Damlo und der Weg zum Glück von Luca Trugenberger
Rezension von Carsten Kuhr
Damlo ist in seinem abgeschieden, ja behütet gelegenen Dorf ein Aussenseiter. Seine Eltern sind verstorben, sein rotes Haar weist darauf hin, dass er mit dem Fluch der Rothaarigen, der Epilepsie geschlagen ist, und so wird unser 13-Jähriger bald zum. Ziel des Spotts, ja der Verfolgung seiner Altersgenossen. Während diese sich mit Spielen und Geschichtenerzählen die Zeit vertreiben, widmet Damlo sich den Büchern des Bibliothekars. Zum Lesen der alten Sagen hat er sogar die Zwergensprache erlernt, doch dass er diese einmal im Gespräch nutzen würde, das hätte er nie gedacht. Als ihn ein von einem der Buben geschleuderter Stein am Kopf trifft, rettet er sich schwer verletzt vor seinen Verfolgern gerade noch auf den Wagen von fahrenden Zwergenhändlern. Als er wieder zu sich kommt, geht das Abenteuer erst richtig los. Die Zwerge sind nicht irgendwer, sondern der zwergische Thronfolger und sein Lehrer. Sie reisen inkognito um einige magische Gegenstände zu einem der letzten verbliebenen Zauberer zu bringen. Auf ihrem Weg begegnen sie mörderischen Diebesbanden, Wolfsrudeln, Orks und der Diebeszunft. Damit nicht genug stossen sie immer wieder auf scheinbar verlassene Karawanen und Bauernhöfe. Bei genauerem Hinsehen entdecken die gefährten Zeichen von grausamen Morden. Das Böse hebt erneut sein Haupt, und ausgerechnet der Feigling Damlo spielt bei dessen Bekämpfung, zusammen mit seinen neue Gefährten, eine wichtige Rolle.
Wenn ein Verlag den Roman eines bei uns gänzlich unbekannten Römischen Psychotherapeuten im Hardcover debutieren lässt, dann zeugt das davon, das man bei Piper der Meinung ist, ein besonderes Buch aufzulegen. Die Grundthemata aber sind so ungewöhnlich nicht. Unser junger Protagonist, der seine besonderen Fähigkeiten im Verlauf der Queste entdeckt, die magischen Waffen und Hilfsmittel, mit denen das unpersonifizierte Böse bekämpft werden soll, der gewiefte, mit allen Wassern gewaschene Bänkelsänger, Zwerge, Elfen, Orks - alles altbekannte Versatzstücke gängiger Fantasy-Epen.
Was dieses erste Drittel des Originalromans aus der Masse heraushebt, das ist die Art und Weise, wie der Autor seine Geschichte erzählt. Mit viel hintergründigem Humor vermittelt Trugenberger uns so einige Weisheiten über das Erwachsenwerden, über die immer schwierige Selbstfindung und die Notwendigkeit jedes Einzelnen Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen. Er philosophiert über die Schwierigkeiten des »anders als die Anderen sein«, die Ausgrenzung Damlos aus der dörflichen Gemeinschaft, und dies ohne uns im geringsten zu langweilen. Ganz im Gegensatz haben mich gerade diese Passagen sehr gefesselt.
In einem sehr bewusst eingesetzten, fast poetisch zu nennenden Stil beschreibt der Autor uns darüber hinaus die alltäglichen und die nicht so gängigen Wunder der Natur. Die Stimmung, die sich aus diesen gar nicht langweiligen Naturbeschreibungen ergibt, schafft es den Lesern tiefer in das Buch hineinzuziehen und seinen Alltag vergessen zu lassen. Bei aller Dramatik der Handlung steht doch die Melancholische, die nachdenklich machende Botschaft des Autors unauffällig aber deutlich im Mittelpunkt des Romans. Als solcher ist das Buch ein gutes Beispiel, wie tiefgreifend, aber auch wie bewegend moderne Fantasy sein kann.
Nach oben