Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp (Autor Hanns-Heinz Ewers; Gruselkabinett 163)
 
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Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp von Hanns-Heinz Ewers

Hörspiel

Reihe: Gruselkabinett 163

 

Rezension von Cronn

 

In den frühen Jahren des 20ten Jahrhunderts entstanden im deutschsprachigen Bereich eine Vielzahl an Werken, die der Gruselliteratur zugerechnet werden. In diesen Jahren taucht ein Name besonders häufig auf. Es ist dies Hanns-Heinz Ewers.

Von der Nachwelt in der Literaturkritik stark wegen seinem Hang zur Effekthascherei und seiner Nähe zu den Nationalsozialisten kritisch beäugt war er jedoch beim zeitgenössischen Publikum durchaus beliebt. Sein Poe-Essay zeigte ihn als Kenner der Materie, der zudem dem amerikanischen Meister huldigte, ohne allerdings dessen grundlegende Raffinesse zu erreichen. Auch als Drehbuchschreiber war er aktiv, was angesichts des jungen Mediums Film im Jahr 1913 bemerkenswert ist. Auch auf dem Gebiet der Reiseerzählungen war er aktiv. Wie man sehen kann, war Hanns Heinz Ewers ein Vielschreiber, was wertneutral gemeint ist.

Eine seiner berühmteren Geschichten sind neben Die Spinne und Das Grabmal auf dem Pere Lachaise die Kurzgeschichte Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp, die nun als Hörspielfassung, adaptiert von Marc Gruppe, im Gruselkabinett als Nummer 163 der Reihe vorliegt. Bevor eine kritische Wertung erfolgt, sollen ein paar Worte zum Inhalt das Hörspiel definieren.

 

Verlagsinfo:

Normandie, 1903:

Im Varieté verfällt der Graf Vincenz d’Ault-Onival mit Haut und Haaren der verruchten Sängerin Stanislawa d’Asp, deren Schönheit ihn komplett in den Bann zieht. Als sie an der Schwindsucht erkrankt, heiratet er sie entgegen jeglicher Vernunft und rettet ihr das Leben. Doch hinter der vermeintlichen Idylle lauert bereits der Tod und mit ihm ein Eid, dessen Folgen weit über den Tod hinausgehen …

 

Der offizielle Klappentext reicht zur Inhaltsangabe aus, ohne zuviel zu verraten.

 

Kritik:

Hanns Heinz Ewers wird von der Kritik häufig seine Neigung zur Darstellung von krassen Effekten angelastet. Auch im Fall von »Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp« ist die Zuspitzung auf den Schlussakt und die darin bestehende Ekel- und Gewaltphantasie die herausragende Pointe der Story. In der Adaption allerdings gelingt es Marc Gruppe mehr den widersprüchlichen Charakter der Stanislawa in den Vordergrund zu rücken und die bizarre Beziehung zum Grafen darzustellen. Auch wird der Freund des Grafen, Jan Olieslagers, klarer als in der Vorlage charakterisiert und durchaus kritisch gewertet.

 

Was etwas bitter schmeckt, sind die antijüdischen Ressentiments, die subtil in der Vorlage vorhanden sind. Sie kommen auch in der Umsetzung vor, werden aber nicht zu sehr in den Vordergrund gerückt.

 

Besonders gelungen ist es allerdings, das Kopfkino im Zuhörer zu wecken. Wenn beispielsweise Jan Olieslagers seinen Freund körperlich angreift, ist das mit Hilfe von soundtechnischen Mitteln auch auf der akustischen Ebene erfahrbar und sehr gelungen.

Die Sprecher sind überzeugend. Das gilt für alle Stimmen. Mit dabei sind Patrick Bach, Daniela Hoffmann und Dietmar Wunder sowie Peter Weis, Ingeborg Kallweit, Elga Schütz, Horst Naumann, Patrick Stanke, Lutz Reichert, Bert Stevens, Marc Gruppe, Bene Gutjan, Jürgen Thormann, Bodo Primus, David Nathan, Dirk Petrick und Tom Raczko.

 

Auch auf der musikalischen und soundtechnischen Ebene überzeugt das Hörspiel voll und ganz, dank der wie gewohnt hochprofessionellen Arbeit von Stephan Bosenius.

 

Fazit:

»Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp« ist ein sehr gutes Hörspiel geworden. Die Adaption der Kurzgeschichte von Hanns Heinz Ewers ist vor allem dank der sehr guten Sprecher und des Sounddesigns überzeugend, aber auch die nah an der Vorlage gehaltene Adaption darf als gelungen bezeichnet werden. Wer über die subtilen antijüdischen Tendenzen der Vorlage hinwegsehen kann, wird mit einem sehr guten Hörspiel aus der Reihe belohnt.

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Hörspiel:

Der letzte Wille der Stanislawa d’Asp

Reihe: Gruselkabinett Folge 163

Autor: Hanns-Heinz Ewers

Dauer: 76.58 Minuten

Umfang: 1 CD

Buch: Marc Gruppe

Produktion und Regie: Stephan Bosenius und Marc Gruppe

Gemischt von Kazuya c/o Bionic Beats

Mastering: Michael Schwabe, Monoposto

Cover-Illustration: Ertugrul Edirne

Layout: Doreen Enderlein

Titania Medien, 30.09.2020

 

ISBN-10: 3785781903

ISBN-13: 978-3785781906

 

Erhältlich bei Amazon

SprecherInnen:

  • Erzähler: Peter Weis

  • Stanislawa d’Asp: Daniela Hoffmann

  • Vincenz d’Ault-Onival: Patrick Bach

  • Jan Olieslagers: Dietmar Wunder

  • Garderobiere: Elga Schütz

  • Journalist: Patrick Stanke

  • Arzt: Lutz Reichert

  • Fritz Jakobskötter: Marc Gruppe

  • Vetter: Bene Gutjan

  • Onkel: Jürgen Thormann

  • Gräfinwitwe: Ingeborg Kallweit

  • Kammerdiener: Bodo Primus

  • Indischer Diener: David Nathan

  • Priester: Bert Stevens

  • Alter Gärtner: Horst Naumann

  • Gärtnergehilfen: Dirk Petrick und Tom Raczko

Serienguide:

Geister, Gräber und Gelehrte. Titania Mediens Gruselkabinett wird 50

Alles zur Reihe Gruselkabinett


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Erstellt: 27.10.2020, zuletzt aktualisiert: 28.12.2023 19:05, 19111