Zwischen zwei Sternen von Becky Chambers
Reihe: Wayfarer Band 2
Rezension von Christel Scheja
Mit dem „Wayfarer“-Universum hat Becky Chambers Space Opera erschaffen, in der es nicht in erster Linie um große Konflikte und epische Schlachten geht, sondern eher um das menschliche und außerirdische Miteinander, in dem auch künstliche Intelligenzen ihren Platz haben … zumindest dem ersten Anschein nach. In ihrem zweiten Roman „Zwischen zwei Sternen“ baut sie den Konflikt weiter aus.
Lovelace war einst das Ki-System der Wayfarer und hat alles mitbekommen, was auf ihrem Raumschiff passierte, aber nun ist es damit vorbei. Um sie nach einem schwerwiegenden Systemausfall zu retten musste Lovelace rebootet werden, allerdings fand sie sich danach in einem künstlichen Körper mit beschränkter Wahrnehmung wieder, nicht mehr länger in den Computern, etwas, was eigentlich verboten ist.
Da ihr die Auslöschung drohen könnte, wenn das ans Licht kommt, bleibt Lovelace nichts anderes übrig, als möglichst schnell wie ein Mensch zu reagieren und zu handeln. Weggefährtin und Mutter wird für die in dieser Zeit die abgedrehte Technikerin Pepper, die ihre Erfahrungen mit Wesen wie Lovelace gemacht hat, wurde sie doch selbst von einer KI aufgezogen.
Gemeinsam bewegen sich die beiden von nun an durch eine Welt, in der jeder ein potentielle Freund aber auch ein Feind sein kann und Geheimnisse überall auf einen lauern.
Es ist lebensbejahende und positive Space-Opera, die die Autorin da präsentiert. Sie lässt sehr menschliche Dramen und Probleme vor einer relativ positiven Kulisse abspulen, denn ihr Universum ist nicht schmutzig und grausam, sie erschafft funktionierende und funkelnde High-Tech-Städte und Raumstationen, in denen sich die Rassen friedlich begegnen und schildert eine Epoche des Friedens. Die Konflikte sind eher klein gehalten, so dass sie sich auf einer menschlichen Ebene bewegen kann.
Und das tut sie gleich in zwei Handlungsebenen, in denen man nicht nur vom Schicksal der KI erfährt, die lernen muss, ein Mensch zu sein, sondern auch in einer, in der die Vorgeschichte von Pepper erzählt wird. Beides verwebt sich zu einem bunten Teppich, der auch die Eigenheiten einer besonderen Alienrasse in Szene setzt.
Spannung entsteht durch die Gefahr, die Lovelace ausgesetzt ist, denn sie gehört zu den wenigen Dingen, die in dieser Welt nicht gerne gesehen werden. Aber der Kampf um ihr Leben ist auch zugleich ein Widerstreit zwischen moralischen Grundsätzen und festen Gesetzen, die dem ganzen eine sehr normale Note verleihen.
Alles in allem dürfte der Roman daher vor allen Leser ansprechen, die mehr von einzelnen Individuen erfahren wollen und weniger auf Action setzen.
„Zwischen zwei Sternen“ ist unabhängig vom ersten Band aus dem „Wayfarer“-Universum lesbar und bietet eine ganz eigene, sehr unterhaltsame und zutiefst menschliche Form der Space-Opera die vermutlich alle Leser anspricht, die auch schon bei „Firefly“ und ähnlichen Serien begeistert waren.
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