Der Freund des Todes (Autor: Pedro Antonio de Alarcón)
 
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Der Freund des Todes von Pedro Antonio de Alarcón

Reihe: Die Bibliothek von Babel, Band 1

Rezension von Ralf Steinberg

 

Verlagsinfo:

In „Der Freund des Todes“ spielt das Leben Gil Gil übel mit: Durch eine Reihe unglücklicher Umstände wird er seines Vermögens, seines Ansehens und seiner großen Liebe beraubt. Er denkt bereits an Selbstmord, als der Tod ihm entgegentritt und Gil Gil seine Freundschaft und damit alles Glück der Erde anbietet. Doch dieses Glück ist nur von kurzer Dauer...

 

In Gestalt eines hässlichen Mannweibes erscheint der Tod dem Ingenieur Telesforo in „Die große Frau“ und kündigt mit jeder Begegnung das Ableben eines nahen und geliebten Menschen an. Als der Ingenieur selbst stirbt, nimmt diese gruselige Gestalt an der Trauerfeier teil und ist voll Häme über dessen Tod. Düstere und morbide Schauergeschichten, wie man sie aus der Kindheit kennt: Dem Tod wird ein Gesicht verliehen und dem Leser in seiner Vergänglichkeit das Gruseln gelehrt.

 

Rezension:

Der Freund des Todes handelt nicht von Elend oder Gewalt, vielmehr vom Dunkel, von der ewig währenden Nacht. Zunächst erweckt Alarcón den Eindruck, eine romantische Liebesgeschichte zu präsentieren. Zwar durch den Tod geschmiedet, aber eben im Dienst der Liebe. Auf seinem Höhepunkt werden Bilder und Götter der Antike verwendet um die Schönheit der jungen Braut ausgiebig zu beschreiben. Jedoch geschieht dies im Angesicht des Mondes und mit dem Tod als Zuschauer.

Gil Gil schließt im Augenblick der höchsten Verzweiflung einen Pakt mit dem Tod, der nichts wenigere dafür fordert, als Freundschaft. Im Gegenzug wird Gil Gil in die Lage versetzt, den Tod zu sehen und somit zu erfahren, wenn er kommt, eine Seele zu holen. Diese Parabel gleicht jener vom Teufelspakt, denn auch wenn der Tod nicht eins mit dem gefallenen Engel ist, so steht er doch genau so dem Leben entgegen, wie der Teufel dem Himmel.

Wie schon Faust ahnt auch Gill Gil recht bald die zweite Seite der Medaille und fürchtet um das Leben seiner geliebten Elena.

Der Tod gibt ihm alles und doch bleibt am Ende nichts weiter übrig, als der Tod.

Alarcón führt seine Erzählung bis zum Jüngsten Gericht. Damit bricht er nicht nur die eigentliche Handlung, Pakt und Liebesgeschichte, er wendet sie auch zu einem gänzlich anderen Aspekt der Handlung. Beides wird zum Motiv einer religiösen Vision, welche Borges in seinem Vorwort passend mit "dantesk" bezeichnet.

Dass Alarcón den Leser dabei bis zum Schluss über das eigentliche Thema der Erzählung täuscht, macht einen Großteil der Faszination dieser Geschichte aus.

Die Seitenhiebe auf die Romantik sind unverkennbar. Todessymbole und Düsternis der Melancholie werden ebenso überzeugend eingestreut - und durch den Schluss konterkariert, wie die von der Romantik antizipierte Antike.

 

Die zweite und kürzere Geschichte beruht laut Borges auf alten Zigeunergeschichten. Die große alte Frau jagt nicht nur Schrecken ein und passt somit in die Reihe von Schauergeschichten vom Schwarzen Mann, sie ist auch auf eigenartige Weise mit der Vergangenheit des Protagonisten Telesforo verbunden.

Die Geschichte von Telesforo wird während eines sonnigen Ausfluges erzählt. Der Kontrast zum Inhalt der Geschichte könnte größer nicht sein. Der Reiz besteht besonders darin, dass es eigentlich nicht wirklich etwas Beunruhigendes gibt. Vielmehr spielen sich die Schrecken in den Ängsten des Mannes ab. Was jene große alte Frau wirklich von ihm will, bleibt im Wesentlichen unklar. Der Bezug auf eine frühkindliche Begegnung lässt sowohl eine Deutung als Mär, wie auch ein Familiendrama als Erklärung offen. Aber erst mit dem Erzähler dringt die Geschichte tatsächlich aus der Ebene der Fiktion zu uns herüber. Wer bisher nachts an großen alten Frauen unbeteiligt vorbeigeht, könnte fortan damit einige, wenn auch vielleicht kleine - Probleme bekommen.

 

Fazit:

Der Eröffnungsband der Anthologie ist auf jeden Fall sehr gut gewählt. Zwei erstaunliche und hervorragend in Szene gesetzte Geschichten, die sowohl abstecken, was hier unter Phantastik verstanden wird, als auch für die literarische Qualität der Reihe Zeichen setzen.

Die Umschlagillustrationen von Bernhard Jäger ist sehr modern und schrill, spiegelt aber passend Entsetzen Überraschung wieder. Im Zusammenhang mit der hervorragenden Verarbeitung verspricht die Bibliothek von Babel ein ganz besonderes Schmuckstück zu werden.

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Titel:

Der Freund des Todes

Autor: Pedro Antonio de Alarcón

Reihe: Die Bibliothek von Babel, Band 1

Übersetzerin: Astrid Schmitt

edition Büchergilde, April 2007

Gebunden mit Schutzumschlag, 152 Seiten

ISBN-10: 3940111015

ISBN-13: 978-3940111012

Erhältlich bei: Amazon

 


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Erstellt: 26.04.2007, zuletzt aktualisiert: 18.04.2024 09:19, 3823