Der Ernst des Lebens (Autorin: Louisa May Alcott; Kleine Frauen 2)
 
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Der Ernst des Lebens von Louisa May Alcott

Reihe: Kleine Frauen Band 2

 

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

Was passiert mit Meg und ihrem John, nachdem sie sich endlich gefunden haben? Wird Amy den Reichtum und den Luxus finden, den sie sich immer gewünscht hat? Wird die burschikose Jo doch noch ihre frauliche Ader entdecken? Und wird die kranke Beth endlich ganz gesund?

 

Rezension:

Nach dem wir im ersten Band Jugenträume der Reihe um Kleine Frauen von Louisa May Alcott die vier Schwestern Meg, Jo, Beth und Amy in einem für sie sehr schweren Jahr während des amerikanischen Bürgerkrieges als junge Mädchen zwischen 12 und 19 kennenlernten, behandelt der zweite Band ihre Entwicklung als junge Frauen.

 

Drei Jahre sind vergangen, der Krieg ist vorbei, der Vater zurück und wieder als Pfarrer tätig. Das normale gesellschaftliche Leben und der Haushalt nimmt die Familie voll in Anspruch, bis die Beziehung zwischen dem ehemaligen Hauslehrer des Nachbarjungen und Meg zu einer Hochzeit führt. Und damit zu einer Haushaltsgründung, in der natürlich vornehmlich die Frauen involviert sind. Von schwesterlicher Unterstützung bis hin zum mütterlichen Rat erhält Meg einen erfreulichen Einstieg in das neue Leben als Hausfrau. Ihr kleines Häuschen strahlt denn auch die Wärme netter Leute aus. Die Probleme beginnen mit dem Nachwuchs. Meg stürzt sich mit Elan in die Mutterrolle, umsorgt den den Jungen, dem bald ein Mädchen folgt – doch ihr arbeitender Ehemann sitzt nun oft ganz alleine in der guten Stube, während Meg von der Doppelrolle als Mutter und Hausfrau überfordert ist – so ein Hausmädchen hilft da nicht viel. Gelangweilt geht John dann abends lieber zu einem Freund, dessen Frau ganz bezaubernd für den Gast sorgt; was Meg nur noch verzweifelter ins Chaos stürzt. Zudem ist ihr Sohn ein kleiner Tyrann. Doch zum Glück gibt es Rat von ihrer Mutter: Kümmer dich um deinen Mann und binde ihn ein. Was natürlich funktioniert. John bekommt den Jungen in Griff, die umsorgende Gattin kittet den Riss in der Beziehung und die heile Welt wird wiederhergestellt. Die brave Ehefrau muss sich nur auf ihre Pflichten besinnen und dann klappt das schon.

 

Doch auch den anderen Schwestern erspart Louisa May Alcott nichts. Jo, die so lebendige und emanzipierte wilde Frau gesteht ihrem Kumpel Laurie, dass sie ihn nicht liebt und flieht vor dem drohenden Kampf des jungen Mannes um sie in die Großstadt. In der Pension lernt sie einen deutschen Professor kennen. Der ist zwar älter, aber total nett, kann gut mit Kindern umgehen und ist zudem blitzgescheit.

Als sie wieder im Elternhaus wohnt, wird ihr zunehmend klar, dass Selbständigkeit doch nicht das Wahre ist, ein Mann dazu gehört und Schreiben andere besser können. Am Ende heiratet sie ihren deutschen Bären und sie gründen eine Schule für Streuner, damit die auf dem schönen Anwesen ihrer Tante ein wildes Jungenleben führen können wie Jo einst und dennoch wohlerzogen werden. Wen es komisch vorkommt, dass in dieser Schule keine Mädchen aufgenommen werden – nun, das Buch mag zwar »Kleine Frauen« heißen, aber in Wahrheit geht es nicht um sie, sondern um ihren Dienst am Mann.

Das gesamte Buch vermittelt ein so unfassbar überholtes Frauenbild, dass es erschreckend ist, welche Rolle dieser Roman in der englischsprachigen Welt aktuell noch spielt. Ist es die Sehnsucht nach Kitsch, nach Romantik oder gar wirklich nach einer Rückkehr zur Frau am Herd mit Kindern am Rockzipfel und abends im Bett alles für den Mann?

 

Für Louisa May Alcott stellten die Geschichten zum Großteil Szenen ihres eigenen Lebens dar und in ihrem gesellschaftlichen Kontext ist der damalige Erfolg von »Kleine Frauen« verständlich. Alcott gibt jungen Zeitgenossinnen einen Leitpfaden an die Hand, wie sie mit ganz unterschiedlich Charakteren in einer von Männern dominierten Welt zurechtkommen, wie sie Liebe und Lebensfreude erhalten oder retten können – rein aus einer gut bürgerlichen Sicht. »Kleine Frauen« zeigt auf, wie eine junge Frau mit den Herausforderungen umgehen könnte. Welche Probleme es dabei gibt und wie Lösungen gefunden werden, die der Moral der Zeit entspricht.

Eine heutige Lektüre kann sich zwar der berührenden Seiten des Romans nicht entziehen, das vermittelte Frauenbild jedoch ist stellenweise schier unerträglich.

 

Auch dieser zweite Band weist eklatante editorische Mängel auf und wird zu Recht vom Verlag nicht mehr auf seiner Webseite geführt.

 

Fazit:

»Der Ernst des Lebens« von Louisa May Alcott ist ein in Bonbonpapier verpacktes Benimmbuch für Frauen. Ein zu Recht überholtes Rollenbild, dessen heutiger Erfolg sehr bedenklich erscheint.

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Buch:

Der Ernst des Lebens

Reihe: Kleine Frauen Band 2

Original: Part Second of Little Women, 1869

Taschenbuch, 249 Seiten

Jazzybee Verlag, 8. Oktober 2019

 

ISBN-10: 3849654486

ISBN-13: 978-3849654481

 

Erhältlich bei: Amazon

 

Kindle-ASIN: B07YVM3MB5

 

Erhältlich bei: Amazon Kindle-Edition


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Erstellt: 24.04.2020, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 18536