Zeitschaft (Autor: Gregory Benford)
 
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Zeitschaft von Gregory Benford

mit einem Vorwort von Jack McDevitt

Rezension von Ralf Steinberg

 

Klappentext:

Die nahe Zukunft: Die Welt steht vor dem ökologischen Kollaps. Eine Gruppe von Wissenschaftlern versucht, eine Botschaft in die Vergangenheit zu senden, damit dort die Ursachen der Katastrophe beseitigt werden können. Doch das gewagte Unterfangen hat verheerende Folgen …

 

Einer der besten SF-Romane der letzten Jahrzehnte – mehrfach preisgekrönt! Jetzt endlich in überarbeiteter Neuausgabe!

 

Rezension:

In der Reihe Meisterwerke der Science Fiction präsentiert Heyne die unter der Redaktion von Erik Simon überarbeitete Neuausgabe von Benfords Wissenschaftler-Roman „Zeitschaft“. Mit einem Vorwort von Autorenkollegen Jack McDevitt und einer als Wissenschaftlicher Anhang“ deklarierten Rezension von Susan Stone-Blackburn kommt so ein Buch zu neuer Geltung, dass fürwahr ungewöhnlich und bemerkenswert ist.

Zwar loben und preisen bereits Vorwort und Anhang das Buch und seine Besonderheiten umfassend und ausführlich, dennoch kann man es nicht oft genug betonen, mit welcher Freude der Leser hier Anteil nimmt an der wissenschaftlichen Arbeit von Physikern und Mathematikern, die mit einer Genauigkeit erfahrbar gemacht wird, wie sie kaum in der SF-Literatur anzutreffen ist.

Da der Autor selbst Physiker in der wissenschaftlichen Forschung ist, vermag er uns ein Wissenschaftlerbild vorzustellen, das fernab der altbekannten Klischees liegt. Dabei schafft Benford viele unterschiedliche Charaktere, die trotz aller Verschiedenheit, glaubwürdig bleiben. Er nutzt dabei nicht nur seine eigenen Erfahrungen, sondern schreibt diese auch in einem interessanten Stil nieder, der selbst solch wenig Spannung versprechenden Szenarien, wie eine Cocktailparty etwa, zu einem aufregenden und weiterführenden Handlungshöhepunkt macht.

Benfords sicherer Umgang mit den verschiedenen Zeitebenen, sein sorgfältiger Versuch, den Leser ganz langsam in wissenschaftliche Ideen und Probleme einzuführen, ohne zu erschlagen, seine sanfte Symbolik, die den Leser herausfordert, lassen den Leser bis zum Schluss erwartungsvoll die Seiten verschlingen, obwohl es eine so untypische Verarbeitung bekannter Themen ist.

Wo andere Autoren mit Raumschiffen und Kriegen hantieren, flechtet Benford seine Themen bodenständiger und ruhiger. Die ökologischen und damit ökonomischen Probleme seines 1998 schichten sich zunächst von den persönlichen Problemen einer Familie allmählich zu den globalen Problemen, die die Zeitkommunikation erst notwendig machen. Dadurch wird die Krise intensiver. Während John Renfrew in seinem Labor mit wissenschaftlichen Problemen hantiert, kämpft seine Frau Marjorie zu Hause mit Lebensmittelknappheit, Stromsperren und zunehmendem Verfall des öffentlichen Lebens.

Vom ersten Kapitel an bindet Benford diese beiden Seiten der Handlung fest aneinander.

Auch in der zweiten Zeitebene, 1962/63, findet diese Verknüpfung statt. Gordon Bernstein steht im Druck des universitären Betriebes, wo zwischen Renommee und Forschung laviert wird und gleichzeitig schwimmt er privat im moralischen Umbruch der sechziger Jahre, zwischen konservativer Tradition und sexueller Revolution, mit all ihren Wehen und Wehwehchen.

Diese enge Verknüpfung von Science Fiction und Social Fiction ist die besondere Stärke des Romans, wobei Benford hier die Fiktion zu einem Großteil durch Realität ersetzt. Es ist schwer, besonders im physikalischen Themenbereich, zu erkennen, wo Benford aus Ideen, ernsthafte Theorien zaubert, aber das kann der interessierte Leser durchaus für sich selbst ermitteln. Vielleicht liest er nun den Wissenschaftsteil seiner Zeitung mit anderen Augen, wenn von Teilchenbeschleunigern die Rede ist, oder von Änderungen im Atommodell, oder wenn über neue Dimensionen und Zeitparadoxa geschrieben wird. Dieses kleine bisschen Ändern der Denkgewohnheiten könnte eine der schönsten Leistungen dieses Romans sein.

 

Fazit:

Gregory Benfords „Zeitschaft“ steht zu Recht in der Reihe der Meisterwerke der Science Fiction und Heyne hat dieses Buch in einer angemessenen Ausgabe gewürdigt.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042604062198c211ae
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Zeitschaft

Autor: Gregory Benford

mit einem Vorwort von Jack McDevitt

Original: Timescape, 1980

Übersetzer: Bernd Holzrichter, Erik Simon

Überarbeitete Neuausgabe, Heyne 2006

ISBN: 3453521919

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.07.2006, zuletzt aktualisiert: 08.08.2023 16:01, 2566