Alles außer irdisch von Horst Evers
Rezension von Ralf Steinberg
Verlagsinfo:
Der Flughafen BER wird eröffnet. Ein großer Tag für Berlin und Brandenburg. Genau 7,34 Sekunden lang läuft er wunderbar. Dann allerdings stürzt quasi aus dem Nichts ein wirklich großes Raumschiff auf alle drei Startbahnen. Dies ist der Auftakt zu einer Geschichte, die alles, was wir über außerirdisches Leben zu wissen meinten, über den Haufen wirft. Es treten auf: hochentwickelte Zivilisationen, denen lange Weltraumflüge längst viel zu mühsam sind und die andere Welten einfach online erobern; hyperintelligentes, sprechendes Plastik; Chamäleonsoldaten, die automatisch die Form annehmen, die ihnen gerade den größten strategischen Vorteil verschafft – und Goiko Schulz, 36 Jahre alt und eigentlich nur für seine Mutter etwas Besonderes. Gemeinsam mit einer schlechtgelaunten Fahrradkurierin und einem alten russischen Zeitreiseforscher wird er zur letzten Hoffnung der Menschheit. Ziel der kleinen Gruppe ist der interplanetare Verbrauchergerichtshof. Doch äußerst mächtige Feinde tun alles, damit sie diesen niemals erreichen …
Rezension:
Satirische Science-Fiction gibt es eine ganze Menge und nur ganz selten reicht ihre Handlung über aberwitzige und skurrile Wendungen hinaus. Schräge Alltagssituationen aber sind eigentlich genau das Metier von Horst Evers. Aber offensichtlich ist Evers auch Science-Fiction Fan und Alles außer irdisch ist nun sein großes Coming Out.
Es beginnt gleich mit einer etwas abstrakten Szenerie. Kira und Goiko sitzen im tatsächlich allerersten Flugzeug, das vom fertigen Flughafen BER starten soll. Doch nicht nur der Anruf seiner Mutter, sondern auch ein riesiges Raumschiff kommen dazwischen. Kann Goiko Schulz, der Inbegriff vertrottelter Unterdurchschnittlichkeit, die Menschheit, die Erde und den ganzen Rest noch retten?
Horst Evers müht sich gar nicht erst, seine literarischen Referenzen zu verbergen. An erster Stelle natürlich Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams. Neben dem typisch trotteligen Single gibt es auch ein dicht besiedeltes Universum für das die Erde fernab jeglicher Routen und Interessen liegt. Natürlich nur fast.
Evers baut in seine Welt ebenfalls diverse Tagesthemen ein. Die endlose BER-Geschichte findet sich so in diffiziler Nachbarschaft von undurchschaubaren Vertragsklauseln, Verschwörungstheorien, unkontrollierbaren Geheimdiensten, der Klimaerwärmung, dem öffentlichen Personennahverkehr oder dem Umweltschutz. Also eine wilde, aber auf aktuelle Schmerzpunkte abgestimmte Zutatenliste.
Sie sind nicht immer unbedingt wirklich für den Plot relevant und manchmal wirken bestimmte Szenen wie Teil eines Bühnenprogramms, sind aber dennoch fast durchweg lustig. Man sollte allerdings schon etwas mit dem Humor des Wahlberliners anfangen können.
Längen gibt es in einigen Erklärmonologen oder ausufernden Gags, etwa in den Dialogen der beiden Trickphilosophen.
Dabei gelang Horst Evers das Figuren-Ensemble durchaus bunt und witzig, man spürt jedoch mit dem Fortschreiten der Handlung, dass sie oft nur Mittel zum Zweck sind, um eine besonders skurrile Wendung der Handlung herbeiführen zu können. So hat er dann stets die richtige Fähigkeit bei der Hand, eine hoffnungslos erscheinende Situation zu retten. Aber letztlich sollte von Anfang an klar sein, dass »Alles außer irdisch« weder ein Drama noch ein Entwicklungsroman ist.
Liest man es jedoch als augenzwinkernden Beitrag zum Tagesgeschehen, hat man definitiv seinen Spaß.
Außerdem gibt es tatsächlich auch einige schräge Ideen, die auch den Phantastik-Fan begeistern dürften. Der schnelle Transport via Riesenschlangen etwa oder rutschbegeisterte Käfer gehören zu den großartigen Kreationen des Romans. Kleine Gimmicks am Rande, die begeistern können.
Fazit:
»Alles außer irdisch« von Horst Evers ist eine kleine, feine Science-Fiction Satire auf den Spuren von Douglas Adams. Vollgepackt mit Genre-Zitaten und vor allem mit dem von Evers gewohnten Blick für das Lustige in unserem Alltagswahnsinn. Erwarten sie nichts weniger als eine fröhliche Zeit im Innern eines Spiegeleis!
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