Zufallscode von Robert Littell
Rezension von Andreas Hammerschmidt
Lemuel Falk ist besessen vom Zufall: Der berühmte russische Chaos- und Zufallsforscher arbeitet an einem geheimen Codiersystem. Als er eine Stelle an einer US-Universität bekommt, scheint sich sein Traum von einer glücklichen Zukunft endlich zu erfüllen. Doch eine Reihe mysteriöser Ereignisse bringt Lemuels Leben durcheinander. Plötzlich tauchen Geheimagenten auf, und ein Serienkiller scheint willkürliche Morde zu begehen. Alles nur merkwürdige Zufälle?
Inhalt:
Lemuel Falk, Chaostheoretiker in St. Petersburg, kann sein Glück kaum fassen. Er bekommt ein Ausreisevisum und stiehlt sich ohne seine Familie nach jahrelanger „Unterdrückung“ durch die nicht marktorientierte Volkswirtschaft in Russland nach Amerika davon. Dort empfängt ihn schon sein neuer Arbeitgeber, Direktor des Instituts für fortgeschrittene interdisziplinäre Chaosforschung. Für Lemuel ist natürlich alles neu und Amerika bedeutet für ihn eine grenzenlose Freiheit: große Wohnung, neuste Technik und ein Supermarkt mit vollen Regalreihen. Doch in dieser Ordnung gibt es auch einen Serienmörder, der wahllos tötet. Aufgrund seiner hohen Stellung als Professor bekommt Lemuel immer die neusten Akten der Morde zugeschickt, die er in den Supercomputer des Instituts einspeist.
Als sich Lemuel recht gut eingelebt hat und sein Vertrag demnächst beim Institut ausläuft, wird er plötzlich von einem Angebot überrumpelt, mit einem anderen Namen und viel Geld in die Nähe von London zu ziehen. Hintergrund ist die Möglichkeit, durch Lemuel jeden Code der Welt durch perfekte Zufallssteuerung knacken zu können. Kurze Zeit später wird ihm ein Job in der Arabischen Republik Syrien angeboten, ebenfalls hochdotiert und anlockend. Die dritte Arbeitsstelle wird ihm nachts im Institut von der illegalen Seite aufgedrängt. Und zu allem Überfluss muss er noch den Fall des Serienmörders lösen, der mittlerweile 18 Menschen auf dem Gewissen hat. Als er auch noch einen Streit mit seiner dortigen Freundin Rain hat, zieht er um und versucht einen klaren Gedanken zu fassen.
Doch reicht ein Umzug allein aus, um die ganze Sache, die langsam aus dem Ruder läuft, in eine richtige Bahn zu lenken?
Kritik:
Das Buch beginnt mit einem langsamen Tempo, vielen Beschreibungen und der üblichen Vorhandlung, die aber wichtig ist um den ganzen Zusammenhang am Anfang zu verstehen. Doch schon beim ersten Sichtwechsel der Personen spürt man die aufkommende Spannung.
Diese Spannung hält leider nicht sehr lange an: Die versprochene Mordserie im Klappentext betrifft speziell Lemuel Falk erst im zweiten großen Teil des Buches. Die eigentliche Haupthandlung spielt sich somit nur auf etwa einer Hälfte des Buches ab, was eindeutig zu wenig ist: Nebenhandlung okay, aber bitte keine 150 Seiten lang, wenn das Buch nur 360 hat.
In Sache Personenbeschreibung überlässt der Autor nichts dem Zufall: Dem Leser wird die Charakteristik der Person wahrlich aufgedrängt und eigene Vorstellungen oder Interpretationen passen überhaupt nicht mehr dazu. Das trifft normal nicht den Geschmack der Mehrheit.
Der zweite Teil des Buches aber wird nach einigen Seiten richtig spannend und der Drang, das Buch auf die Seite zu legen, erlischt plötzlich vollkommen. Das neue Vertragsangebot und der falsche Name bringt richtig „frischen Wind“ in das Buch. Das Tempo zieht spürbar an und Robert Littell rückt näher an seinem normalen Standard heran.
Das Ende ist zwar keine riesige Pointe, aber auch ein etwas vorhersehbares Ende ist nicht immer fehl am Platz.
Fazit:
Kein super Geheimtipp in Sache Thriller, da er nicht ganz dem eigentlichen Standard von Littell entspricht, doch trotzdem lesenswert für etwas nervenschwache Leser.
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