Batman jagt den Joker. Doch dieses Mal ist es persönlich. Denn der Clownprinz des Verbrechens hat einige der wenigen Freunde des Dunklen Ritters überfallen, schwer verletzt bzw. entführt. In einem stillgelegten Freiheitspark will der Joker einen besonderen Beweis antreten – nämlich, dass bereits ein einziger furchtbarer Tag genügt, um Menschen in den Wahnsinn zu treiben. Denn schließlich wurde er seiner Meinung nach durch einen einzigen Schicksalstag zu dem, der er ist.
Batman – Killing Joke: Ein tödlicher Witz stammt aus der Feder von Alan Moore. Der Brite ist angesichts von Werken wie Watchmen oder From Hell das, was man mit Fug und Recht als Comic-Legende bezeichnen darf. Sein Werk erschien bereits 1988, ist aber mit dem Erfolg der Reihe Batman – One Bad Day wieder in den Vordergrund gerückt, da jeweils die identische Prämisse die Grundlage der Handlung bildet. Kann der Comic auch noch 35 Jahren noch überzeugen?
Alan Moore gelingt es, eine spannende, psychologisch plausible und packende Geschichte zu erzählen. Im Mittelpunkt steht dabei der Joker, dessen Vergangenheit und Entstehungsgeschichte der Autor in die aktuelle Handlung geschickt einwebt. Dabei sorgt er dafür, dass das Verhältnis des Publikums zum Batman-Antagonisten immer wieder zwischen Abscheu und »Sympathy for the Devil« changiert. Moore nimmt seine Charaktere ernst und stellt implizit Fragen, die über den Joker hinausgehen. Legte nicht auch bei Batman ein furchtbarer Tag den Grundstein für das, was er ist und wie weit ist das vom Wahnsinn entfernt? Diese Ähnlichkeit von Protagonist und Antagonist zeigt sich besonders in der Schlusssequenz, die mit einem Witz endet. Dabei wird manches angedeutet, vieles bleibt aber offen – eben wie bei den besten Kunstwerken. Wenn man wirklich etwas kritisieren möchte, dann bleiben da eigentlich nur Details. So ist der geschlossene Red-Hood-Helm mit Reflexionslinsen im Inneren ein recht merkwürdiges Artefakt.
Für den Legendenstatus von »Batman – Killing Joke: Ein tödlicher Witz« ist fraglos Zeichner Brian Bolland (Camelot 3000) mitverantwortlich. Das liegt daran, dass der Brite eine perfekte Leistung zeigt, die auch heute noch Maßstäbe setzt. Das beginnt mit der dichten und düsteren Atmosphäre, die Bolland von den ersten Panels an erzeugt. Gotham ist dabei eine Stadt der Dunkelheit, in der es ununterbrochen zu regnen scheint. Dabei setzt Bolland zu Beginn auf das klassische und damals noch recht frische 9-Panel-Seitendesign, das im Albenformat besonders gut zur Geltung kommt. Dieses variiert er aber immer wieder passend zur Intensität der Handlung – wie in einem Musikstück. Auch die Figuren sind hervorragend gezeichnet – allen voran der Antagonist: Wohl niemand hat den Joker besser gestaltet und seine Mimik – von Komik über Trauer bis zum Wahnsinn – überzeugender herausgearbeitet. Eine Vorstellung davon vermittelt das fast schon ikonische Cover.
Panini bietet als Bonus noch zwei kleine Schmankerl. Dabei handelt es sich zum einen um die von Mark Waid erdachte Doppelseite Die Entstehung des Jokers. Sie passt nicht nur thematisch, sondern auch optisch gut in den Band, da hier ebenfalls Brian Bolland als Zeichner agiert: ein passendes und ansprechendes Beiwerk.
Danach folgt noch die Geschichte Ein ganz normaler Typ, bei der Bolland sowohl für die Story als auch für die Zeichnungen verantwortlich ist. Das Werk kann zwar inhaltlich nicht an das hohe Niveau von »Batman – Killing Joke: Ein tödlicher Witz« anknüpfen. Dennoch handelt es sich um eine nette und ansprechend gezeichnete Dreingabe.
