Das unbewohnte Haus von Algernon Blackwood
Hörspiel
Reihe: Gruselkabinett Folge 180
Rezension von Cronn
Die bekannte Hörspielreihe Gruselkabinett wird fortgesetzt. Nachdem einige unbekanntere Werke in den letzten Ausgaben der Reihe adaptiert wurden, ist nun mit dem Autor Algernon Blackwood ein klassischer Vertreter viktorianischer Spukgeschichten an der Reihe. Seine Erzählung Das unbewohnte Haus“ erschien als The Empty House im Jahr 1906 und gilt als eine der besonders klassischen Spukhausgeschichten.
Wie sie umgesetzt wurde und wie gelungen die Ausgangserzählung funktioniert, soll Gegenstand der nachfolgenden Rezension sein. Doch – wie immer – ein paar Worte zum Inhalt.
Verlagsinfo:
Seit im berüchtigtsten Spukhaus am Platz ein Mord geschehen ist, halten es keine Mieter länger als wenige Tage dort aus, bevor sie überstürzt die Flucht antreten. Gelockt vom Ruf des Abenteuers beschließen der junge Jim Shorthouse und seine Tante Julia, gemeinsam dort auf Geistersuche zu gehen. Ihr Wagemut wird jedoch alsbald auf eine harte Probe gestellt …
Kritik:
Marc Gruppe beginnt seine Adaption mit einer nahezu wörtlichen Übernahme des Textes von Algernon Blackwood, folgt ansonsten auch recht nah dem Original. Bemerkenswerte Abweichungen gibt es allerdings schon. So wird im Blackwood-Text eine physische Erscheinung beschrieben, die in der Adaption des Hörspiels fehlt. Auch erscheint mancher Dialog unfreiwillig seltsam, so als beispielsweise kurz nach der ersten Spukerscheinung im Haus betont wird, dass man unbedingt erfahren wolle, ob es im Haus spuke – was de facto ja bereits geschehen ist.
Auch hat die ein oder andere Kürzung dem Sinn des Beschriebenen Abbruch getan. So ist der Grund der Erstdurchsuchung des Hauses im Originaltext, dass man sichergehen müsse, dass niemand Fremdes im Hause sei. Dies wird in der Adaption nicht erwähnt, sodass die beiden Protagonisten noch stärker sensationsgierig und abenteuerlustig erscheinen, als eh schon und ihr Vorgehen weniger planmäßig und von Ansätzen von Vernunft geprägt ist.
Und doch ist »Das unbewohnte Haus« über weite Strecken sehr atmosphärisch angelegt. Die Beschreibung des Mondlichts, das in das Treppenhaus fällt und andere Schilderungen erzeugen eine durchaus gelungene Stimmung. Auch die Sprecher·innen helfen dabei mit überzeugenden Leistungen. Mit dabei sind die Stimmen von Glenn Goltz, Kathrin Ackermann, Peter Weis sowie Marc Gruppe, Lutz Reichert und Kristine Walther. Die Durchsuchung des Hauses ist gelungen eingefangen und erzeugt in den besten Momenten Kopfkino.
Das Sounddesign trägt seinen großen Beitrag dazu bei. Der Ambient-Sound, der in vielen Szenen unterlegt ist, hilft ungemein, eine schaurige Atmosphäre zu erzeugen. Ab und an leistet sich das Sounddesign aber Patzer. Die Paukenschläge, die immer wieder eingesetzt werden, sind unnötig und teilweise zu dick aufgetragen, gerade so, als wollte man dem Zuhörer mit dem Holzhammer sagen: »Das ist jetzt wichtig, wurde das von dir bemerkt?«. Diese unterstützende Strukturierung hat das Hörspiel gar nicht nötig und sie wirkt daher aufgesetzt. Den Rest der Zeit aber ist das Sounddesign glasklar und gelungen.
Fazit:
»Das unbewohnte Haus« ist eine gute Adaption der klassischen Spukhauserzählung von Algernon Blackwood, die sich einige Schnitzer erlaubt, was das insgesamt gute Gesamtbild allerdings nur wenig eintrübt.
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