Zeitspuren von Jack Finney
Reihe: Meisterwerke der Science Fiction
enthält: Von Zeit zu Zeit | Im Strom der Zeit
Rezension von Christian Endres
Es gibt viele Zeitreise-Romane in der Science Fiction, darunter einige große und sogar ein oder zwei tatsächlich über das Genre hinaus berühmte, allen voran natürlich der Klassiker von H. G. Wells aus dem Jahre 1895. Dann fallen einem natürlich schnell noch ein paar andere Namen ein, etwa Poul Anderson, Gregory Benford, Michael Moorcock, Philip K. Dick, Kim Grimwood oder – aus deutschen Landen - Wolfgang Jeschke. Letzterer hat auch die Einleitung zum vorliegenden Heyne-Sammelband verfasst, der in der wie üblich schön aufgemachten Meisterwerke der Science Fiction-Reihe erscheint und die beiden großen Zeitreise-Romane von SF-Legende Jack Finney zwischen zwei Buchdeckeln vereint.
Der 1911 geborene Finney schuf mit »Die Körperfresser kommen« einen ebenfalls über die literarischen Genregrenzen hinaus bekannten und mehrfach (mal mehr, mal weniger werktreu) verfilmten Science Fiction-Evergreen – seine beiden Zeitreiseromane waren dennoch seine Lieblingskinder. Der erste, »Time and Again«, wurde im Original bereits 1970 veröffentlicht; die Fortsetzung, »From Time to Time«, 1995 – Finney hatte bis kurz vor seinem Tod an der Fortsetzung seines Zeitreise-Klassikers gearbeitet.
In beiden Teilen treffen wir auf den Grafiker Simon Morley, der sich trotz einiger Vorbehalte auf ein obskures, angeblich von der Regierung subventioniertes Projekt einlässt, das sich mit Zeitreisen beschäftigt. Es folgt eine Mischung aus Krimi, Zeitreise-SF und historischem Roman, wobei vor allem die Elemente der letzten Kategorie interessant sind. Man spürt gerade im ersten Teil des Doppelbandes den Elan, mit dem Finney das historische New York zum Leben erwecken wollte. Die große Stärke des Romans ist also die Lebendigkeit der Vergangenheit – und was mag man von einem guten Zeitreiseroman mehr wollen?
Trotz üppiger Bebilderung mit Schwarzweiß-Fotos und anderen Illustrationen reicht der zweite Teil des schön aufgemachten Taschenbuchs leider nicht ganz an den ersten ran. Schon der war manchmal etwas zäh und langatmig, doch konnte Finney das durch die Atmosphäre stets wett machen. Das große Staunen, der sense of wonder, fing solche Szenen immer auf und ließ sie einen kaum bemerken – aber eben nur im ersten Roman.
Dennoch lohnt die ausufernde SF-Lektüre von Altmeister Finney, die von Heyne mit dieser überarbeiteten Neuauflage und dem tollen Cover nun völlig zurecht als Meisterwerk der Science Fiction geadelt wurde.
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