Countdown – Der letzte Widerstand von Thomas Thiemeyer
Rezension von Matthias Hofmann
Thomas Thiemeyer war für mich immer ein Fantasy- und SF-Künstler. Ich kannte seine Werke von Titelbildern der einschlägigen Genrereihen des Heyne Verlags und anderen. Er war einer der wenigen deutschen Künstlern, die sich dauerhaft auf dem Markt etablieren konnten. Da er konstant schöne Kunst ablieferte, war es folgerichtig, dass er mehrfach den Kurd-Laßwitz-Preis in der Kategorie »Beste Umschlagillustration« gewann und 2011 auch den Deutschen Phantastik Preis als »Bester Grafiker«.
Heutzutage ist Thiemeyer eher ein Schriftsteller, denn er veröffentlicht seit 2003 (Abenteuer auf dem Mars, Band 17 der Reihe 1000 Gefahren, Ravensburger Buchverlag) regelmäßig neue Bücher. In den zuletzt vergangenen Jahren hat er gar die Schlagzahl erhöht, so dass mitunter in einem Jahr zwei Romane von ihm erschienen sind.
Unter dem Pseudonym Vitu Falconi veröffentlicht er seit 2018 Krimis, die auf seiner Lieblingsinsel Korsika spielen. Die meisten seiner Werke kann man jedoch der Sparte Jugendbuch oder Young-Adult zuordnen. So auch sein neustes Werk mit dem plakativen Titel Countdown – Der letzte Widerstand.
Der Backcovertext ist maximal reißerisch. Da haben die Pressetexter vom Arena Verlag ganze Arbeit geleistet: »Die Welt am Abgrund. Ein Rätsel älter als die Menschheit. Ihre letzte Hoffnung: zwei Jugendliche.« Und am Schluss steht da noch: »Unerbittlich, fesselnd und actionreich.«
Wenn da mal nicht zu dick aufgetragen wurde? Aber sei’s drum. Das Buch beginnt mit Kapitel »T minus 53« und zählt dann herunter auf null. Das ist der Countdown, der der ultimativen Auflösung der Handlung entgegen zählt.
Erzählt wird die Geschichte von den beiden Jugendlichen Lena und Ben, die im beschaulichen Schwabenländle wohnen, in einer Welt, in der es einen globalen Stromausfall gab, der einen normalen Alltag unmöglich macht. In diesem dystopischen Setting spielen die Machenschaften einer sogenannten »Atlas-Union« eine große Rolle, die den Menschen von Plakatwänden ein »gutes Leben« verspricht. In der Realität müssen die Menschen nach dem großen Blackout jedoch unter katastrophalen und chaotischen Zuständen in den Städten leben. Einige Aussteiger, die sich in einer autonomen Siedlung in der Natur ein neues, einfaches Selbstversorgerleben aufgebaut haben, gründen darauf eine neue Existenz.
Dort lebt der Jugendliche Ben mit seiner Familie. Seine Mutter ist verschwunden. Es geht das Gerücht um, dass sie sich einer geheimen Widerstandsgruppe angeschlossen hat. Aber Widerstand gegen wen? Es stellt sich bald heraus, dass sie von der Atlas-Union gefangen genommen wurde. Und diese Organisation birgt nicht nur ein Geheimnis. Sie setzt sich nicht aus Menschen zusammen, sondern aus Aliens, die mittels modernster Technologie Menschenform annehmen können und so die menschliche Zivilisation über Jahrhunderte hinweg infiltriert haben.
Die Handlung von »Countdown – Der letzte Widerstand« läuft, bis auf eine längere Rückblende (»Zwei Jahre zuvor …«) eher geradlinig ab. Nicht alles ist stringent, besonders der ganze Background mit den Außerirdischen, den Atlantiden, die eine Scheinwelt aufgebaut haben, um die Menschheit in die Irre zu führen, was einen ziemlichen Aufwand bedeutet, aber irgendwie nicht wirklich logisch oder nötig gewesen wäre. Schon gar nicht über einen sehr großen Zeitraum.
Aber wir haben es hier mit einem Jugendbuchroman zu tun. Die Sprache ist recht simpel. Die Charakterisierung geht nicht allzu sehr in die Tiefe. Es herrscht eine gewisse Schwarzweißmalerei vor. Es geht um Spannung und den Wettlauf mit der Zeit, denn irgendwann wird bekannt, was die Aliens wirklich von der Erde wollen. Und das nicht natürlich nichts Gutes …
Thomas Thiemeyers neustes Werk ist ein spannender Schmöker, der sich flott herunterlesen lässt. Dass er in Deutschland angesiedelt ist und nicht in den USA oder sonstigen exotischen Orten, macht das Survival-Abenteuer sympathisch. Wenn man nicht allzu viel vom Szenario hinterfragt, bereite das Buch actionreiches Lesefutter für die Sommermonate. Als Jugendbuch, das Liebesdinge – bis auf ein, zweimal Anschmachten – ausklammert und Gewalt nur ihn minimalen homöopathischen Dosen beschreibt, möchte ich es Leserinnen und Lesern ab zehn Jahren empfehlen.
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