Das Wunder von Narnia (Autor: Clive Staples Lewis; Narnia Bd.1)
 
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Das Wunder von Narnia von Clive Staples Lewis

Reihe: Narnia Bd.1

Rezension von Marcel Dykiert

 

Diggory ist gerade vom Land nach London gezogen & vermisst den Hof seiner Eltern sehr, aber, dass muss er schnell feststellen, weinen hilft auch nicht. Zwar ist seine Mutter sehr schwer krank & so muss er aber seiner Tante und dem etwas verschrobenen Onkel Andrew leben, aber wenigstens lernt er schon bald die Tochter der Nachbarn kennen, Polly, und gemeinsam mit ihr wird er einen im wahrsten Sinne des Wortes märchenhaften Sommer erleben.

An einem verregneten Tag in den Sommerferien, und für Sommerferien gibt es ganz schön viele verregnete Tage – finden jedenfalls die beiden – stellen die Kinder fest, dass die Reihenhäuser, in denen sie wohnen, allesamt durch einen schmalen Gang zwischen Dachboden und Dach verbunden sind. Das ist die ideale Möglichkeit, in das leere Haus neben ihnen zu gelangen und zu überprüfen, ob es dort wirklich spukt. Das finden Polly und Diggory nicht heraus, denn sie verzählen sich und öffnen eine Tür zu früh; statt in dem verlassenen Haus kommen sie auf den Dachboden von Onkel Andrew und dort entdecken sie sein schreckliches Geheimnis: Onkel Andrew ist ein Zauberer! Allerdings ist er weder besonders nett, noch talentiert und da er sich nicht so recht traut, selbst das Versuchskaninchen seiner magischen Experimente zu werden, zwingt er die Kinder, seine Zauberringe zu benutzen.

Mit Hilfe jener Ringe kommen die beiden in eine Art Zwischenwelt, in der alle Welten, die es gibt durch kleine Seen in einem Wald verbunden sind. Polly würde ja gerne wieder zurück, aber Diggory, der auch als Erwachsener noch ein bekannter Forscher sein wird, will wenigstens eine einzige fremde Welt erkunden und so tauchen sie in einen anderen See. Dieser führt die Kinder in die uralte und längst tote Welt Charn. In den titanischen Ruinen der zyklopischen Metropole erwecken die beiden ungewollt das Böse in Form der mächtigen Hexe Jadis. Diese hat vor vielen tausend Jahren mit dem unaussprechlichen Wort im Kampf um die Vorherrschaft Charns alle Bewohner getötet und nun sieht sie in Polly und Diggory die Chance, eine neue Welt zu erobern: unsere! Die Kinder sind entsetzt, aber sie haben Jadis weder körperlich und erst recht nicht magisch etwas entgegenzusetzen und so müssen sie sie mitnehmen.

Kaum in London angekommen beginnt Jadis damit, sich als die neue Herrin der Welt aufzuführen, doch verfällt ihr niemand außer Onkel Andrew, der von der Schönheit der fremden Frau ganz bezaubert ist. Ansonsten ist Jadis zwar noch immer ungemein stark, zaubern kann sie auf der guten, alten Erde jedoch nicht und so lösen ihre Eskapaden nur Unmut unter den Männern und Frauen aus London aus. Jadis stiehlt Schmuck und entführt eine Kutsche. Diggory nutzt die allgemeine Verwirrung und reist mit Jadis, Polly, einem Droschkenpferd und dem Kutscher, sowie Onkel Andrew zurück zu dem Wald, wo sich alle Welten berühren. Hier kommt es zu einem kurzen Handgemenge und schließlich finden sie sich alle in tiefster Finsternis wieder: Sie sind in einen See gefallen und haben keine Ahnung, wo sie sind. Ist diese ewige Nacht ihr Schicksal? Nein, stattdessen werden sie Zeuge, wie der Löwe Aslan mit seinem Lied das Land Narnia erschafft, doch hat Diggory durch seine unbedachte Befreiung Jadis bereits das Böse in das neue Land gebracht und so wird es seine Aufgabe sein, einen mächtigen Schutzzauber gegen die unheilvollen Kräfte der mächtigen Hexe zu errichten.

 

„Das Wunder von Narnia“ ist der erste Band des siebenteiligen „Narnia“ Zyklus von C.S. Lewis und er liegt nun erstmals in einer neuen Überarbeitung und vor allem in neuer Übersetzung vor. Narnia ist Kult und so gibt es eigentlich wenig dazu zu sagen. Wer hat die Bücher nicht als Kind gelesen oder sie als Film gesehen? Wer sich systematisch mit phantastischer Literatur beschäftigt, kommt um C.S. Lewis Meisterwerk ebenso wenig herum, wie um den „Herrn der Ringe“ oder den „Wurm Orouboros“. Manche Bücher gehören eben einfach zum Kanon; Das erhebt sie aber nicht über jegliche Kritik

Bewunderswert ist es, wie Lewis es schafft, sein christliches Anliegen, er war ein sehr gläubiger Mann, in eine so märchenhafte Geschichte zu verpacken. Das zentrale Thema ist die Darstellung des Guten und des Richtigen im christlichen Sinne. Unterschieden werden muss zwischen dem Ansinnen und der Tat, aber beide sind von gleicher Bedeutung.

Was das Böse, oder etwas neutraler, das Falsche, lässt sich ebenfalls leicht aus dem Buch ableiten. In Band eins sind noch alle Figuren ganz diesem Schema oder besser der Darstellung des christlichen Wertesystems verpflichtet: Die Handlung und auch das Land Narnia, der eigentliche Hauptdarsteller, sind nur Nebenfiguren vor dieser positiven Botschaft. Das Lewis seine Helden aber nicht so dringend benötigt, dass er sie in allen sieben Büchern auftreten lässt, zeigt, wer wirklich im Mittelpunkt steht, Narnia. Doch dazu mehr in den anderen Rezensionen, denn in diesem Band darf man zwar Zeuge der Geburt Narnias werden, doch erschließt sich die ganze Faszination dieses Ortes noch nicht in der Intensität der späteren Bücher.

Narnias Genese ist natürlich die Genesis der Bibel – Aslans Lied erschafft das Zauberreich in präzise der Reihenfolge, in der Gott, der Herr, die Erde erbaut hat. Aslan braucht allerdings keine sieben Tage und auch Lewis arbeitet für einen Fantasy Autor ungewöhnlich schnell. Normalerweise sind Fantasyromane tendenziell ja eher dick und langatmig (im besten Sinne), Lewis Stil ist hingegen rasch und skizzenhaft. Fast meint man, den Entwurf oder das Exposee eines viel umfangreicheren Romans zu lesen. Die Erschaffung Narnias einmal ausgenommen, fehlt es dem Buch eindeutig an Intensität und Spannung. Zu erklären ist dies vermutlich mit dem Anliegen Lewis, Buch eins soll den Leser mit dem neuen Kind bekannt machen. Was drum herum passiert ist eher lästig und hätte vielleicht auch in das Vorwort des zweiten Bandes gepasst – doch siehe da ... na ja, die Rezension zum zweiten Band ist eben eine andere Rezension.

Polly und Diggory sind jedenfalls sehr charmant, aber blass und zweidimensional und so verhält es sich auch mit ihren Abenteuern und Erlebnissen. Ganz anders ist es mit Lewis froher Botschaft; ihre hochspannende und zeitlose Aussage, auch wenn man nicht gläubiger Christ ist, vermag zu fesseln. „Das Wunder von Narnia“ ist ein Buch über Verantwortung und Schönheit und als solches allemal eine Empfehlung. Ich wage dennoch die Prognose, dass es, würde es in diesen Tagen zum ersten Mal erscheinen, für keine große Aufregung sorgen würde. Dafür ist es zu harmlos, zu blass und zu dünn. Doch wäre vielleicht auch dem „Herrn der Ringe“ ein anderes Schicksal beschienen und der „Wurm Orouboros“ hätte vermutlich überhaupt keinen Verleger gefunden. Modernität und Konformität waren schließlich noch nie Auswahlkriterien von uns Fantasyfreunden.

 

Band eins ist wie der Wald mit den Seen – ein Tor zu einer anderen Welt, einer Welt, die man einfach kennen muss. Wie lange man sich dann dort aufhält, ist eine andere Frage.

 

Viel Spaß beim Lesen!

 

Oje, das hat nicht geklappt, Elfenwerk! 20240427185137a37ad4c9
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Buch:

Das Wunder von Narnia

Autor: Clive Staples Lewis

Gebunden - 144 Seiten - Ueberreuter

ISBN: 3-8000-2043-2

Erscheinungsdatum: Juli 2002

ab 12 Jahre

Erhältlich bei Amazon


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Erstellt: 14.08.2005, zuletzt aktualisiert: 22.06.2023 20:33, 951