Crysis 3 (PC, USK ab 18)
 
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Crysis 3 (PC)

Rezension von Cronn

 

Vorsichtig biege ich um die Ecke im ersten Stock des zerstörten Hauses und sehe vor mir weitere Ruinen mitten in New York. Am Boden haben sich flache Seen gebildet, mehrere explosive Fässer stehen herum. Da naht ein Helikopter, das Wasser wird aufgewirbelt, und mehrere CELL-Soldaten seilen sich aus dem Inneren des Fluggerätes ab.

Sofort wechsle ich mit meinem Nano-Suit in den Unsichtbarkeits-Modus und schalte den Binocular-Verstärker an. Nun werden die fünf Männer auf meinem Radar-HUD angezeigt und ich verstehe, was sie reden.

Sie reden über mich. Sie wissen, dass ich in der Nähe bin und wollen Jagd auf mich machen. Aber nicht mit mir! Ich werde den Spieß umdrehen, denke ich mir und grinse in mich hinein.

Dann hole ich meinen Carbon-Bogen vom Rücken und lege einen Pfeil mit explosiver Spitze ein. Ich ziele, zoome näher an denjenigen Soldaten heran, der in der Mitte der Gruppe steht und lasse die Sehne los. Sofort zischt der Pfeil in hohem Bogen hinab, trifft den mittleren CELL-Soldaten und explodiert. Alle Soldaten werden emporgewirbelt und landen mit verrenkten Gliedern im See.

Nun sind sie keine Gefahr mehr.

Aber schon höre ich weitere CELL-Spezialeinheiten herannahen, die durch die Explosion herbeigerufen wurden. Vier Soldaten sind es, die von Norden her anrücken, an beiden Seiten des Sees entlang.

Ich gehe hinter einer Kiste in Deckung, wechsle in den Power-Modus, so dass mein Körperanzug verstärkt wird und nehme das Scar-Sturmgewehr in die Hände. Dann hole ich tief Luft und bewege mich aus der Deckung.

Die Kerle rufen sich zu, dass sie mich entdeckt haben und gehen sofort los auf mich. Mehrere Kugeln treffen mich, prallen aber wirkungslos an meinem Anzug ab. Ich erwidere das Feuer, wobei einer der Typen zu Boden geht. Die Energie meines Anzugs muss ich im Auge behalten. Sie wird immer schwächer.

Der Typ, der mir am nächsten ist, geht in Deckung. Doch meine Granate wirft ihn hoch empor, so dass er auch keine Gefahr mehr ist.

Noch zwei Kerle. Ich gehe hinter einer Kiste in die Hocke, warte, bis mein Anzug sich wieder voll aufgeladen hat und wechsle dann erneut in den Unsichtbarkeits-Modus. Die beiden Typen haben sich in den Überresten einer Ruine verschanzt. Ich schleiche mich in weitem Bogen hinüber. Da sehe ich sie. Sie laden gerade ihre Gewehre nach.

Das ist der Moment, auf den ich gewartet habe. Ich laufe heran und schlage dem ersten meine Powerfaust gegen die Brust, so dass er bewegungslos nach hinten kippt. Der zweite feuert sein Magazin leer, trifft aber nur ins Leere. Ich enttarne mich, während ich mit der Scar meine Geschosse in ihn hineinpumpe. Dann herrscht Ruhe auf dem Schauplatz.

Es ist die berühmte Ruhe vor dem Sturm, denn ich weiß, dass der Energie-Nexus, den ich infiltrieren muss, noch weitere Bewacher hat …

 

Rezension:

Crysis 3 heißt der neueste Action-Titel aus dem Hause Electronic Arts. Entwickelt wurde das Game von keinem geringeren Studio als Crytek. Die ehemaligen Coburger, die seit einigen Jahren nun schon in Frankfurt ihren Studio-Sitz haben, bewiesen mit den beiden Vorgängern und bereits mit dem ersten Spiel von ihnen (Farcry), dass sie in der Lage sind, Ego-Shooter auf höchstem internationalen Niveau zu erschaffen.

Mit dem ersten Teil der Serie, Crysis, gelang es Crytek dem Genre neue Elemente hinzuzufügen, indem man den Nanosuit erfand. Dadurch wurde der Spieler in die Lage versetzt, jede Situation im Spiel auf verschiedene Arten zu lösen. In Crysis 2 wurde das System etwas limitiert, indem die Sandbox-Areale kleiner ausfielen als noch in »Crysis« und zudem die Spielumgebung stärker auf das Cityumfeld abgestimmt war. In »Crysis 3« versprechen die Entwickler die perfekte Mischung aus beiden Welten, was angesichts der Hintergrundgeschichte gut funktionierten könnte.

 

Hintergrund:

In »Crysis 3« dreht sich alles darum, dass Prophet, der Protagonist aus dem Vorgängerspiel von Psycho befreit wird, damit er die Untergrundbewegung gegen die Organisation CELL und Crynet unterstützt. Diese wollen mit Hilfe der Alien-Technologie die Welt beherrschen.

Die Ceph-Aliens wurden von den Menschen zurückgedrängt und in New York quasi unter Quarantäne gestellt. New York befindet sich nun unter einer gigantischen Glas-Stahl-Konstruktion, einer Riesenkuppel, worunter sich die Natur ihr Gebiet wieder zurückerobert hat. Die Hochhäuser verfallen mehr und mehr, Seen haben sich auf den Straßen gebildet und Hirsche und anderes Wildtier lebt in den Ruinen.

Und hier hinein werden Prophet und Psycho geschickt, um die Energie-Nexus-Knöten von CELL zu zerstören und zu verhindern, dass Crynet die Weltherrschaft mit Hilfe der Alien-Technologie übernimmt. Hinzu kommen noch die Visionen von Prophet, der von einem Alpha-Ceph berichtet, der eine große Gefahr für die Menschheit darstellt.

Für die Hintergrundgeschichte von »Crysis 3« gewinnt der Autor bei Crytek keinen Oscar. Aber sie motiviert dennoch genügend, um das Spiel von Anfang bis zum Ende durchzuspielen.

 

Gameplay:

Crytek hat in seinem abschließenden Kapitel der Serie die Wünsche der Spieler erhört, welche nach einer Ausweitung der Sandbox-Areale gerufen haben. »Crysis 3« bietet nun wiederum größere Gebiete und damit eine weitaus breitere Auswahl an Möglichkeiten an, wie der Spieler die Umgebung für sich nutzen kann.

Wieder an Bord ist der Nanosuit. Seine Funktionen wurden schon im Prolog zu dieser Rezension zur Schau gestellt. Sie seien noch einmal kurz erläutert. Mit Hilfe des Nanosuits kann sich der Charakter unsichtbar machen. Bei Benutzung einer Standardwaffe wird er allerdings wieder sichtbar. Dies kann er dadurch umgehen, indem er den Carbon-Bogen verwendet.

Eine zweite Funktion ist der Power-Modus. Hier wird die Panzerung des Nanosuits verstärkt. Auf diese Weise kann man in Rambo-Manier durch die Levels stürmen. Allerdings sollte man in beiden Fällen auf die Energieanzeige schauen. Denn der Nanosuit verbraucht Energie, die sich dann aber wieder von alleine auflädt.

Der Carbon-Bogen ist das nächste Alleinstellungsmerkmal von »Crysis 3«. Dieser Bogen kann im Unsichtbarkeits-Modus verwendet werden, ohne dass der Spieler seine Stellung verrät. Zudem kann man – wie auch die Standardwaffen – den Bogen modifizieren. Unterschiedliche Pfeilspitzen stehen zur Auswahl. Die Bandbreite reicht von Explosivpfeilen bis hin zu Elektro-Schockpfeilen.

Dazu kommen in »Crysis 3« die üblichen Waffen, wie Sturmgewehre, Handgranaten und Pistolen und Raketenwerfer.

Die Spielumgebung bietet mit den zerfallenen Ruinen, den Wasserläufen und dem wogenden Gras an vielen Stellen eine große Abwechslung. Damit hat man als Spieler erneut die Wahl, wie man vorgehen möchte. Immer wieder entdeckt man beim erneuten Spielen weitere Wege, so dass der Wiederspielwert sehr hoch ist.

Der Sidekick Psycho hat die Funktion, dass der Spieler über den Fortlauf der Handlung informiert wird. Zudem bietet er die Gelegenheit für die Entwickler in »Crysis 3« Humor einzubringen. Gerade immer dann, wenn der Ex-Nanosuitträger Psycho sich abmüht, Tore zu öffnen und dergleichen, muss man als Prophet schmunzeln, der ja solcherlei Dinge problemlos machen kann.

Außerdem ist Psycho hervorragend animiert. Besonders die Gesichtsanimationen sind bewundernswert natürlich gelungen.

 

Grafik und Sound:

Mit einem Wort: Wow!

Aber damit kann eine Rezension zu diesen Bereichen nicht enden. Natürlich muss an dieser Stelle auf die vielen Features eingegangen werden, sonst wäre die Kritik nicht glaubwürdig.

Crytek macht in Sachen Grafik und Sound keiner was vor. Die Frankfurter waren und sind noch immer maßstabsetzend, was diese Bereiche angeht. Gerade die Grafik von »Crysis 3« zeigt, wozu der PC imstande ist. Selbst ein hochgerüsteter PC-Bolide wird mit »Crysis 3« seine liebe Mühe haben. Das Spiel ist dermaßen gut aussehend, verfügt über so viele grafische Features, dass der Rechenknecht und die Grafikkarte in die Knie gezwungen werden. An »Crysis 3« kann man seine Zähne ausbeißen, wenn man als Technikfreak das will.

Überblendeffekte, mehrfaches Antialiasing, natürlich wogendes Gras, Wasser und noch viel mehr gibt es zu bestaunen. All das hat ihren Preis. Aber wer glaubt, dass er mit »Crysis 3« und seinem betagten Rechner im Regen steht, der irrt.

Selbst ältere Rechner kommen mit dem Game zurecht, man muss allerdings zugeben, dass man die Grafikfeatures auf Niedrig herunterschrauben muss. Doch selbst dann sieht »Crysis 3« noch immer zum Anbeißen gut aus. Hier hat Crytek hervorragende Programmierarbeit geleistet.

Auch beim Sound ist CRYSIS 3 an der Speerspitze zu finden. Wie man es von einem Ego-Shooter erwartet, rummst und kracht die Soundkarte bei dem Game ordentlich. Die Waffensounds klingen satt und die Explosionen wuchtig. Selbst der Wechsel in den Unsichtbarkeits-Modus wird soundtechnisch unterstützt, indem man alles wie durch Watte gedämpft hört. Prima!

Die Musik verdient besondere Beachtung. Der Soundtrack von »Crysis 3« hält einen Vergleich mit Hollywood-Produktionen locker stand. Die einzelnen Tracks besitzen eine durchkomponierte Dynamik, die sich sehen lassen kann. Es wechseln sich orchestrale Stücke mit modernen Elektronik-Elementen ab. Hervorragend!

 

Multiplayer:

Crytek hat sich in »Crysis 3« bemüht, auch die Multiplayer-Freunde zufrieden zu stellen. Und um es schon einmal vorweg zu nehmen: Es ist gelungen.

Mit den bewährten Modi nähert sich »Crysis 3« an die Produkte der Konkurrenz-Studios an. Aber der Hunter-Modus geht darüber weit hinaus und zeigt den Nanosuit in Perfektion. Hier stehen sich in asymmetrischem Gameplay CELL-Soldaten und Nanosuit-Träger gegenüber. Die Nanosuit-Träger sind unsichtbar und dürfen aber nur den Bogen benutzen. Jeder getötete CELL-Soldat wird dann zum Nanosuit-Träger, so dass die Symmetrie mit jedem Kill wechselt. Eine grandiose Idee, gelungen umgesetzt!

 

Fazit:

»Crysis 3« macht alles richtig, was andere Games nur im Ansatz versuchen.

Die spielerische Freiheit ist enorm, dadurch, dass man als Spieler mit dem Nanosuit experimentieren kann, zudem ist der Nanosuit durch Upgrades veränderbar. Auch die Spielumgebung passt nun mit der Mischung aus Cityumgebung und Naturkulisse. Hier kann man verschiedene Spielweisen ausprobieren. Leider ist die Hintergrundgeschichte allzu vorhersehbar und gewöhnlich.

»Crysis 3« ist ein würdiger Abschluss der Serie geworden, der mit seinem flüssigen Gameplay und der hochgerüsteten Technik alle PC-Fans entzücken dürfte.

Crytek hat mit »Crysis 3« ein rundum gelungenes Spielerlebnis erschaffen.

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Game:

Crysis 3

Crytek / Electronic Arts, 21. Februar 2013

Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch

Bildschirmtexte: Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Türkisch

Anleitung: Deutsch

Plattform: Windows 7

USK: 18

 

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Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 12.05.2013, zuletzt aktualisiert: 14.04.2024 08:35, 13059