Zone (Autor: Philip Palmer)
 
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Zone von Philip Palmer

Rezension von Carina Schöning

 

Der charismatische Piratenkapitän Michael Flanagan hat große Ziele. Gemeinsam mit seiner Crew will er Cheo, den regierenden Tyrannen der Galaxis erpressen. Seit dem Tod seiner Schwester auf seinem Heimatplaneten Cambria hat er dem skrupellosen Diktator den Krieg geschworen. Seit Jahren plant er schon seine blutige Rache und nun endlich bekommt er auch die Möglichkeit dazu. Eines von Cheos zahlreichen Kindern ist im All unterwegs und soll für jede Menge Geld sorgen. Was aber nur wenige wissen ist, dass die Gefangene namens Lena oder auch Xabar nicht eine der verzogenen Töchter des Weltenherrschers ist, sondern seine leibhaftige Mutter. Die Reaktion auf die Entführung lässt natürlich nicht lange auf sich warten und so ist die mutige Crew binnen kürzester Zeit von Cheos Schlachtschiffen umzingelt.

 

An Bord findet sich die selbstbewusste und eigensinnige Lena langsam mit ihrem Schicksal ab. Obwohl sie mehrere Jahrhunderte alt ist, sieht sie durch Modifikationen und Implantaten immer noch aus wie Mitte zwanzig und in dem hübschen Kopf steckt auch ein wacher Geist. Nach und nach kommen ihr Zweifel an ihrem Sohn und seinen Machenschaften. Auch freundet sie sich langsam mit der Crew an und beschließt letztendlich die Fronten zu wechseln. Gemeinsam mit den Piraten will sie nun gegen ihren eigenen Sohn kämpfen.

 

„Zone“ ist der Debütroman des Engländers Philip Palmer, der vor allem durch diverse Drehbücher zu Hörspielen, Fernsehserien und Spielfilmen bekannt geworden ist. Das merkt man seinem Debütroman leider auch stark an. Laut Verlags Werbung sollte der Science Fiction Roman „eine Mischung aus Fluch der Karibik und Star Wars sein“. Was sich nun auf den ersten Blick als klassische, actionreiche Space Opera anhört, entpuppt sich auf den zweiten Blick eher als eine Mischung aus ebendieser, Military- und Hard Science Fiction. In vielen kleinen Abschnitten/ Kapiteln kommen die Protagonisten selbst zu Wort und sprechen über ihre aktuellen Gefühle. Teilweise bestehen diese Abschnitte nur aus einem Wort oder Satz und dann kommt auch schon das nächste Crew-Mitglied. Zwischendurch erzählt die Hauptfigur Lena in seitenlangen „Exzerpte“ ausführlich ihre Lebensgeschichte und ihre Motivation zu dem Ganzen. Angefangen als schüchtere Studentin hat sie sich durch verschiedene Modifikationen zur selbstbewussten Polizistin hochgearbeitet und wurde nach einem pseudo-wissenschaftlichen Selbsthilfe-Ratgeber sogar zur Leitfigur einer ganzen Trendbewegung. Nach weiteren Modifikationen beherrschte sie diverse Musikinstrumente und Sportarten und lernte dadurch auch Andrei, den Vater von Peter alias Cheo kennen.

Die Grundidee des Romans ist durchaus interessant, aber die ständigen Wechsel zwischen den Figuren stören den Erzählfluss doch erheblich und auch mit Lena und ihren seltsamen Eigenheiten und Vorlieben wird man als Leser nicht so richtig warm. Hinzu kommt, dass der Autor auf Beschreibungen von Raumschiff, Umgebung, Geschehen etc. häufig genug verzichtet. So erfährt man davon nur durch die Monologen oder Dialogen der einzelnen Crew-Mitglieder. Der Funke will insgesamt nicht so wirklich überspringen. Dabei sind Szenario und Handlung durchaus originell und gut durchdacht. Der Autor präsentiert eine düstere Zukunftsvision mit einer verkommen Gesellschaft, die von Krieg und Gewalt geradezu durchdrungen ist und sich durch Sex und Drogen ablenkt. Mittels Körpermodifikationen sind die Menschen scheinbar unsterblich geworden und auch ein abgetrennter Kopf kann hier einfach wieder angenäht werden. Hinzu kommt eine Vielzahl von hoch interessanten, aber auch sehr unsympathischen Figuren wie dem Flammenwesen Alby, dem dreiäugigen Wolfwesen Harry oder auch Jamie, der sich mit zehn Jahren entschieden hat nicht mehr zu wachsen. Die Handlung konzentriert sich leider jedoch sehr stark auf die eigenwillige Lena und den gerissenen Kapitän Flanagan. Natürlich kommen sich beide bei ihren Abenteuern immer näher.

Die Sprache schwankt dabei zwischen wissenschaftlich-kompliziert und respektlos-vulgär. Viele Kraftausdrücke und Beleidigungen kommen in dem Roman vor und wer vor zu ausführlichen Gewalt oder Sexszenen zurückschreckt, sollte lieber ganz die Finger davon lassen.

Erwähnenswert ist auch der kreative Umgang mit Text und Sprache. So werden in dem Roman zum Beispiel die Wörter „hinab“ und „hinauf“ entsprechend versetzt geschrieben oder die Seite bleibt schon mal leer, wenn die Figur nachdenkt.

 

Insgesamt wird der bunte Science Fiction Mix „Zone“ die Leserschaft polarisieren. Was für den Einen einfach nur konfus und seltsam erscheint, wird von dem Anderen als hoch innovativ angesehen. Probelesen ist bei diesem zwiespältigen Roman daher unbedingt angebracht.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240426171939261b5c6e
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Zone

Autor: Philip Palmer

Deutsche Erstausgabe 2008

Englische Originalausgabe 2008 „Debatable Space“

Übersetzung Ursula Kiausch

Heyne Verlag

Taschenbuch, 607 Seiten

ISBN 978-3-453-52345-6

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 03.12.2008, zuletzt aktualisiert: 08.08.2023 16:01, 7888