Das Moor des Vergessens (Autorin: Val McDermid)
 
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Moor des Vergessens von Val McDermid

Rezension von Christel Scheja

 

Mit „Das Moor des Vergessens“ erscheint nach langen wieder ein neuer Roman Val McDermids bei Droemer, in dem sie Mystery und Krimi routiniert und geschickt miteinander verbindet. Diesmal spielen nicht Tony Hill und seine Kollegin Carol Jordan eine Rolle, Hauptperson ist die Literaturwissenschaftlerin Jane Gresham.

 

Diese lebt schon seit Jahren in London und geht ihrer Arbeit als Dozentin nach. Dabei kümmert sie sich um ein schwarzes Mädchen, dass trotz seiner mangelnden Schulbildung Interesse an und sprachliches Feingefühl für Gedichte und hohe Literatur zeigt. Jane fördert sie wo sie kann, und hilft ihr auch im wirklichen Leben, als ein Freund ihrer Tante beginnt, den Teenager sexuell zu belästigen.

Doch dann erreicht sie ein Anruf aus ihrem Heimatort Fellhead. Sintflutartige Regenfälle haben im nordenglischen Lake District eine etwa zweihundert Jahre alte Moorleiche freigelegt, die Tätowierungen trägt, wie man sie nur aus der Südsee kennt.

Jane entwickelt eine Theorie: Könnte es nicht sein, dass Fletcher Christian, der Anführer der Meuterer von der Bounty, heimlich nach England zurück gekehrt ist und seinem Jugendfreund William Wordsworth seine Geschichte erzählt hat, in der Hoffnung, dass der große Poet mit einem Gedicht seinen Namen rein wäscht?

Doch wenn das stimmt – wo ist das Gedicht geblieben? Im Nachlass des Dichters wurde es nicht gefunden, aber ein Brief weist darauf hin, dass das Manuskript und das Gedicht einer Dienstmagd übergeben wurden, die es allerdings nicht vernichtete sondern aufhob. Und die Nachkommen dieser Frau leben in ihrem Heimatort.

Jane reist Hals über Kopf nach Fellhead um die mutmaßlichen Erben zu befragen. Doch es scheint noch jemand Wind von der Sache bekommen zu haben, denn die alten Männer und Frauen sterben kurz nachdem die Literaturwissenschaftlerin mit ihnen gesprochen hat. Jane ahnt, dass auch sie in Gefahr schwebt. Und als ob das nicht genug an Problemen wäre, gerät auch noch ihr Schützling unter Mordverdacht.

 

Val McDermid beweist wieder einmal, das ihre Stärken in der Charakterentwicklung lieben. Die Figuren tragen die Handlung und entwickeln sich weiter, als Leser ist man nur selten schlauer als die Jane oder ihre Mitstreiter. Durch die lebendigen Schilderungen werden Geheimnisse und Beziehungen Stück um Stück enthüllt und halten die Spannung ebenso wie die fiktive Lebensbeichte des Fletcher Christian im Buch bis zum Ende aufrecht.

So vorstellbar wie die sympathischen Figuren, so realistisch und glaubwürdig sind auch die Geschehnisse und Theorien, so dass man fast geneigt ist das Buch für wahre Münze zu nehmen.

 

Wer Mystery-Thriller schätzt, die sich ein wenig abseits der üblichen Modethemen bewegen, und gut durchdachte Krimihandlungen mag, die von lebendigen Figuren getragen werden, der wird sicherlich von „Das Moor des Vergessens“ gut unterhalten werden.

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 202404190501475861d3fb
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Das Moor des Vergessens

Autorin Val McDermid

gebunden – 539 Seiten

Droemer, München, erschienen 21. August 2006

ISBN 3-426-19735-9

Übersetzung aus dem Englischen von Doris Styron

Titelfoto von Finepic/Gettiy Images

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 22.08.2006, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 2689