Filmkrirtik von Cronn
In Deutschland ist der Zweite Weltkrieg wesentlich stärker medial und gesellschaftlich verankert als der Erste Weltkrieg. Auch jüngst wurde der Zweite Weltkrieg mit der Mini-Serie Unsere Mütter, unsere Väter thematisiert und mit Werken wie Der Untergang ist er auch cineastisch stets präsent.
Der Erste Weltkrieg ist dagegen in den anglo-amerikanischen Ländern weitaus stärker im Bewusstsein verankert. Man gedenkt den Gefallenen in Großbritannien am 11. November mit dem Tragen einer Mohnblume. Der »Poppy Day« ist im Bewusstsein der Briten stärker zugegen als der 8. Mai mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der britische Filmemacher hat bewusst auf eine persönliche Geschichte zurückgegriffen, um vor dem Hintergrund des Ersten Weltkriegs seinen Film 1917 zu erzählen. Dabei ist ihm das historische Element zwar wichtig, aber nicht vordergründig elementar. Seine Art des Erzählens ist es, was »1917« zu einem herausragenden Filmerlebnis macht.
Verlagsinfo:
Auf dem Höhepunkt des Ersten Weltkrieges sollen die beiden britischen Soldaten Schofield (George MacKay) und Blake (Dean Charles Chapman) eine nahezu unmögliche Mission erfüllen. In einem nervenraubenden Wettlauf gegen die Zeit müssen sie sich tief ins Feindesgebiet wagen und eine Nachricht überbringen, die verhindern soll, dass hunderte ihrer Kameraden in eine tödliche Falle geraten. Eine schmerzlich persönliche Dimension bekommt die ohnehin nervenaufreibende Aufgabe, weil vom Gelingen auch das Leben von Blakes Bruder abhängt.
Kritik:
Sam Mendes hat mit Skyfall einen der aufregendsten James-Bond-Filme der letzten Jahre gedreht. Bereits mit seinem ersten Film American Beauty hat er für Aufsehen gesorgt. Auch sein letzter James-Bond-Film Spectre wurde vom Publikum geachtet, wobei die Kritiken eher verhalten waren. Das sollte sich bei »1917« gravierend ändern.
»1917« ist ein spektakulärer Film, der seine Brillanz nicht durch CGI-Gewitter erzeugt, sondern durch seine Erzählweise in Verbindung mit einem stimmigen Setdesign sowie den gut aufspielenden Schauspielern erwirkt.
»1917« wirkt vom handwerklichen Aspekt her gesehen wie aus einem Guss. Sam Mendes und seinem Kameramann ist es gelungen, den Film aussehen zu lassen, als wäre er in einer einzigen langen Plansequenz ohne Schnitte entstanden. Dass das nicht der Fall ist, muss zwar nicht extra betont werden, aber es ist schon erstaunlich, wie gut Sam Mendes und sein Cutter die Schnitte versteckt hat. Dazu war es nötig, sehr lange Sequenzen zu filmen und alle Beteiligten zu timen. Eine grandiose Leistung.
Aber auch abseits davon ist »1917« sehr gelungen und das liegt auch an der Geschichte. Sie ist zwar nicht mit spektakulären Wendungen versehen, aber dennoch ist sie perfekt für das Medium Film ausgerichtet: ein wichtiges Ziel am Ende, das den gesamten Film trägt und in Realzeit erreicht werden muss.
»1917« beginnt und endet mit derselben Sequenz und bildet somit einen Kreis. Der Zuschauer verlässt den Film mit dem Gefühl, an einem wichtigen persönlichen Lebensabschnitt der Figuren teilgenommen zu haben.
Fazit:
»1917« ist ein sehr gelungener Film, der seine Wucht durch die Story und die Erzähltechnik erlangt. Gefesselt verfolgt man atemlos die Dramatik der Handlung und kommt erst nach knapp zwei Stunden aus dem Bann dieses herausragenden Films.
Absolute Kaufempfehlung!
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