Zodiac- Auf der Spur eines Serienkillers (Autor: Robert Graysmith)
 
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Zodiac- Auf der Spur eines Serienkillers von Robert Graysmith

Rezension von Christel Scheja

 

Serienkiller hat es zu allen Zeiten gegeben. Nur widmete man ihnen früher nicht die Aufmerksamkeit, die sie heute genießen, sondern versuchte ihre Existenz eher schamhaft zu verstecken und vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Das versucht man heute gerade noch bei den aktuell tätigen Massenmördern, diejenigen, deren Wirken bereits Jahre oder Jahrzehnte zurück liegen werden auch in anderer Form zu Stars.

Eine Unzahl von Filmen und Fernsehserien widmet sich seit den späten 90ger Jahren und auch die aktuell beliebten Gerichtsmediziner und Forensiker dürfen sich nicht nur mit Affekt- und Einmaltätern herumschlagen.

Romane und Sachbücher beschäftigen sich mit dem Thema und rollen teilweise echte Fälle wieder auf. Vor allem wenn der Täter nie ergriffen wurde bleibt ein Nimbus des Geheimnisvollen um die Morde und die Identität des Monsters, das die Menschen in Angst und Schrecken versetzte.

 

Dazu gehört auch der „Zodiac-Killer“ der seit 1968 und vermutlich bis in die frühen 1980-ger Jahre hindurch San Francisco und das Bay Area heimsuchte. Nachdem er mehrere bestialische Morde an Teenagern und jungen Frauen begangen hatte, sandte er provozierende Briefe an die Polizei und die größten Zeitungen am Ort, begleitet von Hinweisen, die er hinter einem ausgeklügelten Chiffre versteckte, der ihm dann auch den Namen „Zodiac“ gab.

Der Code war so raffiniert, dass ihn weder die Spezialisten der Polizei noch Geheimdienste entschlüsseln konnten - erst einfachen Bürgern gelang es, das Rätsel zu knacken.

Aufgestachelt durch die gewonnene Aufmerksamkeit und seine Begeisterung, die Behörden und die Presse an der Nase herum führen zu können, setzte der Zodiac-Killer seine Mordserie über mehrere Jahre fort.

Auch wenn sich eine Sonderkommission mit dem Fall beschäftigen und einige Zeugen dem Mörder sogar lebend entkamen, und interessierte Laien ebenfalls weiter suchten - so blieb konnte man doch keinem der Hauptverdächtigen nachweisen, dass er der Zodiac-Killer war. Mitte der 1970-ger Jahre wurde es relativ ruhig um den Killer, ehe er gegen Ende des Jahrzehnts und in den 1980-gern noch einmal von sich reden machte, bis es endgültig still um ihn wurde.

Zwar vergewaltigte er seine Opfer niemals, die Art der Tötungen durch Schusswaffen und Messer wies aber auf eine unterdrückte und aggressiv pervertierte Sexualität und einen krankhaft gespaltenen Geist hin.

Robert Graysmith gehörte zu den Presseleuten, die auf eigene Faust der Spur des Zodiac-Killers nachgingen, nachdem sie ungewollt mit ihm in Berührung kamen. Er arbeitete 1968 als Karrikaturist bei einer der Zeitungen, die Briefe des Serienmörders erhielt und begann aus morbider Faszination den Fall nach zu verfolgen.

In seiner Chronik, die wohl in den 1970-ger Jahren zum ersten Mal erschien und danach erweitert und ergänzt neu aufgelegt wurde, fasst er die Ereignisse minutiös zusammen, ergänzt sie mit Abdrucken der Briefe und anderen Äußerungen des Zodiac-Killers und garniert alles mit eigenen Schlussfolgerungen und Vermutungen. Er listet aber auch die Versäumnisse und Schwächen der Polizeiarbeit auf, die den am Fall arbeitenden Beamten durch unterschiedliche Befugnisse das Leben schwer machten. Weiterhin erzählt er von den Auswirkungen auf Presse und Medien und wie diese Hand in Hand arbeiteten, um den Zodiac so vielleicht aus ihrem Versteck zu locken. Tatsächlich gab es einen Film, der bewusst Paralellen zu den Zodiac-Morden aufweist - jedoch auch nicht dafür sorgen konnte, dass der Mörder seine Vorsicht aufgab.

 

Das Buch ist eine zeitlich geordnete Chronik, die mit dem ersten, dem Zodiac eindeutig nachgewiesenen Mord beginnt und gut zwanzig Jahre später ohne wirkliche Aufklärung endet. Trotzdem ist man von den gut recherchierten Ereignissen fasziniert und beginnt sich irgendwann eigene Gedanken zu machen. Es ist interessant mehr über die Polizeiarbeit der 1960-ger und 1970-ger Jahre zu lesen - mit einer fast vierzigjährigen Distanz erscheinen die damaligen Ermittlungsmethoden wie aus der Steinzeit. Aber sie machen einem bewusst, wie viel sich in den letzten Jahrzehnten in diesem Bereich getan hat.

Robert Graysmith erzählt dies alles in einem packenden, halbdokumentarischen Stil, dem man anmerkt, dass er unmittelbar beteiligt war. Zwar sind die Schilderungen weitestgehend sachlich, verhaltene emotionale Ausbrüche machen die Chronik aber glaubwürdiger und persönlicher. Ebenso wie seine persönlichen Schlussfolgerungen und Mutmaßungen, die nicht unbedingt immer mit denen der Polizei überein stimmen.

 

Das macht „Zodiac- Auf der Spur eines Serienkillers“ zu einem äußerst spannenden Sachbuch, das problemlos mit den besten Thrillern mithalten kann. Der besondere Reiz darin besteht, dass alle Ereignisse wirklich passiert und nicht nur erfunden wurden, und man das Gefühl bekommt, dem Täter trotz zeitlicher und räumlicher Distanz ganz nahe zu sein. Vielleicht bekommt man nachher keine Lösung auf einem Silbertablett serviert, aber die eigene Beschäftigung mit dem Fall macht eine vollständige Aufklärung der Morde mehr als wett.

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240425134745d20ad9e1
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Zodiac-Auf der Spur eines Serienkillers

Autor: Robert Graysmith

broschiert - 480 Seiten

Heyne-Verlag, erschienen März 2007

ISBN 978-3-453-50035-8

Übersetzung aus dem Englischen von Norbert Jakober

Titelbildgestaltung von Nele Schütz Design

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 06.04.2007, zuletzt aktualisiert: 09.02.2023 16:58, 3760