Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel von Erik R. Andara
Rezension von Cronn
Es ist immer spannend zu sehen, wenn im deutschsprachigen Raum neue Storybände eines einzelnen Autors erscheinen. Diese sind rar gesät und dementsprechend neugierig ist man als Freund der Kurzgeschichte, ob die Stories denn überzeugen können.
Erscheinen aber Kurzgeschichtenbände mit phantastischen Geschichten, ist man umso nervöser, denn diese sind genauso selten, aber oft von der Qualität her nicht allzu herausragend. Einen eigenen Stil herauszulesen, der überzeugend gestaltet ist, geschieht sehr selten.
Aber genau das ist bei Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel von Erik A. Andara der Fall und darum soll der Band intensiver besprochen werden. Erschienen ist er im White Train-Verlag von Tobias Reckermann, der sich bereits unter Kennern einen Namen als Verleger gemacht hat.
Rezension:
Im Band sind drei Texte enthalten. Der erste trägt den Titel Raumflucht und bietet in der Ich-Perspektive gekonnt eine Täuschung des Lesers dar, vergleichbar mit E. A. Poes The Tell-Tale Heart (»Das verräterischer Herz«).
Die Prämisse ist schnell erzählt: Ein Mann erwacht in seiner Wohnung unter merkwürdigen Umständen und versucht sie zu verlassen. Was sich recht banal anhört, ist in Wirklichkeit durch den Schreibstil des Autors eine hochgradig spannende Angelegenheit. Mehr soll nicht verraten werden, denn die Story lebt davon, dass man als Leser sich selbst hineinversetzt und überraschen lässt. Chapeau!
Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel ist wiederum einem verwirrten Individuum gewidmet, das in selbst gewählter Isolation vor dem PC sitzt und mittels facebook kommuniziert. Das Leben dieses Mannes ändert sich aber radikal, als sich das Mädchen Aneda Kuro auf eines seiner Postings meldet.
Grandios beschriebene Studie, die dann in ein Gruselfest umschlägt, das menschliche Abgründe aufzeigt. Auch hier zeigt sich der gelungene Schreibstil von Erik A. Andara. Ein weniger handwerklich geschickter Autor hätte sicherlich die Mischung aus Psychostudie und Horror nicht gemeistert.
Am Ende steht mit Nachtzug nach Carcosa eine Hommage an den »König in Gelb« an.
Der Angestellte in einem Copy-Shop findet eine Kopie, welche übernatürliche Ereignisse auslöst.
Diese Erzählung ist nicht ganz so intensiv und gelungen wie die beiden vorherigen, hat aber immer noch genügend Alleinstellungsmerkmal und Stil, dass sie mit Genuss goutiert werden kann.
Fazit:
»Am Fuß des Leuchtturms ist es dunkel« von Erik A. Andara ist ein sehr gelungenes Werk, das zwar in einer Story nicht vollkommen superb überzeugt, dafür aber mit den anderen beiden Geschichten.
Somit ist der Band eine positive Überraschung und für mich ist Erik A. Andara die große Entdeckung des Lesesommers. Gerne mehr von diesem Autor!
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