Die Expedition von Jo Zybell
Maddrax Hardcover 8
Rezension von Ralf Steinberg
Klappentext:
Dezember 2010 bis Februar 2012 – die letzten Monate Londons vor dem Einschlag des Kometen »Christopher-Floyd«. In den Tagebuchnotizen der Kriegsfotografin Johanna Carlyle spiegeln sich der Untergang ihrer Heimatstadt, das Auseinanderbrechen ihrer Familie und die Auflösung menschlicher Ordnung und Werte angesichts der nahenden Apokalypse. Die Barbarei, von der Zivilisation zurückgedrängt, aber nie endgültig besiegt, erhebt ihr hässliches Haupt …
Über fünfhundert Jahre später erlebt Eve Carlyle, eine Nachkommin Johannas, ihre letzten Monate in der Bunkerstadt. In alten Datenbanken findet sie das Tagebuch ihrer Urahnin. Die Aufzeichnungen begleiten sie auf einer Expedition durch das postapokalyptische Europa. Aber anders als ihre Ururgrossmutter ahnt sie nicht einmal, in welche Katastrophe sie und ihre Crew steuern …
Rezension:
In Band 10 der Heftserie „Götter und Barbaren“, den Jo Zybell ebenfalls schrieb, lernten wir Eve Carlyle kennen. Sie ist die Schlüsselfigur, die Matt nicht nur erklärt, dass er in einer sehr weiten Zukunft wandelt, durch sie erfährt er auch von den Resten der einstigen Zivilisation. Diese Begegnung ist der erste Schritt für den weiten Weg von Aruula und Matt über London, Washington bis hin zum Kratersee. Ohne diese Frau, hätte es den erfolgreichsten Serienplot nicht gegeben, also Grund genug, ihr einen Extra-Roman zu gönnen.
Als Leser der Serie steht man zu Beginn vor dem Problem, ob man tatsächlich mehr über die Vorgeschichte Eve Carlyles erfahren will, kennt man ja ihr Ende. Zybell geht dieses Problem knallhart an. Er beginnt mit dem bekannten Ende, stellt damit Neuleser und Fans auf die gleiche Wissensstufe und fährt nach der dichten Action mit einer romantischen Liebesszene fort. Und ganz nebenbei breitet er das Innenleben der Communities London und Salisbury vor uns aus. Man merkt, mit welcher Freude er über all jene Kleinigkeiten des Alltags schreibt, die in einem Heftroman zuviel Platz einnähmen, aber hier zum wohldosierten Gewürz werden. In Verbindung mit den Berichten aus den Zeiten des Kometeneinschlags und den Anfängen der beiden Communities ergibt sich ein sehr dichtes Bild vom Leben der britischen Bunkerzivilisationen. Zybell hantiert mit den verschiedenen Zustandsformen der Zivilisationszerstörung, so dass es in jeder Hinsicht nachvollziehbar bleibt. Die persönlichen Probleme und Enttäuschungen von Johanna Carlyle, spiegeln dabei auch immer die Konflikte ihrer Nachfahrin wieder. Dieses zeitlich verwobene Spiel der Handlungen birgt einen sehr großen Reiz. Dabei geht Zybell mit den Figuren so streng um, wie die Zeit wild ist. So erreichen einige Szenen Beklemmung beim Lesen und lösen ein Erstaunen aus, das der Roman in solch mitreißender Sprache geschrieben ist.
Fazit:
Jo Zybell beweißt erneut seine große Fähigkeit, einen eindringlichen Abenteuerroman zu schreiben, dessen Figuren lebendig sind und in ihren Taten einfühlsam beschrieben werden.
Unabhängig vom Serienhintergrund ist dieses Buch eine erstklassige Lektüre!
Cover und Aufmachung:
Der Umschlag ist im gewohnten Look der Hardcover Reihe gehalten und wirkt besonderes durch das exzellente Titelbild sehr edel.
Das Cover von Kovacs ist düster, aber voller Dramatik. Den nachtdunklen Grün- und Blautöne wohnt dennoch ein Leuchten inne. Ein eindrucksvolles Cover!
Nach oben