Geschichtlicher Hintergrund zu "Das Sakrament"
 
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Geschichtlicher Hintergrund zu "Das Sakrament"

Artikel von Martin Hammerschmidt

 

Nach der bitteren Niederlage von Rhodos im Jahre 1522, zog sich der Johanniterorden auf die Insel Malta zurück. Die erfolgreichen Türken, wollten jedoch den Willen des inzwischen genannten Malteserordens gänzlich brechen.

Tom Willocks Buch „Das Sakrament“ ist dementsprechend eine Art Kriegstagebuch mit ergänzenden Handlungen.

Die Nebenfiguren „Jean Parisot de La Valette“, „Piale Pascha“ und „Mustafa Pascha“ haben wirklich existiert und einen maßgeblichen Beitrag zum Schlachtverlauf an der östlichen Küste Maltas geleistet.

 

Die Ausgangslage fasst Willocks sehr präzise zusammen. Die Bewohner Maltas hatten die Flotte des Malteserordens, die laut Willocks aus 8 Galeeren bestand, für unbesiegbar gehalten, bis sie die des osmanischen Großadmirals sahen.

Die knapp 130 Galeeren und sonstige Transport- und Verpflegungsschiffe, transportierten bis zu 40.000 Soldaten nach Malta, um eine schnelle Eroberung zu gewährleisten.

 

Die Ausgangslage sah für den Malteserorden nahezu grauenhaft aus.

Nach Ende der Schlacht standen sich im Endeffekt 17.200 Maltesern (Ritter des Ordens, Verstärkung durch Spanien etc. inklusive) der Überzahl von 40.000 erfahrenen Türken gegenüber. Hinzu kam, dass die Malteser mit ihren eingelagerten Vorräten auskommen mussten, während die Türken auf einen schier unerschöpflichen Verpflegungsfluss auf dem Meerweg zurückgreifen konnten. Das wirklich Einzige was für die Verteidiger sprach, waren die gut befestigten Mauern, die in der Lage sind, dem Bombardement der türkischen Kanonen lange genug standhalten zu können. Des Weiteren grenzten die Festungen des Malteserordens auf der nördlichen Seite ans Wasser, was die Verteidigung minimal erleichterte.

 

Der Hauptgrund für dieses brutale Gemetzel war die Vorherrschaft des Malteserordens im Mittelmeerraum. Zwar hatten die Türken den größten Teil des Mittelmeeres besetzt, jedoch stand Malta zugute, dass sie genau zwischen Sizilien und Tunesien lag. Ein perfekter Ort, um die militärischen Aktivitäten der Türken einzuschränken. Der Sultan „Süleyman der Prächtige“ konnte dies nicht länger hinnehmen und befahl die Eroberung Maltas. Die riesige Armee lief am 1. April 1565 aus Konstantinopel aus.

 

Am 24. Mai 1565, 6 Tage nach Landung der 40.000 Mann starken türkischen Armee, ging die Schlacht um die Insel los. Von Land und von ihren Schiffen aus, bombardierten die Türken zu allererst das Fort St. Elmo.

Es war vor allem eine Schlacht, in der die Psychologie eine tragende Rolle gespielt hat. So ordnete La Valette, damaliger Großmeister des Ordens, die Tötung mehrerer auf der Insel lebender Moslems an. An jedem Morgen sollte ein Moslem auf den Mauern gehängt werden, um damit die Moral der türkischen Krieger zu bekämpfen. Während die Türken mit einer schnellen Eroberung gerechnet hatten, spekulierte der Orden auf eine lange Belagerung, um wiederum zu zeigen, dass sie alles geben würden, damit die Insel nicht in die Hände der Türken fällt. So kam es dann auch, dass die Malteser es schafften, das Fort 31 blutige und grauenhafte Tage lang zu verteidigen, bevor die überwältigende Überzahl der Türken, die Festung schließlich überrannte.

Trotz des Verlustes des Forts, war die Schlacht ein einziger Erfolg für den Orden. Auf der Seite des Ordens fielen „nur“ 1500 Soldaten, während die Türken einen Verlust von über 8000 Kämpfern zu beklagen hatten. Den Oberbefehlshabern der Türken machten diese Verluste allerdings nicht viel aus, denn es warteten immer noch unzählige Kampfesfähige Glaubenskrieger, um die anderen Festungen zu überrennen.

Willocks zeigt in seinem Buch, was aus den Verwundeten geworden ist, oder auch die schier unwichtigen Aufgaben der Boten und der jüngeren Krieger. Ebenso bringt er dem Leser die Aufgaben der Frauen nah, wie sie sich in den Hospitalen um die verletzten Soldaten kümmern. Hier zeigt sich, wie wichtig die Frau in einem Krieg sein kann, denn sie flößt den Verwundeten Mut und Hoffnung zu.

 

Nach dem Erfolg über das Fort St. Elmo, gingen die Türken dazu über, das Fort St. Angelo zu erobern. Am 15. Juli flogen die Kanonenkugeln gegen St. Angelo. Ein überraschender Seeangriff der Türken sollte den Christen erhebliche Verluste beibringen, doch es kam umgekehrt. Die Mission Seeangriff wurde von den Christen schon im Keim erstickt.

Kurze Zeit später war die Bastion St. Michael schon fast verloren, als ein Überraschungsangriff der im Inland postierten Ordenskavallerie in das Lager der Türken einfiel und unzählige verwundete und kranke Soldaten tötete. Wiederum ein Zeichen, wie wichtig die psychologische Kriegsführung hier war, denn die Türken mussten nun einsehen, dass sie nicht ganz unverwundbar waren. Zudem half der Gegenangriff der Bastion St. Michael, denn die Türken zogen ihre Streitkräfte aus der schon fast eroberten Bastion zurück.

 

Mustafa Pascha befahl einem Trupp von 1.800 Mann die ungeschützte Hauptstadt Mdina zu verwüsten, um damit die Moral seiner Truppe wieder zu stärken. Doch der Kommandant von Mdina erfuhr rechtzeitig von dem Angriff. Zwar hatte er nicht genug Männer und Schießpulver, doch hatte er einen genialen Einfall. Er ließ alle Einwohner, Frauen und Kinder inklusive, Soldatenuniformen anziehen und hinter Sandwällen postieren. Als die Türken dann sahen, mit was für einer Übermacht sie empfangen wurden, von dem Kugelhagel ganz zu schweigen, zogen sie es vor sich zurückzuziehen. Dieser gerissene Schachzug ging als „Der Große Bluff“ in die Kriegsanalen ein.

Wieder und wieder stürmten die Türken gegen die bröckelnde Verteidigung und wieder und wieder hat sie keinen Erfolg, sondern wurden als weiter dezimiert.

Als die Verstärkung der Christen 8.000 Mann stark war (sie wurde vom König von Spanien entsandt), entschloss sich Mustafa Pascha seine Armee zurückzuziehen. Zu dem Rückzug trugen auch die Seeangriffe der Christen auf die türkischen Versorgungsschiffe bei, weil somit nur sehr wenig Nahrungsmittel und Medikamente zu Verfügung standen.

Am 11. September war der Sieg der Christen schließlich perfekt. Die Türken zogen sich zurück und ließen alle schweren Geschütze auf der Insel zurück.

 

Das Endresultat war erschreckend. Am Schluss standen sich noch lediglich 5.000 Christen (wobei nur eine handvoll noch kampffähig war), 5.000 türkischen Glaubenskriegern gegenüber. Der Rest wurde gefangen genommen oder getötet. Durch diese schwere Niederlage litt der Einfluss der Osmanen im Mittelmeerraum. 40.000 erfahrene türkische Krieger hatte es nicht geschafft die Insel Malta einzunehmen, die nur von 17.200 Kämpfern verteidigt wurde, von denen nur eine handvoll gut ausgebildete Kämpfer waren.

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427021650759deaff
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Das Sakrament

Autor: Tim Willocks

Gebundene Ausgabe: 759 Seiten

Verlag: Rütten & Loening; Auflage: 2., Aufl. (August 2006)

ISBN: 335200739X

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 18.10.2006, zuletzt aktualisiert: 13.02.2015 09:10, 2923