Das Obsidianherz von Ju Honisch
Rezension von Christel Scheja
Vielleicht ist dem ein oder anderen Leser der Name Ju Honisch ja bereits vertraut. Die gebürtige Berlinerin, die in Bayern aufgewachsen ist und nach einem Aufenthalt in Irland mit ihrem Mann in Frankfurt am Rhein lebt, ist in der phantastischen Szene als Liedermacherin, Filkerin und Sängerin bekannt. In ihren Liedern hat sie zumeist phantastische Themen behandelt, teilweise waren es sogar Songs zu Fantasy-Romanen.
Nach der Geschichtensammlung „Bisse“ beweist sie ihr schriftstellerisches Talent erneut in dem Roman „Das Obsidianherz“.
Im Jahre 1865 machen die Gerüchte von einem brisanten Manuskript in München die Runde und erreichen auch das Ohr von König Ludwig II.. Der romantisch und mystisch veranlagte Monarch veranlasst auf Anraten des englischen Botschafters die Unterstützung eines auf solche Aufträge spezialisierten englischen Agenten, der bereits danach sucht, denn das Schriftstück soll ultimative Zerstörungskraft besitzen und deshalb nicht unbedingt in die Hände der falschen Leute geraten.
Man hat auch schon einen bestimmten Verdacht, wo es sich befinden könnte. Deshalb quartiert sich der Engländer Delacroix mit zwei jungen bayerischen Offizieren im „Nymphenburger Hotel“, der besten Adresse am Ort ein, in dem Menschen aus aller Herren Länder logieren. Wenn auch nicht sicher ist, ob sich das gefährliche Schriftstück wirklich dort befindet, so besteht doch die Chance, dass der ein oder andere mehr weiß.
Neben einigen illustren Mönchen und einer berühmten Opernsängerin wohnt dort seit einiger Zeit auch die junge Corrisande Jarrencourt von Jarrencourt Hall, die zusammen mit ihrer Anstandsdame Mrs. Eliza Parslow und ihrer Zofe Marie-Jeanette Bouchard Ausschau nach einem geeigneten Ehemann hält.
Sie hat zwar selbst einen nicht ganz so standesgemäßen Lebenswandel zu verbergen, wird aber vollkommen von dem überrascht, was ihr in dem Hotel nun wider fährt. Sie kommt in Kontakt mit übernatürlichen Dingen, die sie bisher nur für Märchen und Legenden gehalten hat und wird mit einer unangenehmen Wahrheit konfrontiert. Und ausgerechnet ihr Landsmann Delacroix, der ganz und gar nicht die Manieren eines englischen Gentleman besitzt, kommt ihr dabei immer näher.
„Das Obsidianherz“ spielt in einer parallelen Welt, die der unseren zwar ähnlich ist, aber doch markante Unterschiede besitzt: So existieren dort magische Wesen, wie Nixen, Vampire oder Feen, die sich unter die Menschen mischen und manchmal auch mit diesen Nachkommen produzieren. Magie existiert in schwacher Form wirklich und hat Wirkung auf die die sie berührt. Und manche kann auch großen Schaden anrichten.
Interessant ist, das die eigentliche Suche nach dem Manuskript zugunsten eines Gesellschaftsromans vor der Kulisse des 19. Jahrhunderts weitestgehend in den Hintergrund tritt. Die Autorin konzentriert sich vor allem auf die Ausarbeitung der Figuren und das Beziehungsgeflecht untereinander. Intrigen werden gesponnen und ziehen bisher unbeteiligte mit hinein, Gefühle entwickeln sich, die so eigentlich nicht geplant waren. Nach und nach spielen zwar auch immer wieder die phantastischen Elemente mit hinein - über weite Strecken des Buches hat man aber eher das Gefühl, es mit einer Mischung aus Mystery- und Liebesroman zu tun zu haben.
Das ist nicht schlecht geschrieben - Ju Honisch gelingt es durch eine relativ ausgewogene Handlung Längen zu vermeiden und den Leser bei der Stange zu halten, dennoch sollte man nicht all zu viel Action erwarten. Sie setzt bei der Dramatik auf ganz andere Stilmittel, die in der Phantastik sonst nicht so verwendet werden. Dabei verfällt sie zwar nicht in kitschige Romantik, ein wenig offen für zarte Liebesgeschichten sollte man aber doch sein.
Fazit:
Das macht „Das Obsidianherz“ zwar zu einem sehr interessanten Buch, dass die phantastischen Geschehnisse aus einer ganz anderen Sichtweise angeht als üblich, aber auch das Interesse an historischen Romanen voraussetzt, in der die romantische Komponente etwas mehr Raum einnimmt als üblich.
Mit freundlicher Unterstützung von Feder&Schwert GmbH,
www.feder-und-schwert.de.
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