Zwielicht (Autor: Dean R. Koontz)
 
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Zwielicht von Dean R. Koontz

Rezension von Christian Lange

 

Im Juni 2006 erschien der Thriller „Zwielicht“ von Dean Koontz als Taschenbuch im Heyne-Verlag. Das englische Original „Twilight Eyes“ ist bereits vor ca. 20 Jahren erschienen. Der aktuelle Preis von 5€ ist für ein 500-Seiten-Roman sehr günstig.

Das Cover zeigt eine erhobene Hand mit einem langen Messer hinter einer Milchglasscheibe, der Name des Autors und der Titel des Romans stehen in großen Lettern darunter. Dies passt sehr gut zum Inhalt, verrät aber nichts. Der deutsche Titel hat in der Übersetzung viel verloren, ist aber noch akzeptabel.

 

* Inhalt:

Der 17-jährige Slim MacKenzie besitzt die Gabe, Dinge zu sehen, die Andere nicht sehen. Er erkennt Dämonen, die als Menschen getarnt leben und Leid und Tot bringen. Auf einem Rummelplatz findet er Zuflucht, doch auch hier sind die Dämonen…

 

Was als Erstes an diesem Roman auffällt, ist die selten benutzte Ich-Perspektive. Der Leser erfährt alles durch die Augen und Gedanken der Hauptperson Slim, der rückblickend erzählt, was er erlebt hat. Diese Methode hat Vorteile, aber für einen Thriller auch Nachteile. Der Leser weiß quasi sofort, dass diese Figur überleben wird. Ein Teil der Spannung ist damit schon auf der ersten Seite dahin.

 

Zudem muss der Autor dem Leser jegliche Information, die zum Verständnis der Handlung nötig ist, über seinen Protagonisten dem Leser zukommen lassen. Das führt fast zwangsläufig dazu, dass der Protagonist von Zeit zu Zeit von anderen Figuren mit Informationen überschüttet wird. So etwas tut der Handlung nicht gut, denn lange Phasen der Unwissenheit der Hauptfigur werden durch das „Abkippen“ von vielen neuen Informationen in kurzer Zeit beendet.

 

Die Figuren die der Autor benutzt sind halbwegs glaubwürdig. Er bedient sich kaum an Klischees, sondern charakterisiert seine Figuren recht gut, trotzdem gibt es immer wieder Szenen, in denen die Figuren unglaubwürdig handeln.

Größtes Problem dabei ist die Hauptfigur selbst. Lange Zeit wird dem Leser nicht klar, ob der Protagonist wirklich die beschriebene Fähigkeit hat, oder schlicht ein Psychopath ist. Mag sein, dass der Autor dies beabsichtigt hat, falls ja, gelingt ihm dies nicht gut. Durch diese Methode wird der Protagonist nicht zur Identifikationsfigur für den Leser, eher im Gegenteil.

 

Die Handlung des Romans ist nicht besonders gelungen. Langatmig unterbricht der Autor immer wieder seine Handlung, z.B. durch sich wiederholende Gedankespiele des Protagonisten, oder ausführliche Beschreibungen der Örtlichkeiten. Die Handlung kommt somit selten voran und wenn sie es doch tut, dann meist durch wenig nachvollziehbare Aktionen des Protagonisten.

Letztlich kommt es darauf an, wie der Leser die Hauptfigur einschätzt. Glaubt er ihm seine Fähigkeiten, dann sind seine Handlungen zwar halbwegs nachvollziehbar, es bleibt aber der bittere Beigeschmack, dass der Protagonist außerhalb seiner intellektuellen Fähigkeiten handelt, er benimmt sich also dümmer, als er dargestellt wird. Hält der Leser die Figur für einen Psychopathen, dann erklären sich zwar solche Handlungen, aber gleichzeitig wird die Story an sich dann sinnlos. Wie auch immer, der unglaubwürdige Protagonist übt einen schlechten Einfluss auf die Handlung aus.

Spannend ist die Handlung nur stellenweise. Aber Langatmigkeit, Wiederholung und zu ausführliche Beschreibungen töten jeden Ansatz von Spannung.

 

Ungünstig gewählt ist auch die Benennung der „bösen“ Gegenspieler des Protagonisten. Aus dem englischen „goblin“ wurde der deutsche „Troll“. Leider treffen weder das englische Original, noch die deutsche Übersetzung das, was der Autor wohl ausdrücken wollte. Gerade im Deutschen ist ein Troll nicht unbedingt das böse, mächtige, dämonische Wesen, welches der Autor wohl vor Augen hatte. Auch seine Beschreibung des Wesens erzeugt keineswegs Horror oder Angst.

 

Viel Wert legt der Autor auf die Ausgestaltung der Szenerie, in der sein Roman spielt. Mit Rummelplätzen und Schaustellerei scheint der Autor sich bestens auszukennen. Sehr detailliert und ausführlich beschreibt der Autor immer wieder Facetten der Schaustellerei und liefert damit einen sehr glaubwürdigen und genau gezeichneten Hintergrund. Leider stellt der Autor damit seine eigentliche Story oft ins Abseits.

 

Die Einordnung in die Zeit der Ermordung Kennedys ist dem Autor nicht gelungen. Zwar erwähnt er immer wieder Fakten aus jener Zeit, wie z.B. politische Situationen oder Musiktitel, aber er verpasst es, diese Dinge in seine Handlung zu integrieren. Somit ist der Roman eigentlich zeitunabhängig und hätte in einer beliebigen Zeit der jüngeren Geschichte handeln können.

 

Fazit:

Der 20 Jahre alte Thriller kann nach heutigen Maßstäben kaum überzeugen. Die selten gewählte Ich-Erzählperspektive führt zu Problemen, die der Autor nicht lösen konnte. Langatmige Beschreibungen, unglaubwürdige Charaktere und eine eher langweilige Handlung machen das Buch zu keiner Lesefreude.

Trotz des aktuell geringen Preises sollte man lieber die Finger davon lassen.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042614145552db177f
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Zwielicht

Autor: Dean R. Koontz

Broschiert - 510 Seiten - Heyne

Erscheinungsdatum: Juli 2006

ISBN: 3453770889

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 03.07.2006, zuletzt aktualisiert: 09.02.2023 16:58, 2494