Die Davinci-Loge (Autor: J. J. Preyer; Larry Brent – Neue Fälle Band 2)
 
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Die Davinci-Loge von J. J. Preyer

Reihe: Larry Brent – Neue Fälle Band 2

 

Rezension von Torsten Scheib

 

Rezension

Die Davinci-Loge. So so. Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder? Versucht sich J. J. Preyer nach seinem gelungenen Einstand als Larry Brent-Autor nun an der blutleeren Fastfood-Prosa eines Dan Brown zu orientieren? Prompt kommt einem da der Originaltitel eines anderen Brown-Bestsellers in den Sinn: Angels and Demons (dt. „Illuminati“). Weniger ob möglicher handlungstechnischer Parallelen, als vielmehr ob des Engels auf der einen und des Teufelchens auf der anderen Schulter. Und noch bevor man den Band aufgeschlagen hat, ringt man mit beiden: Lohnt sich es denn wirklich, ein bis zum Erbrechen kopiertes Thema nochmals zu lesen? Andererseits hat Preyer mit dem Vorgänger Das Kennedy-Rätsel durchaus bewiesen, dass er sich nicht nur bestens mit Verschwörungsrätseln und –theorien aller Art hervorragend auskennt, sondern ferner sorgfältig recherchiert, bevor er sein Konzept aufs Papier bannt. Insofern macht es dann doch wieder Sinn, sich mit dem Stoff etwas eingehender zu befassen.

 

Das zweite brandneue Larry Brent-Abenteuer stellt eine Geheimverbindung in den Mittelpunkt, welche sich komplett den Ansichten und dem Streben des vielseitigen Genies verschrieben hat. Folgerichtig haben Normalsterbliche in dieser Loge nicht viel verloren. Nur wer einen besonders hohen IQ verzeichnet, besitzt die Chance, ein Teil der Vereinigung zu werden. Der Genetiker Michael Tanner gehört dazu – allerdings nicht mehr lange, was er jedoch beim Aufbruch zum neuesten Logentreffen noch nicht ahnen kann, obgleich er kurz vor seinem Aufbruch von grässlichen Alpträumen heimgesucht wird. Doch lässt sich ein Mann der Logik und des rationellen Denkens wohl kaum von derlei Ereignissen erschüttern, oder? Zumal an jenem Abend auch noch Tanners großer Vortrag innerhalb der Loge ansteht, der seinen Logenbrüdern das Genographic Project näher bringen soll; ein groß angelegtes Vorhaben, welches praktisch jedem Menschen die Möglichkeit zuteil werden lassen soll, die genetische Herkunft bis auf den allerersten Vorfahren zurückzuverfolgen. Doch dieser Vortrag findet ein jähes Ende, nachdem Tanner im wahrsten Sinne des Wortes bestialisch ermordet wird. Von dem Attentäter selbst fehlt jede Spur. War es einer der Logenmitglieder? Oder doch ein Außenstehender? Und vor allem: welches Motiv steckt dahinter? Besaß Tanners Vortrag womöglich einen brisanten Part, der nicht an die Öffentlichkeit gelangen durfte?

In seiner Verzweiflung wendet sich der Logenvorsitzende an seinen eigenen Bruder. Dieser unterhält zwar keinen Geheimbund, dafür eine äußerst effektive und mindestens ebenso im Verborgenen operierende Organisation. Sein Name: David Gallum, alias X-Ray-1. Chef der Psychoanalytischen Spezialeinheit, PSA.

Gleich drei seiner besten Agenten werden daraufhin beordert, Licht ins Dunkel zu bringen: die attraktive und ebenso schlagkräftige Schwedin Morna Ulbrandson sowie ihre beiden Kollegen Robert Kane und Larry Brent. Und besonders für letztgenannten wird nach einem Gespräch mit Martin Gallum schnell klar, wie heikel und explosiv diese neue Mission womöglich sein – und welche tödlichen Parallelen es zwischen Davincis „Letztem Abendmahl“ und der Loge selbst geben kann. Unter dem Vorwand, die nun vakante Stelle innerhalb der Loge übernehmen zu wollen, gelingt es Larry, sich in den innersten Kreis der Vereinigung zu platzieren. Kurz darauf geschieht ein weiterer entsetzlicher Mord …

 

Wem sich nun doch an den „Davinci-Code“ und die grob gefühlten zwei Millionen Nachahmer erinnert fühlt, dem sei gesagt, dass Preyer, wenn überhaupt lediglich ansatzweise in dessen Kielwasser mitschwimmt. Wie schon im Vorgängerband, webt der Österreicher erneut ein äußerst faszinierendes Garn aus Fakten und diesmal übersinnlicher Fiktion zusammen, die Teile eines köstlich mundenden Mysterythrillers sind, welcher ebenso vertrackt wie überraschend daherkommt. Was beim „Kennedy-Rästel“ stellenweise einfach zu viel des Guten war – die viel zu ausgeprägten Passagen über den Elften September, der Kennedy-Ermordung und der Mondlandung – wird diesmal in verträglicheren Dosen aufgetischt und integriert sich wunderbar in den flüssigen Lesestil des Romans. Und wieder muss man Josef Preyer das Kompliment haben, großartige Recherche geleistet zu haben; diesmal in Bezug auf das Universalgenie Leonardo Davinci, der neben seinen zahlreichen Sonnen- auch die eine oder andere Schattenseite besaß. Doch natürlich kann solch ein Werk nicht ausschließlich von den beeindruckenden historischen Kenntnissen leben. Geneigte Leser erwarten eine spannende und möglichst vielseitige Story, Cliffhanger und überraschende Wendungen inklusive. Für beides ist ebenfalls gesorgt – inklusive einer handfesten Überraschung gegen Ende, welche bei Altfans durchaus das Herz ein wenig schneller schlagen lassen dürfte und möglicherweise der Beginn einer längeren Erzählarche innerhalb sein könnte.

 

Ebenfalls erfreulich: der Anzug des Tempos, wenngleich auch nur um maximal anderthalb Anschlagpunkte. Anstelle von rasanter Action dominiert – ebenfalls wie schon beim Vorgänger – ein eher gemäßigtes Tempo, dass diesmal jedoch, aufgrund der knackig-cleveren Geschichte und dem diesmal deutlich kompakteren historischen Anteil, kaum ins Gewicht fällt, das Larry Brents zweites Abenteuer einfach zu gut geworden ist. Apropos: War der PSA-Agent mit dem Kürzel X-Ray-3 zumeist ein relativ simpler und sicherlich auch mit dem einen oder anderen Klischee beladener Charakter, wagt Preyer diesmal den gleichsam löblichen wie zaghaften Vorstoß, dem Titelhelden etwas mehr Tiefe zu verpassen. Wobei es auch in dieser Hinsicht durchaus vorstellbar ist, dass besagter Vorstoß ebenfalls der Beginn einer ganzen Palette von Tiefgang sein könnte, die peu a peu im weiteren Verlauf der hoffentlich langlebigen Reihe häppchenweise offenbart wird.

 

Fazit: Das zweite Larry Brent-Abenteuer erweist sich als versiert-raffinierter Mysterythriller, der stets ein Ass im Ärmel hat und zudem mit faszinierendem historischen Wissen zu glänzen weiß. Bleibt dieses Niveau weiterhin erhalten, dürfte dem Erfolg der Serie nicht viel im Wege stehen.

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Buch:

Die Davinci-Loge

Larry Brent – Neue Fälle Band 2

Autor: J. J. Preyer

gebunden, 208 Seiten

Blitz-Verlag, Oktober 2010

 

ISBN-10: 3898402908

ISBN-13: 978-3898402903

 

Erhältlich bei: Amazon


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Erstellt: 19.01.2011, zuletzt aktualisiert: 12.04.2024 09:51, 11460