Rezension von Christel Scheja
In den letzten Jahren ist das Interesse am Zeichnen und Malen von Fantasy-Motiven nicht zuletzt durch die Manga-Begeisterung vieler Kinder und Jugendlicher gewachsen. Da aber auch einige Begeisterte der westlichen Art zu zeichnen und malen treu bleiben wollen, haben im Gegenzug viele durch Buchcover, Poster und Grußkarten bekannt gewordene Illustratoren und Künstler die Zeichen der Zeit erkannt, und eigene Ratgeber heraus gegeben.
So auch Linda Ravenscroft. Nach ihrem ersten Band „Traumhafte Elfen zeichnen und malen“ ist nun auch „Zauberhaftes Feenland malen und zeichnen“ erschienen.
Anders als in „Traumhafte Elfen zeichnen und malen“ stehen hier nicht die Figuren allein im Vordergrund, sondern werden in Ergänzung zum Hintergrund gesehen. Die Autorin und Künstlerin zeigt, wie man einer Figur durch die geeignete Umgebung noch mehr Charakter und Ausdruck verleihen kann und macht deutlich, dass auch Landschaften und Details viel zur Atmosphäre eines Bildes beitragen können.
Das Buch ist in vier Kapitel aufgeteilt. Im ersten beschäftigt sich Linda Ravenscroft mit dem Material, das verwendet werden kann und den unterschiedlichen Techniken, in denen ein Bild erstellt werden kann. Sie erklärt die Grundlagen des Zeichnens mit Blei/Buntstift, Kreide und Tusche, geht auf die Grundlagen der Aquarell- und Acrylmalerei ein. Aber auch wichtige Kenntnisse zum übertragen von Motiven von der Skizze auf den entgültigen Malgrund, Schattier- und Schraffurtechniken oder Farbenlehre werden gestreift.
In „So entsteht ein Bild“ geht sie Schritt für Schritt darauf ein, wie man ein Motiv von der Idee bis zum fertigen Kunstwerk entwickelt. Wo kann man Inspiration und Vorlagen finden und wie diese festhalten? Wichtig ist natürlich auch die Bildkomposition – welchen Ausschnitt wählt man, und welche Perspektive, damit es nicht langweilig oder unglaubwürdig wirkt? Anhand eines einfachen Beispiels demonstriert sie auch, wie man den richtigen Maßstab für seine Figuren wählt. Auch Licht und Schattenfall spielen eine nicht unerhebliche Rolle. Zu allen Themen gibt es Beispiele, die mittels Vorlagen auch nachgearbeitet werden können. Das bevorzugte Medium der Künstlerin ist dabei allerdings die Aquarellmalerei.
Im dritten Kapitel „Schritt für Schritt durchs Feenland“ finden sich Details, die die Feenwelt erst glaubwürdig und richtig lebendig machen – angefangen mit Bäumen und Blättern Nüssen und Früchten bis hin zu Steinen und Felsen. Sie zeigt aber auch, wie man Raureif und Schnee oder Spiegelungen auf Wasser und Eis glaubwürdig darstellen kann und bietet entsprechende Vorlagen für Luftschlösser und Feenhäuser und deren Mobiliar, Heilige Haine und Feenkreise, auch die Welt unter Wasser wird dabei nicht vergessen.
Das vierte und letzte Kapitel bietet eine „Galerie“ mit Bildern anderer Künstler und Vorlagen von Figuren, die unbegabtere Zeichner abpausen und in ihre Bilder einsetzen können.
Auch wenn sich Linda Ravenscroft bemüht, den Einstieg in die Materie für blutige Anfänger so einfach wie möglich zu machen, so merkt man doch recht schnell, dass man die besseren Ergebnisse erzielt, wenn man schon einige Kenntnisse im Umgang mit Aquarellfarben oder Zeichenstiften hat. Denn bei der Anwendung der Techniken geht die Autorin nicht unbedingt immer ins Detail, auch werden nicht immer alle Stadien eines Bildes gezeigt. Meistens findet man zu einer Vorlage die entsprechenden Outlines oder eine saubere Skizze und dann bereits das fertige Bild. Wie man zum Beispiel Lasuren erstellt erwähnt sie nur im Unterkapitel zum Aquarellieren. Zwar kann man sich mit ein wenig Geschick und Hartnäckigkeit das ein oder andere aneignen, aber von der Pike auf, lernt man das Zeichnen nicht.
Viel interessanter ist das Buch für diejenigen, die bereits zeichnen und/oder Grundkenntnisse haben und nun ihr Repertoire erweitern wollen. Sie finden in den verschiedenen Unterkapiteln eine ganze Reihe von Topps und Tricks, die sie auch für das Malen von reinen Landschaftsbildern oder Stilleben nutzen können, die ihnen helfen Blüten und Blumen gekonnt umzusetzen und ihnen die entsprechende Ausstrahlung zu geben. Die Elfen und Feen ist teilweise fast schon Nebensache, auch wenn sie den entsprechenden Bilder erst durch ihr Auftauchen eine märchenhafte Atmosphäre verleihen. Wenn man bereits Vorkenntnisse hat, kann man sich vieles – gerade wenn man aquarelliert – heraus ziehen.
Und auch wenn man die Erklärungen nicht umsetzen kann oder will, erhält man mit dem Buch einen hübschen und stimmungsvollen Bildband, der ein wenig über die Elfen und Feen verrät und in eine märchenhafte Welt entführt.
So oder so erweist sich „Zauberhaftes Feenland malen und zeichnen“ als lohnenswerte Investition. Zum einen kann man viele Tipps und Tricks ausprobieren, die einem zuvor vielleicht nicht so bewusst gewesen sind, zum anderen macht es auch Spaß, einfach nur die stimmungsvollen Bilder der Künstlerin und ihrer Kollegen zu bewundern.