Das tödliche Geschlecht (Autor: Michael Oliveri)
 
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Das tödliche Geschlecht von Michael Oliveri

Rezension von Carina Schöning

 

Frisch geschieden ist Timothy Wilder unterwegs an der Westküste Amerikas. Seine jetzige Ex-Frau hat nach einer kleinen Affäre die Scheidung eingereicht und fast alles zugesprochen bekommen. Außer ein wenig Bargeld und seinem geliebten ´78 Camaro ist ihm nichts geblieben. So hat er sich kurzerhand zu einem Neubeginn entschlossen. Zufällig stößt er mitten in der Wüste auf die Kleinstadt Rapture, die trotz der seltsamen Warnung eines alten Tankwarts recht beschaulich und friedlich wirkt. Doch schon beim Betreten des örtlichen Diners merkt er, dass die Dinge hier etwas anders laufen als gewohnt.

 

Erschöpft und etwas verwirrt ruht er sich die Nacht in einem nahe gelegenen Hotel aus, um am nächsten Tag eine weitere unangenehme Entdeckung zu machen. Man hat ihm das Bisschen, das er noch von seinem alten Leben hatte, auch noch gestohlen! Völlig abgebrannt und ohne Papiere oder Wagen versucht er in der seltsamen Stadt Arbeit zu finden. Doch die Geschäfte werden alle von Frauen geführt und die sind nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Nur der verarmte Priester Mike nimmt ihn bei sich auf und gibt ihm Essen, wenn er auf dem verwahrlosten Gelände Rasen mäht oder auch das Dach der Kirche repariert.

Nach kurzer Zeit haben sich beide angefreundet und Mike vertraut Tim ein unglaubliches Geheimnis an: die Frauen hier gehören allesamt einem Hexenzirkel an. Mit Hilfe von Krähen und Katzen beobachten und kontrollieren sie jeden Schritt der Männer und erniedrigen sie wo es nur geht. Einige wenige haben früher dagegen rebelliert und gekämpft, aber Mike fühlt sich nun zu alt dazu. Tim versucht zu fliehen und seinem Schicksal zu entkommen, doch die Hexenmeisterin Alexandra de Witt hat ganz eigene Pläne mit ihm.

 

„Das tödliche Geschlecht“ ist eine mäßig spannende Mischung aus bekannte Mystery- und Thrillerelementen. Der Debütroman des jungen Amerikaners Michael Oliveri wurde unverständlicherweise 2001 sogar mit dem Bram Stoker Award für das beste Debüt ausgezeichnet. Dabei ist die Handlung relativ einfach und simpel gehalten. Die bekennende Feministin und heidnische Hexenmeisterin Alexandra will ein Kind von Tim, weil beide ähnlich Vorfahren haben und die kleine Chance besteht, dass der Nachwuchs ein Satyr wird. Durch regelmäßiges Essen und Sex macht sie ihn gefügig, so dass er erst nach neun Monaten auf die Idee kommt zu fliehen. Zusammen mit anderen unterdrückten Männern versteckt er sich nun in einem Höhlensystem und plant seinen Rachefeldzug.

Der Roman hat gewiss seine spannenden Momente, aber die Story ist doch etwas zu platt und vorhersehbar geraten, um wirklich begeistern zu können. Hinzu kommt, dass man von dem Hexenzirkel und den Motive der einzelnen Mitglieder kaum etwas erfährt. Auch der heidnische Erdenmutter-Kult rund um den heimlichen Strippenzieher Sebastian hätte wesentlich mehr Potenzial gehabt. Die Figuren bleiben so bis auf Tim und Mike leider sehr blass und oberflächlich und die einfallslose schwarz-weiß Darstellung stört im Laufe der Handlung doch erheblich. Per se sind hier alle Männer gut und alle Frauen schlecht. Selbst vor Verrat und Tod der eigenen Ehemänner schrecken die Hexen von Rapture nicht zurück. Den Söhnen ist es nicht gestattet die Schule zu besuchen und ihre eigenen Mütter quälen sie psychisch und physisch. Ein wahrer Albtraum für die Männer und mit etwas mehr Biss und Ironie hätte der Roman durchaus das Zeug zu einer wirklich bösen Satire auf den täglichen Geschlechterkampf. So liest sich das Ganzen jedoch stellenweise eher trashig und unfreiwillig komisch als spannend, wenn z.B. die Männer Selbstkastration betreiben, um dem Zickenterror der bösen Frauen zu entgehen oder auch die fette Hexe Marie Schwarze Witwe spielt und ihren Sexpartner auffressen will?

Was bleibt ist ein kurzweiliger Roman mit viel Action und Sex aber ohne wirklichen Sinn oder nachvollziehbarer Logik.

 

Insgesamt ist „Das tödliche Geschlecht“ ein mäßig spannender Mystery-Thriller mit vielen weiblichen Klischees und hauptsächlich männlichen Sympathieträgern. Einige wenige action- und temporeiche Szenen stehen der schwachen Handlung und den lieblosen Figuren gegenüber. Fans von Werken wie „Sumuru – Planet der Frauen“ können hier bedenkenlos zugreifen, während alle anderen lieber vor dem Kauf ausführlich Probelesen sollten.

 

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Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 2024042608025056e1e305
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Das tödliche Geschlecht

Autor: Michael Oliveri

Deutsche Erstausgabe 2008

Englische Originalausgabe 2000 „Deadliest of the Species“

Übersetzung Manfred Krug

Otherworld Verlag

Taschenbuch, 384 Seiten

ISBN-10: 3902607068

ISBN-13: 978-3902607065

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 29.07.2008, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 7027