Coldheart Canyon von Clive Barker
Rezension von Julia Krause
Clive Barker wird oftmals als neuer Stern am Horror-Himmel gefeiert und auch Schreib-Kollege Stephen King hat sich des Öfteren lobend über dessen künstlerischen Ergüsse geäußert. Mit dem vorliegenden Buch sollen auch deutsche Leser die Horror-Geschichten des Autors kennen lernen.
Katya Lupi war einst ein großer Star, war sie doch stark in der Stummfilm-Szene vertreten. Ihr Haus steht in einem abgeschiedenen Canyon. Es war einst ein Kloster, das durch ihren Manager aufgekauft wurde, bevor man die Umarbeiten daran vornahm. Ein Nachfolger Katyas ist Todd Pickett, der langsam aber sicher auch in die Jahre kommt. Da er das nicht einfach hinnehmen möchte, zieht der die Möglichkeiten der modernen Medizin heran und unterzieht sich einer Schönheitsoperation, die jedoch leider misslingt. Da er sich der Öffentlichkeit so nicht preisgeben möchte, sucht er eine Unterkunft für diese Zeit, in der seine Wunden in Ruhe ausheilen können und findet dieses in Katya Lupis Wohnsitz. Todd ahnt nichts von dem Ort, an dem er schließlich ankommt, dieser birgt nämlich einige Geheimnisse. Viele ehemalige Größen existieren hier fort und führen ein ausschweifendes Leben, vor allem in sexueller Hinsicht. Im Keller des Gebäudes lässt sich ein geheimes Zimmer auffinden, an dessen Wände seltsame magische Kacheln angebracht sind, die eine düstere und immerfort lebendige Legende erzählen, die vom Teufel selbst handelt.
Auch die alten Riten leben weiter, so mischen sich die Leiber von Menschen, Tieren und Monstern und so kommen immer weitere Monster auf die Erde, die auch Todd bald entdeckt. Das Grauen wächst und Todd sieht sich Auge in Auge mit ihm gegenüber, als er sich von seiner Freundin trennt, um weiterhin mit Katya zusammen zu sein, die eigentlich schon längst hätte tot sein müssen.
Wer gerne gruselige Geschichten liest und richtig guten Horror zu schätzen weiß, kann das mit der Zeit und mit jedem weiteren Buch gut von Splatter unterscheiden. Der vorliegende Roman geht aber eher in die zweite Richtung und behandelt mehr die abartigen und gewalttätigen Aspekte der menschlichen Angst, als das er es tatsächlich schaffen würde den Leser auf die dunklen Pfade eines Horror-Buches zu führen.
Das Thema, dass Hollywood verderbte Kreaturen hervorbringt ist interessant, wenn auch nicht sonderlich neu und stellt eine gute Grundlage dar. Diese wird leider nicht völlig ausgeschöpft, da viel Potential einfach verschenkt und unter den Tisch gekehrt wird.
Der Stil des Autors ist einfach, die Sprache direkt und ohne blumige Verschnörkelungen. Besonders detailreich wird er, wenn es um Sex geht. Ständig kopuliert irgendjemand mit irgendetwas, wobei die Brutalität und die Splattereffekte, die dabei verwendet werden nicht unbedingt jedermanns Sache sein dürften, vor allem da sie absolut sinnlos sind. Auch dauert es etwas, bis die Geschichte des Buches endlich richtig beginnt. Die Einleitung zieht sich nahezu endlos hin. Wenn man sich erst einmal fest gelesen hat, kann man der Geschichte durchaus etwas Spannung und auch Nervenkitzel abgewinnen, aber zu keiner Zeit richtig in ihr versinken, was auch an den zahlreichen Nebenhandlungen liegt, die der Autor immer wieder einblendet.
Dafür sind die Protagonisten gut ausgearbeitet, da kann man nicht meckern, immerhin hat sich der Autor dafür auf den einleitenden zweihundert Seiten ja auch viel Zeit genommen.
Alles in allem liegt ein Roman vor, den man lesen kann, wenn man gerade nichts anderes zur Hand hat, der aber keinesfalls zu den besten Horror-Romanen gehört und demnach nur bedingt zu empfehlen ist.
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