeugend. Das gilt nicht nur für den jugendlich anmutenden Logan gegen Ende. Auch die schurkischen Kids sehen bei ihm noch ein paar Jahre jünger aus.

Billy Tan (New Avengers) präsentiert dann im letzten Kapitel visuell eindrucksvoll den wilden Wolverine, liefert aber nicht bei allen Figuren – etwa bei Magneto – eine ähnliche gute Leistung ab.

 

Wie bei »Marvel: Must-have« gewohnt, ist das Bonusmaterial erfreulich umfangreich. Dieses reicht von einem Blick hinter die Kulisse über eine Timeline und Lektüreempfehlungen bis zu hilfreichen Anmerkungen.

 

Fazit:

Viel Licht und viel Schattenprägen den Sammelband »X-Men: Schisma – getrennte Wege«. Die Macher haben einige tolle Ideen, leisten sich aber auch diverse Schwächen. Angesichts der recht großen Bedeutung des Ereignisses für die Historie der X-Men können Fans aber dennoch zugreifen.

 

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Comic

X-Men: Schisma - getrennte Wege

Autoren: Jason Aaron und Kieron Gillen

Zeichner: Daniel Acuna, Frank Cho, Alan Davis, Adam Kubert und Carlos Pecheco

Panini, November 2022

Taschenbuch, 182 Seiten

 

ISBN-10: 3741628808

ISBN-13: 978-3741628801

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.01.2023, zuletzt aktualisiert: 26.08.2023 14:45, 21522