Leseprobe: A Thousand Ships und andere Texte von Ju Honisch
A Thousand Ships
1)
From the mirror looking back at me
is the face that launched a thousand ships
and the smile that in the glass I see
trembles nervously upon those lips.
And unlike my mirror image I
can hear sounds of dusky darkness fall.
P'rhaps tonight will be the night I die,
fenced in by those mighty Trojan walls.
2)
Choices were for others, not for me.
I was never asked my wish or will.
So an old man's wife I came to be
Golden toy to him, but faithful still,
till an honoured guest did touch my soul
taught me smiles that duly reached my eyes.
But my sweet smiles were not all he stole
For his love was reckless and not wise.
3)
And again of me no one did ask
Whether I would want to start a war,
whether I'd fulfil my fate-set task,
whether I did truly wish for more.
Now the master of my fate is young.
He has brought me to the walls of Troy.
When the deeds of war are fin'lly sung
Who will call him selfish lovesick boy?
4)
Battle drums I hear within my mind
Fire arrows piece me to the core.
Everyone is - like Cassandra - blind,
hatred lives on both sides of the door.
And the image in my mirror cries
Red-hot tears run down to wrinkling lips.
I've grown old while everybody dies
For the face that launched a thousand ships.
Raunacht Warnung
1)
Die Raunacht fällt
und Dunkelheit herrscht überall.
Kein Glöckchen schellt,
kein Schlitten gleitet sanft zu Tal.
Die Zeit verrinnt.
Die wilde Jagd, sie reißt und beißt,
wenn sie beginnt.
und fliegt durch deine Seele dreist.
Geister und Tote
brechen Gebote
von Leben und Licht.
Folg ihnen nicht!
2)
Es friert der Reif
die toten Bäum‘ und Blätter kalt
und glitzernd steif.
Und blind und weiß der Nebel wallt.
Der Blick versagt
in Dunkelheit und Wolkenflut.
Dort wird gejagt..
Sieh weg! Sie jagen auch dein Blut.
Albe und Trolle
folgen Frau Holle
so nah und so weit
in Eis eingeschneit.
3)
Das Herz gefriert.
Das Blut stockt in den Adern dir.
Unheil gebiert
nur Unheil über Unheil hier.
Der Tag ist fern
und ferner kann er nimmer sein.
Die Nacht zum Herrn
hat diese Jagd, Stock über Stein.
Dunkel und düster
fliegt das Geflüster,
schließ deine Ohren,
sonst bist verloren.
4)
Hörst du das Lied?
Oh, hättest du es nicht gehört!
Nun musst du mit,
- die Seele hab'n sie dir betört -
ins Eis hinaus
zu kalter Nacht frostigem Tod.
Der Sturmwind braust,
gefriert dein Herz im Aufgebot.
Bleiche Gespenster
klopfen an Fenster
rütteln am Sein
und du fliegst hinterdrein.
EXTRO
Raunacht
Graunacht
Weihnacht
Bei Nacht
Sinnt der
Winter
Eisgedanken
In die blanken
Nächte
Mächte
Nahen
Sahen
Sehen
Gehen
Seelen
Stehlen
Singen
Bringen
Not
Und Tod.
Schlafe, meine Schöne
1)
Schlafe, meine Schöne, schlaf und träume fein,
hier in meinen Armen kannst du sicher sein,
wo kein böses Wort je jemand zu dir spricht
und wo dir dein Herz niemand jemals bricht.
2)
Schlafe, meine Schöne, schlaf in meinem Arm,
mag die Welt auch kalt sein, hier bei mir ist’s warm.
Während ich dich halte, fühl ich deinen Schmerz,
und in tausend Stücken schlägt dein wundes Herz,
3)
Schlafe, meine Schöne, gehüllt in Dunkelheit,
wenn du wieder aufwachst, bin ich schon bereit.
Bei der Hand dich nehm ich, führ dich in den Tag,
leiten will ich gern dich, weil ich lieb dich hab.
Break
Doch der Tag ist fern.
Keine helle Sonne zaubert Rosen dir auf deine Wangen.
Und ich würde gern,
Dich zur Freiheit und zum hellen Lichte bringen, in dein Reich,
Doch wir sind gefangen
In der Dunkelheit, die schützend mich und lähmend dich umgibt.
Deine blinden Augen
sehen nicht, dass es der Tod ist, der dich liebt.
4)
Schlafe nur mein Mädchen, in der ew’gen Nacht,
wo zu mir dein mutiges Herz dich hat gebracht.
Oh, ich nehm’ dein Opfer willig dankend an,
denn nur für die Liebe hast du dies getan.
5)
Schlafe, meine Süße, träume, du seiest frei.
Dein zerbrechliches Leben ist schon bald vorbei.
Dass durch mich du stirbst, das bricht mein dunkles Herz,
dir und mir ersparte ich so gern diesen Schmerz.
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